Die Entstehung einer Hochschule

In der Eisenstädter Glorietteallee kann man einem burgenlandweit seltenen Ereignis beiwohnen – der Entstehung einer Hochschule. Das Joseph Haydn Konservatorium für Musik und darstellende Kunst des Landes Burgenland (JHK) wird zur Joseph Haydn Privathochschule (JHP).
Auf die Frage, ob hier die formal höchste Bildungseinrichtung des Landes entsteht, sagt Geschäftsführer Franz Steindl: „Ja, bestimmt“, um dann generös hinzuzufügen, das Burgenland könne „stolz sein“, neben Fachhochschule und Pädagogischer Hochschule nun auch über eine Musikhochschule zu verfügen. Organisatorisch ist die Transformation nach der im heurigen Frühjahr erfolgten Akkreditierung weitgehend abgeschlossen, am 1. Oktober startet der Lehr- und Forschungsbetrieb der Privathochschule.

Geschäftsführer Franz Steindl (li) und Direktor Gerhard Krammer auf der Baustelle
Die Forschung deckt vorerst das Institut für Haydn und Liszt ab, 2025 soll unter dem Titel Transkulturalität auch das musikalische Erbe der Volksgruppen beleuchtet werden.
Spitzenpersonal
Was noch läuft, sind internationale Ausschreibungen der Lehrenden. Neben der Position des Rektors – Haydnkons-Direktor Gerhard Krammer ist vorerst provisorisch bestellt – sind auch acht Professuren und etliche neue Dozentenstellen zu besetzen.
Baulich ist man noch nicht ganz so weit.
Zumindest das erste Semester der Privathochschule findet noch auf einer Baustelle statt, bis Ende Februar soll die 4,5 Millionen Euro teure Erweiterung des Gebäudes fertig sein. Bis dahin ist ein Teil des Betriebs ins nahe Haus der Begegnung ausgelagert.

Gabriel Tritremmel (21) studiert wegen seines Professors in Eisenstadt
In zwei Fakultäten werden künstlerische beziehungsweise künstlerisch-pädagogische Studien angeboten. Den Bachelor of Arts erwirbt man nach acht Semestern, den Master nach weiteren vier Semestern. Insgesamt werden 270 Studienplätze angeboten, etwas weniger als im Konservatorium.
Fix dabei bleibt der 21-jährige Gabriel Tritremmel, der im Konservatorium schon sechs Semester Klavierstudium bei Stanislaw Tichonow absolviert hat und heuer den Mozart-Wettbewerb in Tiflis gewann. In der Privathochschule beginnt der aus Kalkgruben im Mittelburgenland kommende Tritremmel ein Bachelor-Ergänzungsstudium.
Warum studiert das Riesentalent in Eisenstadt und nicht etwa am Salzburger Mozarteum oder der Bruckner-Uni in Linz? „Ich habe hier in Stanislaw Tichonow einen Lehrer, der mich seit Jahren unterstützt“, begründet Tritremmel. Im Übrigen hat er im Rahmen eines Kooperationsstudiums ohnehin auch einen Fuß – oder eine Hand – an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
In Eisenstadt wird zugelassen, wer die Aufnahmsprüfung schafft. Studierende aus EU-Ländern zahlen pro Semester 300 Euro Gebühr, alle anderen 730 Euro. Das Land sichert den Studienbetrieb vorerst bis 2028, heuer mit 5,3 Mio. Euro.
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