Hebammen-Nachwuchs fehlt

Katharina Hutterer ist als Hebamme unterwegs und gibt auch Geburtsvorbereitungskurse und berät Frauen rund ums Stillen
Kassenstellen in Neusiedl und Oberpullendorf unbesetzt, Bedarf steigt.

Eine Tasche für alle Fälle ist immer dabei. Wichtig sind Waage und Maßband, denn die Babys werden bei jedem Besuch von Katharina Hutterer vermessen und gewogen. Fragen gibt es immer genug, an die Hebamme. Denn nach drei Tagen im Spital, nach der Geburt, geht es für die Mütter nach Hause.

Dass Hebammen nur im Kreißsaal arbeiten, ist falsch. Sie sind viel unterwegs. Hutterer arbeitet im Krankenhaus Oberpullendorf und nebenbei freiberuflich. Arbeit gibt es genug. "Es ist wichtig, dass man die Mütter am Anfang bestärkt in ihrer neuen Rolle als Elternteil", sagt Hutterer. Seit heuer steht jeder Mutter die Betreuung nach der Geburt durch eine Hebamme zu. Egal wie lange sie im Krankenhaus war.

Hebammen-Nachwuchs fehlt
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"Der Bedarf wird steigen", sagt Hutterer. Einziges Problem: Es gibt nur fünf Kassenstellen für Hebammen im Burgenland. "In Oberpullendorf und in Neusiedl sind die Stellen unbesetzt", sagt Beate Kayer, Vorstand des burgenländischen Hebammen-Gremiums im KURIER-Gespräch. Eine Kollegin ist für Mattersburg und Eisenstadt zuständig, eine für Oberwart und eine für Güssing und Jennersdorf.

Viel Arbeit

Die Nachfrage muss mit freiberuflichen Hebammen abgefedert werden. 2015 hätte es im Burgenland rund 2200 Geburten gegeben, "bei drei Kassenhebammen sind das mehr als 700 Wöchnerinnen für jede", erklärt Kayer. Es sei nicht zu bewältigen.

Denn mit einem Besuch sei es nicht getan, meistens würden die Mütter fünf bis sieben Mal von den Hebammen besucht. "Es ist dann auch eine finanzielle Geschichte, wie beim Wahlarzt. Das kann sich nicht jede Mutter leisten", weiß Kayer, die an der Fachhochschule in Wien Hebammen ausbildet. In den vergangenen Jahren ist der Bedarf an den Geburtshelferinnen gestiegen. "Durch das Mutter-Kind-Pass-Gespräch gibt es mehr Arbeit und durch die kurze Aufenthaltsdauer nach der Geburt im Krankenhaus", sagt Kayer. Im Burgenland gibt es keine eigene Ausbildung.

Auch Tanja Krutzler hat im Krankenhaus gearbeitet und ist nun selbstständig unterwegs. Eine Kassenstelle wäre für sie nicht attraktiv. Platz für weitere Kolleginnen wäre noch, meint die 32-Jährige. Hutterer und Krutzler bieten neben den Hausbesuchen auch Geburtsvorbereitungskurse, Stillberatung und Babytreffen im Südburgenland an.

Krankenhäuser

In den Krankenhäusern seien nicht alle Planstellen besetzt. Auch beim Nachwuchs sieht es im Burgenland nicht rosig aus. "Junge Kolleginnen die die Ausbildung fertig haben, fangen oft nicht im Burgenland an", sagt Kayer. Ein Grund sei die schlechte Bezahlung im Vergleich zu anderen Bundesländern. "Das Gehaltsthema ist für junge Frauen wichtig, wenn es da in Niederösterreich 500 Euro netto mehr gibt, ist das ein Argument", sagt Kayer. Ein Viertel der Hebammen werde in den nächsten Jahren in Pension gehen. Derzeit würden Gehaltsverhandlungen mit der Krages laufen.

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