Das frisch gezapfte Krügerl Bier: Für viele war es das Sehnsuchtsobjekt Nummer Eins während der langen Gastro-Durststrecke.
Seit einer Woche sind die Zapfanlagen des Landes nun endlich wieder in Betrieb; die erste Bilanz fällt vielerorts dennoch ernüchternd aus. Ob es nun an der 3G-Regel oder am wenig berauschenden Wetter liegt, bleibt der Spekulation überlassen. Fakt ist: Die meisten Gasthäuser hatten am vergangenen Pfingstwochenende noch Kapazitäten frei.
Das spüren nicht zuletzt auch die Zulieferer der Gastronomie, wie zum Beispiel Markus Sautner. Der 33-jährige Golser betreibt die größte Bierbrauerei im Burgenland und den dazugehörigen Getränkevertrieb. Die Bestellungen der Gastronomen seien im Vorfeld der Öffnung zwiespältig ausgefallen, erzählt Sautner dem KURIER: "Es gibt die, die voll bestellen und ihre Lager auffüllen und es gibt die, die zurückhaltend sind oder auch noch gar nicht aufsperren. Ein Mittelding gibt es nicht".
2019 wurden in Gols 850.000 Liter Bier gebraut. 2020 ist die Produktionsmenge freilich etwas kleiner ausgefallen – bis zum Jahresende sind es immerhin 550.000 Liter geworden. Kein schlechter Wert angesichts der abgesagten Großveranstaltungen. "Eigentlich hätte ich geglaubt, dass wir noch tiefer fallen", erinnert sich Sautner an düstere Aussichten im Frühling 2020.
Während des ersten Lockdowns schickt die Privatbrauerei Gols alle 19 Mitarbeiter in Kurzarbeit und wird wieder zum reinen Familienunternehmen. Papa Harald und Mama Waltraud nehmen Bestellungen entgegen, Markus setzt sich tagtäglich ans Steuer des hauseigenen "Heimdienst"-Lkws
Golser Bier
Zusätzlich zu 850.000 Litern Bier, die in Gols von rund 20 Mitarbeitern pro Jahr produziert werden, kommen noch 260.000 Liter Sodawasser und weitere 1,1 Millionen Liter Handelsware diverser Getränkehersteller
Tag des Biers
Bier ist für 88 Prozent der Österreich wichtig, 59 Prozent konsumieren es regelmäßig. Das manifestiert sich in einem eigenen „Feiertag“ – dem "Tag des österreichischen Bieres" am 30. September
107 Liter Bier
trinkt jeder Österreicher im Durchschnitt im Jahr – das sagen Zahlen der Statistik Austria aus den Jahren 2019/20
Dass man bereits vor der Corona-Krise einen Online-Shop und ein Lieferservice an den Start gebracht hatte, kommt der Golser Brauerei während der ersten Corona-Welle zupass. Als die Gasthäuser das erste Mal zusperren, vervielfacht sich die Zahl der durstigen Privatkunden.
In Gols wird kein Bier weggeschüttet
Die Braukessel wurden im ersten Lockdown zunächst einmal stillgelegt, denn die Tanks waren voll. In Gols musste glücklicherweise trotzdem kein Bier weggeschüttet werden: "Solange die Waren im Tank sind, werden sie nicht alt. Und die Ware, die wir zum Teil von Großbetrieben zurückbekommen haben, konnten wir noch verwerten", erklärt Markus Sautner.
Stichwort verwerten: Der Bierbrauer aus Gols wusste auch Nebeneffekte der Krise zu nutzen. Dank Investitionszuschüssen konnten diverse Anschaffungen kostengünstig getätigt werden. Obendrein haben die Sautners den Getränkehandel Glatz-Wieder in Neckenmarkt übernommen. Der Einzugsbereich des pannonischen Biers hat sich damit nochmals vergrößert
Obwohl die Auftragslage zum Gastro-Start hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, schaut Markus Sautner optimistisch in die zweite Jahreshälfte: "Ich erwarte mir einen bombastischen Sommer und einen Tourismus-Ansturm am Land. Ich bin auch überzeugt davon, dass kein Lockdown mehr kommt." Sautners Zuversicht ist berechtigt: Der starke Inlandstourismus hat das burgenländische Getränkegeschäft schon über das Jahr 2020 gerettet. Und schön langsam beginnt ja auch das Wetter, sich auf die Biergartensaison einzustellen.
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