Glyphosat: Das Land geht mit gutem Beispiel voran
Seit die Weltgesundheitsorganisation WHO 2015 Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat, verzichten immer mehr burgenländischen Gemeinden auf Herbizide mit diesem Wirkstoff.
30 wurden dafür bereits offiziell vom Land mit einem Gütesiegel gewürdigt, laut dem Glyphosat Gemeinde-Check von Greenpeace verzichten sogar schon 45 Gemeinden auf den hochwirksamen, aber höchst umstrittenen Wirkstoff, zwei weitere zumindest teilweise.
Dafür haben sich neuerdings auch die 170 landesnahen Unternehmen der Burgenland Holding entschieden, wie die beiden Landesrätinnen Astrid Eisenkopf und Verena Dunst bei einem Pressetermin verlautbarten. Vorbild war die burgenländische Baudirektion, die schon seit fünf Jahren auf den Einsatz entlang von Straßen verzichtet. Zusätzlich kommt seitens des Landes Unterstützung für Gemeinden in Form von Vorträgen, wo erklärt wird, welche Alternativen es gibt. „Langfristiges Ziel ist, dass das Burgenland glyphosatfrei wird – zum Schutz unserer Kinder, zum Wohl von Natur und Umwelt. Das Land geht hier mit gutem Beispiel voran und übt eine Vorbildrolle aus“, sind sich Eisenkopf und Dunst einig.
Zulassen auf EU-Ebene
Die Landeshauptstadt Eisenstadt verzichtet seit 2016 auf den Einsatz des umstrittenen Pflanzengifts – und wird das auch weiterhin tun, wie Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) bestätigt: „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und so auch die Bevölkerung animieren, in ihren eigenen Gärten darauf zu verzichten.“ Das unterstützt auch das Land mit der Aktion „Natur im Garten“. Denn nach wie vor gibt es Glyphosat-hältige Mittel im Fachhandel zu kaufen. Ein nationales Verbot ist nicht möglich, weil die Zulassung auf EU-Ebene im Vorjahr um fünf Jahre verlängert wurde. Österreich stimmte übrigens gemeinsam mit Deutschland dagegen, 18 andere EU-Staaten waren dafür.
Durchwachsene Bilanz
In der Stadt Oberwart wird seit drei Jahren auf Glyphosat-hältige Mittel verzichtet. Das sei durchaus aufwendig, sagt Bauhofleiter Roland Poiger im Gespräch mit dem KURIER: „Der Personaleinsatz ist natürlich viel höher, es braucht mehr Geld und vor allem auch Know-how.“ Denn im Gegensatz zu früher müsse man das auf Säure und Lauge basierende Spritzmittel aus fünf Substanzen selbst abmischen. „Dann gibt es auch Kritik von Bürgern, weil wir nicht immer alle Flächen frei von Unkraut halten können. Sind wir mit der Behandlung fertig, fangen wir wieder von vorn an.“ Außerdem kritisiert Poiger, dass „wir darauf verzichten – und ein paar Meter hinter uns spritzen die Landwirte was sie wollen.“ Doch Glyphosat spiele laut Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich keine große Rolle. „Im Agrarbereich wird es nur spärlich eingesetzt und wird vonseiten der Kammer auch nicht forciert. Zusätzlich wird auf Bundesebene von Ministerin Elisabeth Köstinger gerade eine Machbarkeitsstudie erstellt, welche Alternativen es gibt. Das Ziel ist der Ausstieg.“ Dieses verfolgt auch das Land – am Ende steht und fällt das Thema aber mit der Zulassung auf EU-Ebene.
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