Gewitterstimmung über Kammer
„Der Entwurf ist inakzeptabel und bedeutet den Todesstoß für die Landwirtschaftskammer. Das ist ein brutaler und massiver Einschnitt in den ländlichen Raum.“ Einen Tag nach der ersten Verhandlungsrunde mit SP-Agrarlandesrätin Verena Dunst über die von Hans-Peter Doskozil ankündigten Kürzungen der Landesförderung sparte Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich bei einem Pressetermin nicht mit Kritik.
Konkret geht es um den von Dunst vorgelegten ersten Entwurf des neuen Leistungsvertrages. Dieser wird jährlich neu verhandelt und regelt, wie viel Geld die Kammer vom Land für Beratungsleistungen bekommt. Doskozil hatte beim SPÖ-Landesparteitag in Oberwart angekündigt, die Hälfte dieser Mittel künftig an burgenländische Bio-Betriebe auszahlen zu wollen. Ein erster Gesprächstermin zwischen Dunst und Berlakovich hätte vor zwei Wochen stattfinden sollen, fiel aber aufgrund der turbulenten Entwicklungen rund um SPÖ-Parteichef Christian Kern ins Wasser.
„50 Jobs in Gefahr“
Am Montag dieser Woche war es dann soweit: In einem knapp 30-minütigen Gespräch legte Dunst den ersten Entwurf vor, tags darauf kam die Replik der Kammer in Form einer Pressekonferenz. „Wenn es zu diesen Kürzungen von einer Million Euro kommt, sind bis zu 50 Arbeitsplätze von Beratern und Fachkräften gefährdet. Dann können die Serviceleistungen nicht mehr aufrecht erhalten werden, was weniger Bundesförderung zur Folge hätte. In Summe würden uns dann also 1,7 Millionen Euro fehlen“, sagt Berlakovich. Betroffen wären laut ihm auch die Seminarbäuerinnen, diverse Schulprojekte sowie die Aus- und Weiterbildung von Landwirten. „Die Landwirtschaftskammer hat 350 Kurse im Angebot. Derzeit befinden sich rund 100 Personen in diesen Weiterbildungsangeboten, die müssten die Ausbildung dann abbrechen und sich selbst um neue Kurse umschauen“, sagt Berlakovich.
„Mehr für Landwirte“
Für Landesrätin Verena Dunst ist die Kritik der Landwirtschaftskammer befremdlich. „So arbeitet man nicht. Einen Tag nach der ersten Verhandlungsrunde in die Medien zu gehen, um etwas auszurichten, schadet den Landwirten“, sagt Dunst. Sie sei überrascht gewesen, dass Berlakovich „unvorbereitet und ohne Konzept“ zum Termin gekommen sei und auch, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, im Vorfeld nicht das Gespräch gesucht habe: „Jeder weiß, dass das Budget im November im Landtag behandelt wird – und das wird übrigens so viel Geld wie noch nie für die Landwirte direkt beinhalten. Jetzt liegt einmal ein erster Entwurf auf dem Tisch. Aber klar ist: Wir zahlen, also schaffen wir auch an.“ Berlakovich hingegen sagt, dass nie die Rede davon war, ein Konzept vorlegen zu müssen: „Das wurde uns erst am Montag mitgeteilt.“
Die weiteren Verhandlungen stehen unter keinem guten Stern. Für Anfang kommender Woche wurde ein weiterer Termin vereinbart.
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