Gewerkschaft ortet Ausbeutung

Arbeitsbedingungen, Kukmirn
Erntehelfer hätten 100 Euro die Woche verdient, Firmenchef kontert, „alles seriös abgerechnet“

Acht bis zehn Stunden Arbeit pro Tag und 1500 Euro netto sind möglich. So hat eine Arbeitsvermittlungsfirma für den Job als Erntehelfer in Rumänien geworben. Andrei Borchsecu ist auf das Angebot eingestiegen. Als er nach Kukmirn, Bezirk Güssing, kam, um Zwiebel zu pflücken und in Kartons zu packen, wurde er mit der ernüchternden Realität konfrontiert. „Wir haben auf 16 Quadratmetern zu fünft geschlafen und hatten nur am Freitagnachmittag frei, um unsere Einkäufe zu erledigen“, erklärt der Rumäne. Der erhoffte Lohn für die Mühe blieb allerdings aus. „Vier Euro die Stunde habe ich bekommen und keine Überstunde wurde bezahlt“, sagt der Erntehelfer, der auf stolze 336 Arbeitsstunden und einen Lohn von 430 Euro kam.

Unvorstellbar

„So ein Fall ist mir bis jetzt noch nie untergekommen“, ist Andreas Horvath entsetzt, er ist der zuständige Sekretär der Produktionsgewerkschaft PRO-GE in Güssing. Ein Bekannter eines Arbeiters habe die Gewerkschaft aus Rumänien angerufen, am Donnerstag habe man Kontakt mit den Erntehelfern aufgenommen. „Es stellte sich heraus, dass viele der Arbeiter wöchentlich 100 Euro Taschengeld ausbezahlt bekamen“, sagt der Gewerkschafter. Auch die wöchentliche Höchstarbeitszeit wurde bei mehreren Arbeitern überschritten. Als er den Betriebsleiter vor Ort zur Rede stellen wollte, wurde er vom Gelände verwiesen. „Auch die Arbeiter mussten ihr Quartier sofort verlassen“, sagt Horvath.

Die Gewerkschaft hat die Finanzpolizei und das zuständige Arbeitsinspektorat informiert, es wird ermittelt. Die Arbeiter wurden in einer Pension in Stegersbach untergebracht, bis sie heute, Samstag, wieder in ihre Heimat zurückkehren. Geld haben sie noch keines bekommen.

Für Firmenchef Andreas Wach sind alle Arbeitszeiten und Entlohnungen belegbar. „Wir haben die Mitarbeiter normal bezahlt, es gibt einen Arbeitsvertrag und es ist alles seriös abgerechnet worden“, sagt Wach. Es sei außerdem üblich, dass die Löhne für Erntehelfer nicht sehr hoch seien.

Was er sich überhaupt nicht vorstellen kann, „dass jemand für 336 Arbeitsstunden nur 430 Euro bekommen hat“. Bisher wurde der Betrieb schon drei bis vier Mal überprüft, es seien nie Unstimmigkeiten aufgetreten. „Das wird jetzt auch so sein“, sagt Wach.

Für Gewerkschafter Horvath steht fest, dass er den Arbeitern helfen will. „Wir schauen, dass die Leute zu ihrem Recht kommen“, sagt Horvath. Unterdessen sollen schon neue Erntehelfer unterwegs sein, um wieder Zwiebel zu pflücken.

Kommentare