Getreidebauern kämpfen gegen das Klima und den Markt

Am Bio-Landgut Esterhazy zogen Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und Versicherung Bilanz zur heurigen Getreideernte im Burgenland. Die aktuell vorliegenden Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Erträge liegen im heurigen Jahr leicht unter dem Fünfjahresdurchschnitt, zumindest qualitativ ist die Ernte aber weitgehend stabil.
Starkregen, Hagel, Trockenheit und Hitze machten vielen Betrieben zu schaffen, vor allem Bio-Betriebe hatten mit den Bedingungen zu kämpfen.
Mais und Soja legen zu
Im Burgenland werden auf 78.000 Hektar Getreide, auf knapp 38.000 Hektar Ölfrüchte angebaut – insgesamt sind es rund 157.000 Hektar Ackerfläche. 62 Prozent konventionell, 38 Prozent biologisch. Gewinner des heurigen Anbaujahrs sind Weizen, Mais und Soja, während beim Raps ein Rückgang von 15 Prozent verzeichnet wurde.

Anja Haider-Wallner, Markus Fritz, Obmann Hannes Mosonyi, Mario Winkler und Martin Pinczker zogen Bilanz über die heurige Getreideernte im Burgenland.
„Unsere Bäuerinnen und Bauern bekommen die Auswirkungen der Klimakrise hautnah zu spüren“, sagte Anja Haider-Wallner, Landeshauptmann-Stellvertreterin und Agrarreferentin des Landes Burgenland. Umso erfreulicher sei es, dass „Menge und Qualität der Ernte 2025 recht stabil geblieben sind“.
Bio unter Druck
Markus Fritz, Prokurist von Pannatura, schildert die Herausforderungen im Biolandbau: Vom verregneten Herbst 2024 über die Trockenheit im Frühjahr bis zur Hitzewelle im Juni war das Jahr „sehr anspruchsvoll“. Dennoch: „Die ersten Ergebnisse der Ernte sind sehr erfreulich in Hinblick auf Qualität und Quantität.“ Entscheidend seien Standortwissen, angepasste Fruchtfolgen und fachliche Expertise.
Fritz unterstrich die Notwendigkeit von Flexibilität und lokalen Strategien: „Immer stärker kommen regionale, oft kleinörtliche Unterschiede zum Tragen.“ Bio-Produzent Martin Pinczker machte auf die ökonomischen Hürden aufmerksam: „Ohne Düngemittel und chemischen Pflanzenschutz ist man von Klima und Witterung noch stärker betroffen.“ Entscheidend für die Zukunft sei daher eine bewusste Nachfrage nach regionalen Bio-Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Auch Hannes Mosonyi, Obmann des Landesgremiums Agrarhandel, sieht Herausforderungen durch sinkende Weizenvorräte und steigende Exporte. Der burgenländische Agrarhandel mit seinen 144 Mitgliedsbetrieben sei „mehr als reiner Warenhandel“ – er verbinde Landwirtschaft, Industrie und Konsumenten.
Hagelversicherung warnt
Mario Winkler von der Österreichischen Hagelversicherung präsentierte die Folgen der Erderwärmung in Zahlen: Während es in den 1980er-Jahren in Eisenstadt rund zwölf Hitzetage pro Jahr gab, waren es im Vorjahr 48 – ein Verdreifachung innerhalb weniger Jahrzehnte. Der diesjährige Unwetterschaden in der Landwirtschaft beträgt bereits 3,2 Millionen Euro, obwohl die Saison noch nicht vorbei ist.
Acht von zehn burgenländischen Ackerbauern sind laut Winkler mittlerweile gegen Wetterextreme versichert. Die Hagelversicherung biete das modernste Schadenssystem Europas und sei ein zentraler Baustein der Agrarabsicherung – auch im Hinblick auf Tourismus und Landschaftspflege.
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