Milletich: Medienmensch mit Fußball-Faible
Oh je. Gerhard Milletich hat etwas die Zeit übersehen. Mit Verspätung trifft er in der Schau-TV-Zentrale in Eisenstadt ein, weil es im Haus des burgenländischen Fußballverbandes länger gedauert hat. „Ich hab’ ja drei Baustellen“, sagt er. Baustellen? Er verwendet den Begriff nicht im Sinne von reparaturbedürftig, sondern anpackend. Milletich hat gleich vier Jobs, die er pendelnd im Dreieck Wien (Chef des Bohmann-Verlags), Eisenstadt (Chef von Schau TV und des Fußballverbandes) und Parndorf (Chef des Fußballvereins in seinem Heimatort) bewältigt.
KURIER: Wird aus dem Ostliga-Fußballmagazin nach dem Aufstieg des SC/ESV Parndorf eine TV-Sendung über die Erste Liga?
Gerhard Milletich: Nein, natürlich gibt es die Ostliga-Sendung weiter. Das Magazin hat mit Parndorf nur am Rande zu tun. Wir machen Fernsehen für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Da war eine Sendung über die Regionalliga Ost, die diese Bundesländer abdeckt, naheliegend.
Wie waren die Reaktionen auf die Ostliga-Sendung?
Man hat sofort gemerkt, wie sehr sie gefehlt hat. Die Ostliga hat eine große Community, war aber vom TV nicht abgedeckt. Wir sind überall mit offenen Armen empfangen worden.
Ist auch Schau TV schon reif für die Erste Liga?
Wir machen Regionalfernsehen für die drei Bundesländer und können gar nicht alles abdecken. Nur zum Vergleich: Der ORF agiert mit 600 Millionen Euro Gebührengeld, wir haben null. Da können wir nicht mithalten, ist auch nicht unser Ziel. Wir wollen gutes Programm für die Ostregion machen, für ein möglichst großes Publikum. Aber es ist ein mühsamer Weg, sich in Wien und Niederösterreich auf dem Fernsehmarkt zu etablieren.
Was schauen Sie am liebsten?
Die Nachrichtensendung, weil sie mittlerweile so vielfältig, breit gefächert und wirklich informativ ist.
Wie hoch ist das Jahresbudget von Schau TV?
Über Zahlen möchte ich nicht reden.
Den früheren Eigentümer Bewag soll Schau-TV-Vorgänger BKF jährlich eine Million Euro gekostet haben. Machen Sie mit Schau TV schon Gewinn?
Um Gottes Willen, nein. Wir sind im Bewusstsein gestartet, dass wir noch investieren müssen. Dass wir via Satellit und weiter über Antenne zu empfangen sind, kostet alles in allem 850.000 bis 900.000 Euro zusätzlich. Bis zu ausgeglichenen Ergebnissen brauchen wir noch Jahre.
Wie viele?
Fünf, schätze ich.
So lange ist es ein Investment des Bohmann-Verlags?
So ist es. In Wien decken wir mit unseren 200 Mitarbeitern von Print über elektronische Medien, social media, Internet-Portale und Video alles ab. Nur Fernsehen hat gefehlt. Unser Ziel ist es, den ganzen Medienbereich abzudecken.
Wie viele BKF-Mitarbeiter sind noch dabei?
Ich weiß es nicht genau, aber es sind viele dageblieben, wir haben aber die Mitarbeiterzahl fast verdoppelt und halten jetzt bei 28 oder 29 Angestellten.
Bleibt Eisenstadt Sender-Standort oder gehen Sie nach Wien?
Es gibt eine Standortgarantie für fünf Jahre, aber wir denken auch darüber hinaus nicht an Abwanderung, das wäre wirtschaftlich unsinnig. Wir haben den Standort in Eisenstadt ausgebaut und in Wien ohnehin keinen Platz.
Sie müssen dadurch aber ständig auf Achse sein.
Mittlerweile habe ich ein Dreiecks-Verhältnis zwischen Parndorf – Eisenstadt mit Sender und Fußballverband – und Bohmann in Wien. Für mich ist das eine runde Geschichte.
Apropos runde Geschichte – Sie sind erfolgreicher Unternehmer und doppelter Fußballpräsident, da fehlt nur noch die Politik?
Die fehlt eindeutig nicht.
Sie würden also nicht noch einmal für den Gemeinderat kandidieren, wie 2012 in Parndorf?
Ich habe an nicht-wählbarer Stelle kandidiert, es ging nur um ein Bekenntnis, wofür ich stehe. Eine Karriere in der Politik ist damals wie heute nicht im Entferntesten ein Thema.
Sie kommen aus der ÖVP und haben 2012 für die SPÖ kandidiert – warum?
Das hat ursächlich mit dem Landeshauptmann zu tun.
Die persönliche Freundschaft zu Hans Niessl hat Sie dazu bewogen?
Ja, klar. Aber ich bin kein fanatischer Roter, ich habe auch mit anderen Parteien kein Problem, nur mit den Freiheitlichen will ich nichts zu tun haben.
Mit dem Landeshauptmann verbindet Sie die Fußballleidenschaft. Soll Parndorf in die Bundesliga aufsteigen?
Bleiben wir auf dem Boden der Realität, unser Ziel ist der Klassenerhalt ohne Abstiegsangst. Wenn es gelingt, dass wir uns sportlich etablieren – wofür ich sehr optimistisch bin – sehen wir weiter. Mit mir gibt es sicher keine wirtschaftlichen Abenteuer. Ich bin seit 22 Jahren Obmann und hauptverantwortlich für die solide finanzielle Basis.
Wie hoch ist das Budget für die kommende Saison?
1,8 bis zwei Millionen Euro.
Es kommt in der Ersten Liga auch zum Duell mit dem SV Mattersburg.
Der SVM ist eine Stufe höher einzuschätzen. Ich gehe davon aus, dass Mattersburg ganz vorne mitspielt. Ich wünsche Mattersburg den Aufstieg in die Bundesliga und uns den Klassenerhalt.
Aber wenn Parndorf am Ende der Saison vor dem SVM liegt, hätten Sie nichts dagegen?
Es wäre mir nicht unangenehm.
Bleiben wir in Mattersburg. Steigt Parndorf jetzt in die Fußballakademie ein?
Wenn mir jemand erklären kann, welchen Vorteil ich davon hätte.
Ein Reservoir junger Spieler?
Spieler können auch nach Parndorf wechseln, wenn ich nicht beteiligt bin. Die Fußballplätze in der Akademie kann ich aufgrund der räumlichen Distanz nicht nutzen.
Die Akademie-Frage stellt sich ja auch für den BFV-Präsidenten, Gesellschafter ist neben Land, Klub und Stadt Mattersburg auch der Fußballverband.
Inhaltlich ist die Akademie super, aber der Verband kämpft mit den Kosten.
Kann sich der BFV die Akademie leisten?
Im Moment nicht. Neben der Akademie gibt es noch andere Nachwuchskader, die dazu dienen, dass man Spieler für die Akademie sondieren kann und die Kosten dafür trägt zu 100 Prozent der Verband. Die Akademie belastet das Budget des BFV enorm.
In Zahlen?
Ich will nicht mit Zahlen herumwerfen, aber der BFV-Vorstand will versuchen, den Verbands-Anteil zu reduzieren. Aber das ist noch total offen, es gibt Gespräche (die laufenden jährlichen Kosten der Akademie betragen etwa 1,5 Millionen €, der BFV hält 20 %, Land und SVM je 35 %; Anm. der Red.)
Kandidieren Sie noch einmal als BFV-Präsident?
Das weiß ich heute noch nicht, aber ich bin nicht amtsmüde.
Kommentare