Die Seegemeinden rüsten touristisch auf

Steht man inmitten der neuen Familien-Erlebniswelt im Podersdorfer Strandbad, dann wäre man nur zu gerne noch einmal Kind. Seit voriger Woche sind die Spiele auf der sieben Meter hohen Seerose (der längsten durchgehenden Motorikstrecke Österreichs) und der gewaltigen Sand-Großbaustelle eröffnet.
Zwei Millionen Euro hat sich die Gemeinde den riesigen Spielplatz mit seinen aus Holz gefertigten Attraktionen kosten lassen. Die Familienerlebnis-Welt ist dabei nur eine von vier Etappen in der Kompletterneuerung des 2,5 Kilometer langen Strandbereichs. Bis 2024 fließen zehn Millionen Euro in den Urlaubs-Hotspot für Familien und Wassersportler.
Die kostspieligen Investitionen in Podersdorf stehen exemplarisch für eine touristische Aufrüstung, die in den Gemeinden rund um den Steppensee derzeit stattfindet. Einen neuen Spielplatz gibt es jetzt zum Beispiel auch in Breitenbrunn. Der ist zwar kleiner als der Podersdorfer Action-Park; auf 300 Quadratmetern schlagen Kinderherzen aber auch hier dank klassischer Spielgeräte und Motorik-Elementen höher.
Umwälzungen am Strand

Gehobenes Campen in Breitenbrunn
Seitdem die Esterhazy Betriebe 2019 die Verwaltung des Strandbades übernommen haben, wurden weitreichende Maßnahmen gesetzt. Die Esterhazys wollen dabei mit einem naturnahen Konzept in Einklang mit Natur-, Wasser und Landschaftsschutz punkten, wie Sprecherin Leonara Skala gegenüber dem KURIER betont. Weniger Einklang herrscht derzeit mit den Eigentümern von 80 Mobilheimen am Camping-Areal, deren Mietverträge am 31. Oktober auslaufen und nach aktuellem Stand nicht verlängert werden sollen.
Glamping am See
Am Breitenbrunner Campingplatz wollen die Esterhazy Betriebe in Zukunft mit dem neuen „Glamping“-Angebot Gäste anlocken, die auch im Wohnwagen Wert auf Komfort legen – und sich diesen etwas kosten lassen: Für knapp 200 Euro pro Nacht kann man in der Hauptsaison in einem der sechs „Astella“-Wohnwägen das Camping am See von seiner luxuriösen Seite kennenlernen.
Aber auch im klassischen Hotelsektor werden rund um den Neusiedler See neue Angebote geschaffen. In Andau baut Winzer Erich Scheiblhofer gerade an seinem „Resort“. Im kommenden Sommer bleibt die Anlage mit 115 Zimmern aber noch unbewohnt, die Bauarbeiten dürften sich noch bis in den Winter hinein ziehen.
Noch länger wird es dauern, bis man im trendigen neuen Hotel in Weiden am See eines der voraussichtlich 120 Betten buchen kann. Das „Seehaus“ mit seiner begrünten Holzfassade wird für fast 16 Millionen Euro im Eck zwischen Seebad und Hafen errichtet und soll ab 2023 trendbewusste Urlauber anlocken.

Die neue Erlebniswelt in Podersdorf lädt zu Abenteuern ein
Naturbewusste Gäste
Die neuen Tourismusprojekte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Aufenthaltsdauer der Gäste in Zukunft zu verlängern.
Auch die Neusiedler See Tourismus Gesellschaft (NTG) hat sich zum Ziel gesetzt, die Touristen länger in der Region zu halten und somit besonders auch Nächtigungsgäste zu erreichen. „Wir sprechen Gäste mit den vielfältigen Themen der Region wie Familie, Radfahren, Wein, Kulinarik, Kultur, Wellness, Trendsport oder Natur an – wobei das ganze mehr als die Summe seiner Teile ist“, erklärt dazu NTG-Geschäftsführer Stefan Schindler im Gespräch mit dem KURIER.
Nachdem der starke Sommertourismus mancherorts die Bilanz im turbulenten Jahr 2020 gerettet hat, will man heuer auch neues Publikum aus den Bundesländern sowie aus den internationalen Zielmärkten aktivieren, so Schindler. Gästen, die die einzigartige Naturlandschaft im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel erleben wollen, liegt auch das Thema Umweltschutz am Herzen. Hier hakt die NTG mit einer Innovation ein: Die „Neusiedler See Card“, die unter anderem den Zutritt in alle Seebäder ermöglicht, gibt es heuer testweise auch in digitaler Form und aus Karton statt Plastik.

„Ratschen“ investiert in Spa und neues Lokal
Mitten in den Weinbergen von Deutsch Schützen lockt das Restaurant Ratschen mit drei Hauben und viel Idylle die Gäste aus Nah und Fern. 2007 von der Familie Wiesler gegründet, wurde es zum kulinarischen Highlight im Südburgenland.
Anfang 2020 ist die Gastronomen-Familie Wiesler eine Kooperation mit dem Münchner Investor Hans Kilger eingegangen. Bereits während des Lockdowns wurde das Restaurant umgebaut und die Küche erweitert, sowie der Außenbereich attraktiviert. Rund 600.000 Euro wurden investiert.
Am Freitag fand der Spatenstich für den nächsten Schritt statt. Dieses Mal sollen 4,5 Millionen Euro in das Tourismusprojekt fließen. Entstehen soll ein 250 Quadratmeter großes Tagesrestaurant, als Ergänzung zum Haubenlokal. Die Wohnothek soll von 20 auf 60 Betten aufgestockt und um einen Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und Ruheräumen ergänzt werden.
„Das Südburgenland ist ein weinkulinarisches Paradies für Genuss- und Qualitätsfanatiker wie mich. Die Menschen leben hier ihre kulinarische Tradition, wissen um die Qualität und teilen diese mit Gastfreundschaft“, sagte Hans Kilger beim Spatenstich. Für Josef Wiesler ist der Schritt eine „Attraktivierung“ des Betriebs. „Meine Vision ist es, mit dem Ratschen eine Drehscheibe für den Tourismus im Pinkatal zu werden.“
Auch Tourismuschef Didi Tunkel sieht einen wichtigen Impuls für die Region: „Das Projekt wird dieses Kleinod noch mehr zum Aushängeschild für Genussurlaub auf höchstem Niveau machen.“
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