Gegen die Angst der Firmen vor der Lehrlingsausbildung

Gegen die Angst der Firmen vor der Lehrlingsausbildung
AMS, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer wollen bis Ende 2018 bei Unternehmern um 100 zusätzliche Lehrstellen werben

Eigentlich könnte AMS-Chefin Helene Sengstbratl rundum zufrieden sein: Im Juni waren im Burgenland 107.000 Menschen beschäftigt, die Zahl der Arbeitslosen (7100 Personen) ist im Vorjahresvergleich um zwölf Prozent gesunken, bei Jugendlichen noch stärker. „Die Wirtschaft brummt“, quittierte Sengstbratl am Mittwoch diese Entwicklung. Aber dennoch gibt es bei 60 offenen Lehrstellen fast doppelt so viele Lehrstellensuchende – obwohl andererseits allerorten ein Fachkräfte-Mangel beklagt wird.

Das Arbeitsmarktservice hat deshalb gemeinsam mit Wirtschafts- und Arbeiterkammer, die auch im AMS-Landesdirektorium vertreten sind, eine Lehrstellenaktion gestartet, die seit Herbst 2017 läuft. Bis Ende des heurigen Jahres sollen 100 neue Lehrstellen geschaffen werden. Angesprochen werden Betriebe, die noch nie Lehrlinge ausgebildet oder zumindest in den vergangenen fünf Jahren darauf verzichtet haben. Bis dato wurden 236 Betriebe kontaktiert, 45 Lehrstellen konnten so geschaffen werden, zogen Sengstbratl und die Präsidenten von WK und AK, Peter Nemeth und Gerhard Michalitsch, am Donnerstag eine leicht verspätete Halbzeitbilanz. In bestimmten Fällen (z. B. Ausbildung von Mädchen in Männerdomänen oder für ältere Lehrlinge) fördert das AMS, für die gesamte Lehrzeit können das bis zu 27.000 Euro sein.

Lehrlingsplan

Die Firma Katzbeck in Rudersdorf braucht diesen Anstoß nicht, denn beim Fenster- und Türen-Produzenten gehört die Lehrlingsausbildung zum A und O, wie Produktionsleiter Dietmar Müller im KURIER-Gespräch erläutert. Der südburgenländische Familienbetrieb, der in ganz Österreich präsent ist, hat sich einen eigenen Lehrlingsausbildungsplan verpasst. Man werbe selbst in Schulen der Region um den Nachwuchs, Interessenten müssten danach ein Aufnahmeverfahren in Deutsch und Rechnen absolvieren und das zumindest mit einem „Befriedigend“ abschließen, ehe nach einer mehrtägigen Schnupperlehre die Entscheidung fällt. Was Müller auffällt: Die Zahl der Bewerber geht zurück; insgesamt bildet Katzbeck mit 225 Mitarbeitern derzeit acht Lehrlinge aus – darunter Tischler-Landessieger. Th. Orovits

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