Fünf Parteien und ein Pirat
Franz Steindl ist ein Spieler, aber kein Zocker. Er habe erst einmal gewettet – und glorios gewonnen, rief der ÖVP-Chef und passionierte Trompetenspieler beim Wahlkampfauftakt von Volkspartei und Gemeindebund am Donnerstagabend im Donnerskirchener Weingut Reichhardt rund 400 Parteifreunden zu.
1992 gelang es Steindl, Purbach umzudrehen und Bürgermeister zu werden. Der nachmalige rote Landtagspräsident Walter Prior, damals Ortschef im tiefroten Siegendorf, hatte die Wette verloren und musste eine Kiste Sekt blechen – "auf dem ÖVP-Ball in Siegendorf", rief Steindl in die johlende Menge. Jetzt, 20 Jahre später, wettet Steindl wieder, dass der Donnerskirchener ÖVP-Spitzenkandidat Johannes Mezgolits den roten Langzeit-Bürgermeister Josef Frippus aus dem Amt kippt. Steindls Devise für alle 171 Gemeinden: "Laufen, laufen, laufen". Prior bestätigt die verlorene Wette, dennoch sei der Sekt nicht in Strömen geflossen, merkt er trocken an, denn "der ÖVP-Ball in Siegendorf bleibt in überschaubarem Rahmen". Wahlkampf kann auch lustig sein.
Jedenfalls kommt der Wahlkampf für die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl am 7. Oktober auf Touren. Bis Freitag, 13 Uhr, hatten Parteien Zeit, Wahlvorschläge bei Gemeindewahlbehörden einzubringen. Einzige Überraschung ist das Antreten der Piratenpartei, die allerdings nur in Oberwart auf Stimmenfang geht.
Die SPÖ, die 2007 landesweit 47,7 Prozent der Stimmen erreichte und 88 Bürgermeister stellt, tritt in allen 171 Gemeinden an. In Wimpassing, Loretto, Pilgersdorf, Bildein und Rohr verzichtet die Sozialdemokratie auf Bürgermeisterkandidaten. "Unsere Ortsparteien entscheiden das autonom", sagt SP-Landesgeschäftsführer Robert Hergovich.
Die ÖVP hingegen kämpft erstmals in allen Kommunen auch ums Bürgermeisteramt, sagt Parteimanager Christian Sagartz. Freilich heftet sich die Volkspartei dabei auch Rohr auf ihre Fahnen, wo eine VP-nahe Liste regiert. Insgesamt verfügt die ÖVP über 78 Bürgermeister und 43,1 Prozent der Stimmen.
Die Freiheitlichen rechnen laut Landesparteisekretär Géza Molnár mit 81 Kandidaturen (2007: 70), Grüne treten in 19 Gemeinden an (21), sagt Geschäftsführerin Regina Petrik und die Liste Burgenland in etwa 20 Kommunen (53). Den eklatanten Rückfall gegenüber der letzten Wahl erklärt LBL-Chef Wolfgang Rauter mit der Konzentration der Kräfte auf aussichtsreiche Gemeinden. Mit Deutschkreutz und Bad Sauerbrunn stellt die Liste schon zwei Ortschefs, Rauter will in Großhöflein ganz nach oben. Und das BZÖ? Man unterstütze die Kandidatur von Namens- und Bürgerlisten, heißt es.
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