"Friedensprojekt ist nötiger denn je"

Gerald Mader war SP-Landesrat und baute das Friedenszentrum in Stadtschlaining auf
Ex-Landesrat Gerald Mader schuf in Schlaining die Friedensburg, eine Universität und seine eigene Utopie.

"Herr Doktor, darf’s noch was sein?", fragt die Kellnerin im Kaffeehaus Gradwohl in Bad Tatzmannsdorf. Gerald Mader verneint, eine Melange mit großem Leitungswasser hat er bereits, mehrere Zeitungen liegen aufgeschlagen am Tisch. Der 90-Jährige hat viel erreicht, war 20 Jahre Rechtsanwalt, 1971 wurde er in die Landesregierung berufen und 1984 verabschiedete er sich wieder, "der Stil hat mir nicht mehr gefallen", sagt Mader. In der Partei waren nicht alle einverstanden, dass der Landesrat einfach geht. Doch die inhaltlichen Differenzen seien zu groß geworden, "ich war gegen die Atomkraft, gegen die Nato und für die Friedensbewegung", so der 90-Jährige.

Friedenszentrum

Für den Frieden setzte er sich schließlich ein und hat in Stadtschlaining, seine "Utopie" geschaffen, von vielen wurde er anfangs belächelt.

Doch er hat die Burg zum Friedenszentrum umgebaut, Infrastruktur geschaffen und zwei Studiengänge etabliert. Die Politik beschäftigte ihn auch weiterhin und seine guten Netzwerke machten das Projekt in Schlaining erst möglich.

Ein Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung, ÖSFK, war der Plan. Dafür hat Mader bei der Europäischen UNESCO-Konferenz einen Antrag gestellt, der damalige Außenminister wollte den Ex-Landesrat aus dem Burgenland noch von dieser Idee abbringen. "Er schrieb, ich kann nicht in einem südburgenländischen Dorf eine Universität errichten, das ist unmöglich. Wir würden uns und Österreich blamieren", erzählt Mader. Die UNESCO stimmte zu und die Friedensuniversität, European Peace University (EPU), wurde gegründet.

Der zweite Kurs war ein Training für die UNO zur Konfliktlösung, den zuerst das Verteidigungsministerium hätte machen sollen, "doch wir meinten, wir können das besser", sagt Mader. Was schließlich auch das Ministerium nach dem ersten Probekurs bestätigte.

UNESCO-Friedenspreis

"1995 erhielten wir den UNESCO-Friedenspreis, nur drei Jahre nach Mutter Theresa", sagt Mader stolz. Im Jahr 2000 sei der Höhepunkt seiner "Utopie" wahr geworden, das Museum für Frieden wurde gegründet. 30 Jahre lang war Mader Präsident des ÖSFK und arbeitete ehrenamtlich.

Mittlerweile sind die Fördergelder für die EPU eingestellt worden, als Privatuniversität konnte die Friedensuni nur drei Jahre bestehen. Jetzt gibt es etwa noch die Sommerakademie.

Mader bekam vor Kurzem von Bundespräsident Heinz Fischer das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Befragt zur aktuellen Lage sei für Mader ein Friedensprojekt heute nötiger denn je. "Die jetzige Situation, wenn ich sie rational beurteile, kann nur eine Katastrophe werden." Zu viele Mächte würden sich gegeneinander ausspielen, der Flüchtlingsstrom reiße nicht ab.

Auch mit der Landespolitik ist der Ex-Politiker nicht zufrieden. "Ich stehe kritisch zur Entscheidung von Niessl (Landeshauptmann Hans Niessl Anm.) eine enge Kooperation mit den Freiheitlichen zu machen, politisch und geistig", sagt Mader. Die FPÖ sei eine rechtspopulistische Partei, die aus der EU aussteigen wolle und gleichzeitig "einen Nationalstaat gründen will, der autoritär ausgerichtet ist". Als Beispiele sieht Mader Ungarn und Polen, wo der Abbau des Rechtsstaats Hand in Hand gehe.

"Mich trifft es nicht mehr, aber es trifft die Zukunft, da gehören meine Kinder dazu und meine neun Enkelkinder", sagt Mader. Trotzdem bleibe er ein Optimist, "aus Trümmern kann etwas Neues entstehen".

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