Freilichtmuseum: Frisch gedeckt und aufgesperrt

Wenn man in Gerersdorf bei Güssing von einer kleinen Seiten- auf eine noch kleinere Nebenstraße abbiegt und anschließend einen Hügel hochfährt, wähnt man sich kurz danach in einer anderen Welt.

Nämlich in jener unserer Vorfahren. Nirgendwo anders kann man deren Leben so hautnah nachvollziehen und miterleben wie im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf. Im von Museumsgründer und Kurator Gerhard Kisser, seiner Frau Eveline Niederbacher-Kisser und dem umtriebigen Team rund um Wilhelm Pammer, Roman Jandrisevits und Karl Lackner liebevoll gepflegten Areal gibt es zum heurigen Saisonstart am Gründonnerstag, 28. März, einige Neuigkeiten.

Etwa das neu mit Stroh gedeckte Wohnhaus aus Tschanigraben. Dabei handelt es sich um eines der ersten vom Museumsgründer übertragenen Gebäude ins Museumsareal. Es ist ein historisch bedeutendes ehemaliges Rauchstubenhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert, in dem Rauchküche, Lehmstube und Schlafstube besichtigt werden können.

Mehr Gäste, neue Häuser

Wie beliebt das Freilichtmuseum im Bezirk Güssing bei Gästen aus nah und fern ist, zeigt sich anhand der sich positiv entwickelnden Besucherzahlen. Diese konnten im Vorjahr um etwa zehn Prozent im Vergleich zu 2022 auf 10.600 gesteigert werden. „Wir freuen uns besonders über das steigende Interesse von Schulen“, heißt es vom Verein „Freunde des Freilichtmuseums Ensemble Gerersdorf“. 

Heuer gibt es für Besucherinnen und Besucher übrigens erstmals die Möglichkeit, drei bisher nicht öffentlich zugängliche Häuser gegenüber des Parkplatzes zu besichtigen.

35 Gebäude, gefüllt mit alten Gebrauchsgegenständen und landwirtschaftlichen Gerätschaften, gibt es mittlerweile zu besichtigen. Bei den Häusern handelt es sich um größtenteils mit Stroh gedeckte Wohn- und Wirtschaftsgebäude, das älteste stammt aus dem Jahr 1728.

Drechseln & Schleißen

Der Verein bietet aber noch viel mehr, als „nur“ die Besichtigung von alten Häusern. Im Mittelpunkt der heurigen Saison stehen natürlich auch wieder zahlreiche Veranstaltungen, die sich dem Erhalt von altem Brauchtum verschrieben haben. Das Angebot reicht von der Restaurierung alter Möbel über Drechseln, Kunstschmieden, Schweißen, Korbflechten und Federnschleißen bis hin zum Bau von Musikinstrumenten oder dem analogen Fotografieren – zusammengefasst unter dem Titel „Sommerakademie zur Erhaltung Ihres persönlichen Kulturgutes“. 

Das Besondere an all diesen Kursen ist das Arbeiten in den historischen Original-Werkstätten wie Schmiede, Tischlerhaus oder im offenen Handwerker-Stadel. Einige Kurse sind auch zu Wunschterminen mit mindestens 2-3 Teilnehmern buchbar.

Kunst & Musik

Dort finden sich auch alle anderen Termine des heurigen Jahres – und die sind zahlreich. So werden heuer vier im Burgenland lebende Künstler ihre Werke ausstellen: Die in Rotenturm lebende gebürtige Französin Christin Breuil Pala („Botanisches Flüstern“, 10. Mai bis 30. Juni), Talos Kedl („Zwischenformen“, 6. Juli bis 18. August), Werner Schönolt („Der Narr und die weite Welt“, 24. August bis 29. September) und Fotograf Ernst Breitegger („Vierundzwanzig Siebzig“, 4. Oktober bis 11. November).

Umfangreicher als üblich ist heuer auch das Angebot an Musikveranstaltungen, unter anderem im Rahmen des Güssinger Kultursommers. Dessen Intendant Andreas Vitásek selbst ist am 21. September als „Herr Karl“ zu erleben.

Und damit auch die Kleinen hautnah erleben können, wie es sich zur Zeit unserer Vorfahren gelebt hat und wie Kinder damals, abseits von Handy und Playstation, gespielt haben, gibt es heuer wieder den Museumstag für Kinder (1. Juni ab 13 Uhr).