Frauen in der Politik: Halbe-halbe als Ausnahmefall

Frauen in der Politik: Halbe-halbe als Ausnahmefall
Hirm hat mit rund 50 Prozent den höchsten Frauenanteil im Gemeinderat und muss Männer "fördern". Das ist nicht überall so.

Bürgermeisterin Inge Posch-Gruska (SPÖ) muss in ihrer Gemeinde Hirm für Gleichberechtigung sorgen. "Wir stehen ja zu halbe-halbe", lacht Posch-Gruska. Es sind aber nicht die Frauen, um deren Einzug in den Gemeinderat sie sich Gedanken macht. "Wir haben im Gemeinderat 15 Mandate. Die vier ÖVP-Mandatare sind männlich. Die SPÖ hat elf Mandatare,  sieben sind weiblich.

Wir waren die erste Gemeinde Österreichs, mit der Hälfte Frauen im Gemeinderat", rechnet die Ortschefin vor. Jetzt habe sich die SPÖ in Hirm sogar ein "Männerförderungsprogramm" ausdenken müssen, um gleiche viele Frauen wie Männer  in ihrer Fraktion im Gemeinderat sitzen zu haben. "Wir haben gezielt Männer gesucht", sagt Posch-Gruska.

Für die Gemeinderatswahl am 7.Oktober hat sich die Bürgermeisterin für ihre Partei für das Reißverschlusssystem entschieden. "Ein Mann, eine Frau. Das geht bis zum 30. Listenplatz."  Derzeit hat Hirm mit 46,67 Prozent burgenlandweit den höchsten Frauenanteil im Gemeinderat.

"Radikal"

Eine radikale Frauenpolitik verfolge man in Hirm keineswegs. "Wir machen das gemeinsam. In anderen Gemeinen wäre ich aber schon dafür, radikal zu sein, um für einen gewissen Frauenanteil im Gemeinderat zu sorgen", fügt die Sozialdemokratin hinzu.

Probleme, Frauen für den Gemeinderat zu gewinnen, gebe es in Hirm nicht. 20 Stunden pro Woche investiert etwa die 39-jährige Uschi Wallner in die Gemeindepolitik. Sie sei schon von ihrer Familie her politisch geprägt worden. Auch die 52-jährige Sofie Altenburger engagiert sich  seit  Jahren politisch. "Seit die Kinder groß sind und weil ich Teilzeit arbeite, geht sich das aus", sagt die SPÖ-Mandatarin. Für SP-Kandidatin Susanne Schachinger, die zwei Kinder im Alter von vier und sechs Jahren hat, sei es "schon schwierig, Familie, Job und Politik unter einen Hut zu bringen". "Aber ich will mitreden und in der Gemeinde mitgestalten. Dafür lohnt es sich." Frauen würden sich  verstärkt für Interessen von Familien einsetzen.  Außerdem, fügt  Altenburger hinzu, hätten Frauen einen anderen Blickwinkel als Männer.  

"Das heißt aber nicht, dass uns zum Beispiel der Straßenbau weniger wichtig wäre", ergänzt Posch-Gruska.

Doch warum begeistern sich gerade in Hirm so viele Frauen für Politik? "Wahrscheinlich deshalb, weil es bei uns auch durch die Zuckerfabrik immer Arbeiterinnen gegeben hat, die selbstständig waren und mitbestimmen wollten", sagen die Gemeindepolitikerinnen.

Amtsleiter und Gemeindesekretär sind in Hirm hingegen männlich. Amtsleiter Alfred Wiesinger hat mit der Frauenpower kein Problem, wie er sagt: "Die Frauen sind für die Politik genauso geeignet wie Männer."

Kommentare