Forschung Burgenland setzt ganz auf angewandte Forschung in Bereichen von Energie bis Gebäudetechnik und auf den praktischen Nutzen für Unternehmen der Region
Die nackten Zahlen sind ernüchternd: Wenn es darum geht, welchen Anteil die einzelnen Bundesländer an Österreichs Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben, steht das Burgenland laut Statistik Austria mit 0,6 Prozent weit abgeschlagen an letzter Stelle. Das Spitzentrio bildet Wien, die Steiermark und Oberösterreich mit Werten von 19 bis 29 Prozent. Und auch bei der Forschungsquote (0,9 Prozent) wird das Burgenland die rote Laterne nicht los.
Marcus Keding, seit 2017 Geschäftsführer der Forschung Burgenland, weiß um die Bedeutung der Forschungsquote für die Politik, die gern schöne Zahlen präsentiert. Aber der gebürtige Deutsche, der nach einem Studium an der TU Hamburg 2005 nach Österreich gekommen ist, kennt auch die Relativität der Quote: So würde sie auch steigen, wenn gleichzeitig das Bruttoregionalprodukt sinkt – ohne, dass ein Euro mehr in die Forschung geflossen wäre.
Keding und sein knapp 50-köpfiges Team an den beiden Standorten Eisenstadt und Pinkafeld gehen einen anderen Weg und konzentrieren sich auf angewandte Forschung in den Bereichen Energie, Klima, Gebäudetechnik, Mobilität und Digitalisierung.
60 Projekte parallel
Projektpartner sind in den allermeisten Fällen Klein- und Mittelbetriebe aus der Region. Eine universitäre Forschungseinrichtung wäre für diese Firmen weit weg – nicht nur geografisch. Das funktioniere sehr gut, so Keding, weil sich die Betriebe rasche und praktikable Lösungen für ihr Problem erwarten und „wir schnell sind“. So läuft derzeit im Auftrag der Woschitz Engineering GmbH für den Bau eines Berufsschulgebäudes in Wien ein Projekt zur Optimierung der Wärme- und Kälteabgabe. Projektbudget: 100.000 Euro. Eines von rund 60 Projekten der Forschung Burgenland, die parallel abgewickelt werden.
Das gesamte Projektvolumen beträgt 12 Millionen Euro. Woher kommen die Mitarbeiter der Forschung Burgenland? „Die Juniors bilden wir selber aus“, sagt Keding. Meist haben sie zuvor ein berufsbegleitendes Studium an der FH – der Mutter der Forschung Burgenland – abgeschlossen.
Die „Seniors“ kommen meist von den Technischen Universitäten in Wien und Graz. Anders als Unis bietet die Forschung Burgenland unbefristete Verträge.
Seit bald zwei Jahren gibt es im Burgenland auch einen Forschungsbeauftragten, zu dessen Aufgaben auch die Anhebung der Forschungsquote gehört. LH Hans Peter Doskozil hat den aus Funk und Fernsehen bekannten Physiker Werner Gruber mit der Aufgabe betraut. „Bei uns mischt sich Gruber nicht ein“, sagt Keding. Nachsatz: „Das ist mir sehr recht“.
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