Fertőrákos: Greenpeace hofft auf die EU
Die wichtigste Nachricht zu Beginn: Der Wasserstand des Neusiedler Sees beträgt 115,16 Meter über Adria und hat sich knapp über dem historischen Tiefststand eingependelt.
Jetzt hoffen die Bootsbesitzer und Touristiker auf ergiebige Niederschläge in den kommenden Wochen und Monaten, damit sich die Situation etwas stabilisieren kann und der See für die nächste Sommersaison gut gefüllt ist.
Auf Hilfe von oben hofft auch Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hat gemeinsam mit Juristen der Organisation Ökobüro eine Beschwerde gegen Ungarn bei der EU-Kommission eingereicht. Grund dafür ist das touristische Megaprojekt am Ufer des Neusiedler Sees bei Fertőrákos.
EU-Recht gebrochen
Ungarn hätte nach geltendem EU-Recht eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) abhalten müssen, so die Argumentation.
80 Fußballfelder groß soll die touristische Anlage bei Fertőrákos insgesamt werden.
Auf 60 Hektar sind ein Vier-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern, ein Parkhaus mit 880 Stellplätzen und ein Yachthafen mit 800 Bootsliegeplätzen geplant
75 Millionen Euro will die ungarische Regierung in das Projekt investieren, das auch als Kampfansage an den österreichischen Tourismus zu sehen ist. Ungarn will am Kuchen mitnaschen und an der Durchführung des Vorhabens festhalten.
Das von der ungarischen Regierung vorangetriebene Bauprojekt liegt mitten im mehrfach geschützten Nationalpark, Natura 2000-Gebiet und international bedeutenden Ramsar-Feuchtgebiet. Das Projekt, derzeit das größte seiner Art am Neusiedler See, gefährde auch den UNESCO-Welterbestatus des Neusiedler Sees.
„Ungarn tritt das EU-Recht mit Füßen. Üblicherweise werden bei UVP die betroffenen Nachbarländer angehört und deren Meinung berücksichtigt. Aber Ungarn hat gänzlich darauf verzichtet, Österreich einzubinden“, sagt Sophie Lampl, von Greenpeace. „Die EU-Kommission muss jetzt rasch einschreiten, zumal der Bau bereits begonnen hat.“
Protest von allen Seiten
Darauf pocht seit geraumer Zeit auch Christian Schuhböck, Obmann von Alliance for Nature. Bereits vor zwei Jahren forderte er gemeinsam mit anderen NGO eine grenzüberschreitende UVP. Auf die damals vorgelegte Resolution antwortete das Umweltministerium mit der Feststellung, dass für eine Geltendmachung von Rechten aus der Espoo-Konvention und der EU-UVP-Richtlinie nur eine Anrufung der Europäischen Kommission in Frage käme. Genau das macht nun Greenpeace.
„Wir sind froh, dass uns Greenpeace bei unserer Forderung nach einem grenzüberschreitenden UVP-Verfahren unterstützt. Wir fordern nicht nur für Fertőrákos eine Umweltverträglichkeitsprüfung, sondern auch für sämtliche Tourismusprojekte auf österreichischer Seite – und am besten in einem Aufwaschen auch für den Wasserzuleitungskanal“, sagt Schuhböck.
Neue Projekte am Ufer
Und meint damit neben der geplanten Wasserzuleitung aus der ungarischen Moson-Donau (der KURIER hat berichtet) wohl auch Projekte wie jenes in Weiden am See. Dort fiel nämlich am Mittwoch der Spatenstich für das neue See-Boutique Hotel, das 2023 eröffnet werden soll.
Freilich handelt es sich dabei um keinen neuen Bau, ersetzt das Hotel mit 120 Betten doch künftig die Pension „Seehaus“ zwischen den beiden Restaurants „Zur Blauen Gans“ und „Das Fritz“. Überdies soll besonders auf einen „fairen ökologischen Fußabdruck“ geachtet werden, heißt es in einer entsprechenden Aussendung.
Dennoch ist das Projekt neben anderen Bauvorhaben Beweis dafür, dass weiter in die Region investiert werden wird. Ganz unabhängig davon, wie sich der Wasserstand des Neusiedler Sees über den Winter entwickelt.
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