Der Burgenlandkroate wollte mit dem Export von Ferkeln nach Kroatien ein Geschäft machen. „Das Geschäftsfeld war ein Wahnsinn“, schwärmt er noch auf der Anklagebank. An der Adria boomte der Tourismus, aber bei Schweinefleisch war das Land „weit hinten“. Der Ex-ÖVP-Bürgermeister aus dem Burgenland witterte seine Chance im Nachschub von Schweinsschnitzel für hungrige Urlauber. Seine 1997 gegründete Firma kaufte zu diesem Behufe Ferkel österreichischer Züchter und exportierte sie nach Kroatien, wo sie bis zur Schlachtreife gemästet wurden.
Die Rechnung ging aber nicht auf, wie Oberstaatsanwalt Johannes Windisch von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ausführt. Er wirft dem Ex-Unternehmer schweren gewerbsmäßigen Betrug, betrügerische Krida, Urkundenfälschung und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen vor. Strafrahmen: bis zehn Jahre.
„Spätestens Ende 2009“ sei dem Angeklagten „die Zahlungsunfähigkeit“ seiner Firma bewusst gewesen. Statt Konkurs anzumelden (der wurde erst 2015 bei mehr als 12 Mio. Euro Schulden eröffnet), wollte der Exporteur „weiter Geld in die Firma pumpen“. Kredite bei Erste Bank und BKS habe er nur bekommen, weil er vorgespiegelt habe, dass er die Kredite „zurückzahlen kann und will“, so der Ankläger.
Weil er das aber nicht konnte, säßen die beiden Banken heute auf einem Schaden von 4,2 beziehungsweise 4,8 Millionen Euro.
Der Angeklagte bekennt sich am Dienstag „teilweise schuldig“, aber legt großen Wert darauf, „keinen einzigen Cent beiseitegeschafft“ zu haben. So etwas tue er nicht, das wisse jeder, „der mich kennt“. Das unterstreicht auch Verteidiger Lukas Honzak von der Anwaltskanzlei hba, sein Mandant habe „keineswegs eine kriminelle Absicht“ gehabt.
Das Problem aus Sicht des Angeklagten: Er musste Aufzucht und Futter der Ferkel vorfinanzieren, seine kroatischen Partner hätten die Forderungen aber nicht beglichen, obwohl er sie eingeklagt habe. „Das war die pure Enttäuschung“.
In der Hoffnung, das Geld aus Kroatien komme doch noch und er könne seine Kredite rückführen, wollte er die Banken bis dahin in Sicherheit wiegen. Wie? Indem er Jahresabschlüsse manipuliert sowie Geschäftsbeziehungen und -konten erfunden hat. Dazu habe sich der Angeklagte laut Oberstaatsanwalt „Firmenstempel kroatischer Firmen gebastelt“ und Briefe dieser Fake-Firmen an seinen Steuerberater bei Kroatienreisen selbst in diverse Postkästen geworfen. Alles „Lug und Trug“, so Windisch.
Warum er annahm, noch zu seinem Geld aus Kroatien zu kommen, will Gerichtspräsident Karl Mitterhöfer als Beisitzer wissen? „Ich war zu gutmütig“, meint der 62-Jährige. „Sie waren blind“, donnert Mitterhöfer. Fortsetzung nächste Woche.
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