Existenzkampf am Fischteich
Sie sind pelzig, lieben Fisch und waren vor 20 Jahren schon fast ausgestorben. Jetzt sind die Fischotter wieder auf dem aufsteigenden Ast. Heute zählt der Räuber im Südburgenland zu den größten Konkurrenten der Fischer. An der Lafnitz im Bezirk Jennersdorf fürchten die Angler, dass bald keine Fische mehr da sind.
Maßnahmen
In einer Petition an den Nationalrat, eingebracht von SP-Abgeordneten Erwin Preiner, fordern sie Maßnahmen, „um den Fischbestand an der Lafnitz zu retten“. Leergefischte Flussläufe und Teiche gehören seit dem verstärkten Aufkommen des Otters zum Landschaftsbild im Südburgenland. Die Obmänner vom Fischereiverein Unteres Lafnitztal und der Fischereigesellschaft Jennersdorf-Raab sprechen von „einer Bestandsexplosion bei den Fischräubern wie Kormoran, Reiher und Otter an vielen Gewässern“. Grundsätzlich würden die Fischer die Artenvielfalt begrüßen, aber die Verhältnismäßigkeit zwischen Räubern und den Fischbeständen sei nicht mehr gegeben.
Zurückhaltung
Der Verband der Österreichischen Arbeiter Fischerei Vereine (VÖAFV), mit 12.000 Mitgliedern, gibt sich in der Sache zurückhaltender. Denn niemand weiß heute genau, wie viele Fischotter in Österreich unterwegs sind. „Es gibt viele ,Stammtischrufer‘, die fordern, dass die Otter sofort bestandsreguliert werden müssen“, sagt Martin Genser, Verbandssekretär des VÖAFV. Aber vom Verband aus gibt es keine Empfehlung, die Petition zu unterstützen.
Fakt sei jedenfalls, der Fischotter steht auf der Liste der geschützten Tiere. Der Verband will daher auf Daten und Fakten warten, in Niederösterreich und dem Burgenland laufen gerade Projekte der Landesregierungen zur Erhebung der Bestände und des Wanderverhaltens der Wassermarder, weiß Genser. „Der Fischbestand ist überall aus verschiedenen Gründen rückläufig, wir wollen keinen Fischneid aufbringen, sondern ein auf Fakten basierendes Wildtier-Management“, sagt der Verbandssekretär.
Der niederösterreichische Landesverband will sich zu der Petition nicht offiziell äußern, hier erarbeitet man gerade Maßnahmen zur Fischotter-Problematik.
Den Jennersdorfer Fischern ist das zu wenig: „Wir fordern rasche Maßnahmen. Neben lokalen Maßnahmen wie Vergrämung und Bestandsregulierung bei den Fischräubern sind Besatzprogramme unerlässlich“, erklären die Obmänner. Experten sehen genau hier das Problem (siehe unten).
Die Tiere haben aus eigener Kraft vor allem in den vergangenen zehn Jahren ihr verloren gegangenes Verbreitungsgebiet zurückerobert“, erklärt Andreas Kranz im KURIER-Gespräch. Er ist Wildökologe und beschäftigt sich seit 1986 mit den Fischottern, ihren Verbreitungsregionen und Reviergrößen.
Die Forderung der Fischer, die Bestände zu regulieren, hält er für unnötig. „Die Fischer sind in einer Hysterie und suchen einen Buhmann“, meint Kranz. „Es könnte dem Otter nicht so gut gehen, wenn es nicht so viele Fische geben würde“, sagt Kranz. Bei seinem letzten Aufenthalt an der Lafnitz im Südburgenland habe er täglich Kormorane beobachtet, die Fische gefangen haben. „Wären keine Fische dort, würde der Kormoran nicht dort jagen“, sagt der Wildökologe. Wenn die Hauptnahrungsquelle für die Fischräuber knapp wären, würden sich die Bestände nicht so erholen. „Der Otter ist der neutrale Spiegel dafür, ob es genügend Fische gibt“, sagt der Wildökologe.
Das Problem sei vor allem hausgemacht. Fische werden ausgesetzt, und diese Besatzfische seien leichte Beute für den geschickten Räuber. Auch Fischteiche würden die Otterpopulation ausufern lassen. „Es gibt unglaublich viele Teiche, dort kann der Otter aus dem Vollen schöpfen“, weiß Kranz. Da immer wieder neue Fische eingesetzt werden, ist es eine nie enden wollende Nahrungsquelle für die Tiere.
Lösungsansatz
Eine geforderte Bestandsregulierung „sei unmöglich“. „Es ist eine einfache Sache – fördern wir die Einzäunung der Teiche mit einem ottersicheren Zaun“, sagt Kranz, dann würde das zusätzliche Nahrungsangebot wegfallen. Außerdem sollten keine Besatzfische in Flüssen ausgesetzt werden.
Ein Fischotter braucht etwa ein Kilo Fisch pro Tag, ein Muttertier mit Jungen eineinhalb bis zwei Kilo. Finden die Otter nicht genug Nahrung, gibt es nicht so viele Jungtiere.
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