Ex-Vizelandeshauptmann Steindl über Freunde in der Politik und die besten Cocktails

Franz Steindl
Der Purbacher Franz Steindl war 30 Jahre Politiker, die Hälfte davon ÖVP-Vizelandeshauptmann. Zuletzt managte der Volkswirt und Trompeter die Joseph Haydn Privathochschule. Ein Gespräch über Harmonie und Dissonanz.

Am Montag verabschiedete sich Steindl (65) von seiner JHP. Davor blickte er zurück.

KURIER: Nach der Heidenarbeit rund um die Akkreditierung können Sie die Ernte der Joseph Haydn Privathochschule nicht mehr einfahren – tut Ihnen das leid? 

Franz Steindl: Im Gegenteil, ich bin sehr dankbar, dass ich als Teil eines Teams mithelfen konnte, aus dem Konservatorium eine Privathochschule zu formen. Von den 2.000 Seiten für die Akkreditierung habe ich fast die Hälfte selbst geschrieben. Ich wusste vorher nicht, dass man als Betriebs- und Volkswirt auch Jurist sein kann und Forschungshandbücher schreibt. Überhaupt habe ich in den sechseinhalb Jahren im Haus nur Highlights erlebt: Von der Haydn-Strategie über ein einzigartiges Live-Streaming-Projekt mit sieben europäischen Universitäten bis zum Akkreditierungsprozess.

Gab’s bei der Akkreditierung Widerstände anderer Institutionen, die keine zusätzliche Konkurrenz wollten

Natürlich, öffentliche Unis sind nie begeistert von Privathochschulen. Nur die Musikuniversität Wien war da eine Ausnahme. Rektorin Ulrike Sych hat uns sehr unterstützt. Ansonsten gab es viel Skepsis. Dazu kam, dass die internationale Kommission, die drei Tage da war, das österreichische Hochschulsystem nicht kannte. Da gab es harte Brocken zu verdauen und viel zu argumentieren, aber wir haben es geschafft.

In der Politik waren Sie am Ende nach 15 Jahren als Landeshauptmannstellvertreter mit sich nicht so im Reinen, oder? Der Sprung ganz nach oben blieb Ihnen verwehrt.

Als Politiker ist man Generalist, als Geschäftsführer muss man in die Tiefe gehen. Mein Abschied aus der Politik war auch ein Schlussstrich. In der Politik hat man irrsinnig viele Freunde. Erst danach kann man einschätzen, wer wirklich ein Freund ist. Um es positiv zu formulieren: Das war für mich ein irrsinnig lehrreicher Prozess.

Als Sie damals gesehen haben, wie sich die Spreu vom Weizen trennt, waren Sie aber nicht so entspannt? 

Ich war zeit meines Lebens ein Kämpfer. Erst hat man mir nicht zugetraut, das Gymnasium zu schaffen, dann Bürgermeister zu werden und schließlich, sich 15 Jahre in der Landespolitik zu behaupten. Als Zweiter hat man es noch schwerer als der Erste. Das hat mir auch SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl bestätigt, zu dem ich übrigens seit Jahren ein sehr gutes Verhältnis habe.

Sie wurden unter einem roten Landeshauptmann Geschäftsführer einer Landesgesellschaft. Man hat überhaupt den Eindruck, Sie haben mehr Freunde bei der SPÖ als bei Ihrer Partei? 

Für mich zeigt das, dass ich wegen meines Wissens und meiner Kenntnisse eingestellt wurde. Als Politiker hatte ich meine Freunde nur in einem Teil der Gesellschaft. Jetzt habe ich überall Freunde.

Sie waren 15 Jahre ÖVP-Obmann und Vizelandeshauptmann. Ihre Nachfolger an der Parteispitze, Thomas Steiner und Christian Sagartz, haben nur fünf Jahre durchgehalten. Ist Ihnen das Genugtuung?

Ich könnte jetzt sehr viel sagen, aber ich verschweige mich. Ich bin von der Persönlichkeitsstruktur her immer ein Positivdenker gewesen.

Gibt es noch Kontakt zu Steiner und Sagartz?

Zu Steiner habe ich einen guten Kontakt, er war ja zehn Jahre mein Büroleiter. Eisenstadt, wo er Bürgermeister ist, unterstützt die JHP jedes Jahr.

Was sagen Sie zum aktuellen Zustand der Landes- und der Bundes-ÖVP? Im Land scheint sich die Volkspartei immer weiter von einer Regierungsbeteiligung zu entfernen.

Der designierte Parteiobmann Christoph Zarits ist über mich in die Politik gekommen. Er ist einer, der verbinden kann. Das ist vielleicht der Unterschied zu früher, dass verbunden wird statt zu trennen. Da gibt es wieder eine Chance, mehr Verantwortung im Land zu übernehmen.

Ihre Meinung zu Bundeskanzler Christian Stocker?

Ich kenne ihn von früher und finde, dass er sehr besonnen und bodenständig agiert. Das gefällt mir.

Wie haben Sie den Aufstieg – und Fall – von Sebastian Kurz erlebt?

Sehr kurz (lächelt).

Sie sind kein Türkiser?

Nein, scheinbar habe ich dort nicht hineingepasst.

Gibt es ÖVPler, bei denen Sie die Straßenseite wechseln?

Ich glaube, es ist umgekehrt: Diejenigen, die ich nicht gerne sehe, wechseln die Seite.

Zurück zur Hochschule: Ist das Burgenland dort so international wie sonst nirgends?

Darauf können wir irrsinnig stolz sein, unsere Studierenden kommen aus 36 Nationen. Heuer haben wir 35 freie Studienplätze – und bereits 250 Anmeldungen. Wir bieten Qualität auf höchstem Niveau. Unsere Lehrenden sind international tätig, spielen in Symphonieorchestern oder bei Philharmonikern. Trotzdem haben wir einen familiären Betrieb. Das gibt es weder in Wien, Graz noch sonst wo. Das soll nicht verloren gehen.

Was werden Sie in der Pension machen?

Ich habe drei Enkel, da werde ich immer gebraucht. Außerdem übe ich jeden Tag eine Stunde auf der Trompete, komponiere und spiele bei der Gruppe „Chunks“ in Neusiedl am See. Und ich möchte ein Buch mit meinen besten Anekdoten schreiben. Zu jeder gibt’s eine Komposition und das Ganze erscheint als Hörbuch. Und ich habe mir vorgenommen, zehn Cocktails mixen zu können.

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