EVN-Leitungsbau bei Müllendorf wirft seine Schatten voraus

Die Erneuerung der 110 kV-Leitung befindet sich noch in der frühen Planungsphase
EVN erneuert 110 kV-Leitung und bindet auch das Umspannwerk Steinbrunn an. Trassenverlauf sorgt bei einigen Bürgern für Unmut.

Nicht nur wegen der steigenden Anforderungen an die Stromnetze der Zukunft, sondern auch wegen der oft in die Jahre gekommenen Leitungen stehen mittelfristig große Investitionen in die Versorgungsinfrastruktur an. Allein die Energie Burgenland investiert im aktuellen Geschäftsjahr 85 Millionen Euro – so wie im Vorjahr.

Auch die Energieversorger anderer Bundesländer investieren ständig, wie zum Beispiel die niederösterreichische EVN. Und das kann durchaus auch burgenländischen Boden betreffen, wie das Beispiel Müllendorf zeigt. Konkret ist die Erneuerung der 110 Kilovolt-Versorgungsleitung (kV) zwischen den Umspannwerken Wr. Neustadt und Wasenbruck geplant, ein Teil davon soll auch über das Burgenland, genauer den Müllendorfer Hotter, geführt werden. Das Projekt wurde am Donnerstag der Vorwoche in Müllendorf vorgestellt und sorgte prompt für Kritik einiger Bürger und Grundbesitzer.

Trassenführung sorgt für Kritik

„Wenn die bestehende Leitungstrasse genutzt wird, würde das die Ortsentwicklung auf viele Jahrzehnte beschränken und den Waldkindergarten weiterhin mit Elektrosmog belasten“, heißt es in einem Leserbrief an den KURIER. Darin wird der EVN vorgeworfen, dass geringere Kosten und kürzere Errichtungszeiten ausschlaggebend für die Wahl der Trasse waren und dass das Argument des Naturschutzes nur vorgeschoben sein.

Im Gespräch mit dem KURIER beruhigt EVN-Sprecher Stefan Zach. „Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Planungsphase, mit dem Baubeginn ist frühestens 2023 zu rechnen.“ Grundsätzlich führe an der Erneuerung aber kein Weg vorbei, die 110kV-Leitung sei bereits in die Jahre gekommen und verlaufe ohnehin zum Großteil entlang der bestehenden Trasse. „Die Teilbereiche, in denen das nicht möglich ist, liegen aber so weit wie möglich weg von bebautem Gebiet“, sagt Zach. Außerdem sei bis jetzt nur ein Korridor ins Auge gefasst.

Versorgungssicherheit wird erhöht

Ein weiteres Argument der EVN ist die geplante Anspeisung an das neue Umspannwerk der Energie Burgenland in Steinbrunn (siehe Zusatzbericht). Dadurch soll die Versorgungssicherheit im Raum Eisenstadt insgesamt erhöht werden. Laut Zach gebe es bereits ein Übereinkommen mit den burgenländischen Kollegen über eine Teilnutzung. „Ich habe auch den Eindruck, dass die kommunale Politik hinter dem Projekt steht“, sagt der EVN-Sprecher.

In Müllendorf gibt es hingegen den Wunsch der Gemeinde auf einen anderen Trassenverlauf, der einen größeren Umweg um den Ort macht. Die EVN prüft laut Zach derzeit, ob das technisch überhaupt möglich wäre. Dies werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen, schließlich müssten bei derartigen Projekten im Kulturraum die unterschiedlichsten Interessen berücksichtigt werden. „Alles, was technisch Sinn macht und gut für die Umwelt ist, machen wir auch. Schließlich bauen wir die Leitungen ja für unsere Kunden – und nicht gegen sie“, sagt Zach.

Umspannwerk Steinbrunn geht 2020 in Betrieb

Während in Müllendorf also noch vor dem für 2023 geplanten Baustart über die Trasse der 110 Kilovolt-Leitung (kV) diskutiert wird, hat die Energie Burgenland bekannt gegeben, dass das neue Umspannwerk Steinbrunn im Oktober 2020 in Betrieb gehen soll. Die Bauarbeiten hatten bereits im September begonnen.

Der 21. burgenländische Standort  des Energieversorgers befindet sich südöstlich der Gemeinde, in unmittelbarer Nähe der bestehenden 110 kV-Leitung Wimpassing. Dadurch kann der Aufwand für die Einbindung in das bestehende Stromnetz gering gehalten werden.

EVN-Leitungsbau bei Müllendorf wirft seine Schatten voraus

Die Bauarbeiten in Steinbrunn haben im September begonnen

„Am Rand der Landeshauptstadt haben sich in den vergangenen Jahren Einkaufszentren und Unternehmen angesiedelt, weitere Betriebsansiedlungen sind geplant. Das neue Umspannwerk wird das bestehende in Eisenstadt entlasten und die Zuverlässigkeit der Stromversorgung  weiter erhöhen“, sagt Peter Sinowatz, Geschäftsführer der Netz Burgenland.

In Zukunft kann die Landeshauptstadt somit von zwei starken Netzknoten aus redundant versorgt werden. Generell ist die Versorgungssicherheit der Energie Burgenland mit 99,9 Prozent eine der höchsten im Österreichvergleich. Und damit zählt das burgenländische Stromnetz trotz der weit verzweigten ländlichen Versorgungsstruktur zu einem der zuverlässigsten Netze in ganz Europa.

20 Umspannwerke, 2.800 Trafostationen und 9.800 Kilometer Stromleitungen sorgen derzeit dafür, dass das ganze Land ständig mit elektrischer Energie beliefert wird. 

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