Esterházy-Chef: Streit mit Land beenden

Esterházy-Chef: Streit mit Land beenden
Esterházy-Chef Stefan Ottrubay ist im Millionen-Streit mit dem Land gesprächsbereit. Die Schloss-Sanierung muss warten.

Der Generaldirektor der Esterházy Betriebe über das Verhältnis zu den politischen Parteien, Änderungen bei Agrarsubventionen und die neue Führungstroika im wichtigsten Geschäftszweig des Unternehmens. Stefan Ottrubay verrät auch, wie lange er selbst noch an der Spitze stehen möchte und welchen Fürsten aus dem Hause er am meisten bewundert.

KURIER: Im Mai 2007 haben Esterházy und Land Burgenland die Gesamtsanierung des Schlosses um 60 Millionen Euro verkündet - der Plan ist gescheitert und das Verhältnis zum Land zerrüttet. Was ist da passiert?
Stefan Ottrubay:
Das kann ich mir auch nicht erklären. Wir hatten jahrelang auf das gemeinsame Projekt hingearbeitet, die Finanzierungsmodelle für die gesamte Sanierung auf eigene Kosten vorgeplant. Manchmal muss man akzeptieren, dass eine Wunschpartnerschaft nicht zustande kommt.

Wer trägt die Schuld?
Auf unserer Seite gab es die einhellige Bereitschaft. Wie und in welcher Form auf Landesseite entschieden wurde, möchte ich nicht kommentieren. Was sich im Hintergrund abgespielt hat, wissen wir nicht. Das Land hat sich entschieden das Kulturzentrum zu sanieren. In 50 Jahren wird man vielleicht sagen, es ist gut, dass es eine moderne Veranstaltungshalle und das Schloss Esterházy gibt.

Ist die Gesamtsanierung passé? Denn auch aus dem danach ins Auge gefassten 130-Millionen-Euro-Projekt fürs gesamte Schlossareal mit Hilfe privater Investoren wurde nichts.
Die Gesamtsanierung muss kommen, auch wenn wir in der Zwischenzeit selbst einige Arbeiten geleistet haben. Wir wollen nichts übers Knie brechen und werden uns nicht einem Ölscheich oder einem chinesischen Autozulieferer in die Arme werfen. Die Stiftung (F.E. Familien-Privatstiftung Eisenstadt, Anm. d. Red.) ist Schloss-Eigentümerin. Niemand zwingt uns, die gesamte Sanierung in fünf oder sechs Jahren abzuschließen.

Unterdessen verlangen Sie vor Gericht vom Land 11,3 Millionen Euro wegen angeblich vernachlässigter Instandhaltungspflichten.
Wir waren wegen drohender Verjährung gezwungen die Klage einzubringen. Man darf so einen Prozess auch nicht hochspielen, als sei er unüblich. In der Sache geht es um hochkomplexe bautechnische Fragen, deshalb werden die Sachverständigen den Ausschlag geben.

Gibt es noch heuer eine Entscheidung?
Das glaube ich nicht, aber wir sind über eine einvernehmliche Lösung gesprächsbereit.

Sie würden also nicht auf den 11,3 Millionen Euro beharren?
Man muss ins Gespräch kommen. Wir sagen, warum wir glauben, dass dieser und jener Mangel dem Land zuzuordnen ist und das Land wird seine Sicht darlegen.

Könnte ein Gespräch mit SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl helfen?
Die oberste Ebene entscheidet, ob überhaupt gesprochen wird oder nicht. Im Moment empfange ich keine entsprechenden Signale, aber wir stehen Gewehr bei Fuß.

Hat Esterházy zur ÖVP eine bessere Gesprächsbasis als zur Sozialdemokratie?
Wir bemühen uns um ein relativ neutrales Verhältnis zu allen Gruppierungen. Wir haben auch sehr gute Kontakte zur SPÖ, mit zahlreichen Bürgermeistern lösen wir Probleme auf kurzen Zuruf. Ich orte im Burgenland generell keine ideologische Voreingenommenheit gegenüber Großgrundbesitz.

Mit rund acht Prozent der Landesfläche ist Esterházy größter privater Grundbesitzer, wie hoch sind die Förderungen?
Im Vorjahr waren es deutlich unter einer Million Euro, gleichzeitig haben wir Steuern über 4,5 Millionen Euro bezahlt. Überhaupt wird der Große deutlich weniger gefördert als kleine und mittlere Betriebe. Grundsätzlich bin ich aber dafür, das Förderwesen europaweit runterzufahren. Parallel dazu wird sich das Preisniveau anpassen, denn Förderungen subventionieren eigentlich nicht uns, sondern die Lebensmittelpreise.

Land- und Forstwirtschaft sind wirtschaftliche Standbeine, just für diesen Bereich ist die Führung nach dem Abgang von Hans-Peter Weiss zur Bundesimmobiliengesellschaft aber vakant.
Die Führung wurde von drei bisher in der zweiten Ebene tätigen Mitarbeitern übernommen - Matthias Grün, Peter Fischer und Leo Höppel. In den nächsten Monaten wird entschieden, ob das eine dauerhafte Lösung ist oder eine zusätzliche Person kommt.

Aus Überschüssen der Wirtschaftsbetriebe finanziert Esterházy den Kulturbereich. Jüngstes Kind: festival.Esterházy, das nicht so gut gelaufen ist wie erwartet.
Die Konzerte im Schloss waren der erste Versuch, internationale Stars nach Eisenstadt zu holen. Wir haben nicht so viele Karten verkauft, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir sind dennoch auf gutem Weg, einer der bedeutendsten rein privat geführten Kulturbetriebe in Europa zu werden. Wer kann schon 500.000 Besucher pro Jahr ausweisen - vielleicht ein Veranstalter von Popkonzerten.

Dass Wirtschaftserträge den Kulturbetrieb finanzieren, stand schon Pate für die von Fürstin Melinda Esterházy Anfang der 1990er Jahre eingerichteten Stiftungen. Wie geht es Ihrer Tante?
Es geht ihr sehr gut, sie befindet sich bereits im 92. Lebensjahr und lebt sehr zurückgezogen.

In der Schweiz oder im Burgenland?
Mit ihrer Familie.

Seit mehr als 10 Jahren stehen Sie an der Spitze der Esterházy-Betriebe. Haben Sie schon über die Nachfolge nachgedacht?
Das ist Sache der Stiftungsvorstände, ich bin in einem Alter (57, Anmerkung der Red.), wo man noch zwei, drei Jahre weiter tun kann. Es gibt auf der nächsten Führungsebene starke operative Leiter. Ich bin sicher, dass sich der eine oder andere bestens eignen wird.

Es muss also kein Verwandter sein?
Nein, die Stiftungssatzung ist absolut neutral, der Beste, Fähigste soll die Führung übernehmen.

Wer ist unter den Fürsten Esterházy der Beste?
Der Erste, Nikolaus. Er war noch kein Fürst, sondern Graf und kam aus dem Gebiet der heutigen Slowakei. Er hat für den Kaiser die Burg Landsee bewacht, einen Betrieb geführt und sein Vermögen vermehrt und war eine wichtige politische Persönlichkeit. Ihm ist die Esterházy-Tradition zu verdanken.

Sehen Sie in Ihrer Biographie Parallelen zu Nikolaus?
Ich glaube nicht, der Feudalismus war eine ganz andere Zeit. Die kann man nicht wiederholen und das ist auch besser so. Aber unternehmungslustige Personen, die trotz Widerständen etwas verwirklichen möchten, sind überall gefragt.

Fühlen Sie sich als Burgenländer?
Nach 11 Jahren ticke ich sehr stark auch als Burgenländer. Ich will aber auch meine Vergangenheit nicht ganz ablegen.

Kommentare