"Es geht sehr turbulent zu"

Die feierliche Eröffnung des Zubaus des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt in knapp 14 Tagen wurde abgesagt
In Oberwart werden Operationen, in Eisenstadt eine Eröffnung abgesagt.

Dass die Chemie zwischen den Barmherzigen Brüdern in Eisenstadt und der burgenländischen Landesregierung seit einigen Wochen nicht stimmt, pfeifen die Spatzen von den Dächern.

Mittlerweile droht die Sache aber zu eskalieren. Es geht nun soweit, dass die für 20. Mai angekündigte Eröffnung nach der Sanierung abgeblasen wurde. "Es geht derzeit sehr turbulent zu", sagt der Leiter des Krankenhauses, Robert Maurer. Man sehe keinen Anlass zu feiern, sei enttäuscht und frustriert.

Die Hauptgründe sind aus Sicht von Maurer die nicht genehmigten Dienstposten; das Land wolle das dafür notwendige Budget nicht freigeben. Im Prinzip fehlen dem Krankenhaus 14 Ärzte. "Das Personal würden wir bekommen", sagt Maurer, der Bewerbungen auf seinem Tisch liegen habe. "Ich kann sie aber nicht einstellen, weil der Dienstpostenplan nach Ansicht des Landes erfüllt ist und den darf ich nicht überschreiten."

Sanierung

Auf Wunsch des Landes wurde das Krankenhaus in den vergangenen sieben Jahren um 60 Millionen Euro (40 % übernimmt das Land)ausgebaut und saniert. Die beiden jüngsten Verhandlungen zum aktuellen Budget fanden an den zwei vergangenen Montagen statt. Warum es zu keiner Einigung kam, könne Maurer "beim besten Willen" nicht sagen. Er glaubt, dass sich alle Krankenhäuser aufgrund des Arbeitszeitgesetzes in einer schwierigen Situation befinden: "Es wäre aber wichtig, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, auf Augenhöhe die Probleme ausdiskutieren und Lösungen suchen." Landesrat Peter Rezar (SPÖ) kontert laut ORF, dass die Barmherzigen Brüder eine Reihe von Hausübungen noch nicht gemacht hätten. Erst wenn diese Strukturmaßnahmen erfolgt seien, werde das Budget bewilligt.

OPs verschoben

Auch im Krages-Spital in Oberwart fehlen Ärzte. Einerseits präsentiert man die neu verliehene Qualitätszertifizierungen. Andererseits erfahren Patienten am Tag ihrer Operation, dass sie nicht stattfindet. Schuld an der Misere seien nicht nur fehlende Ärzte, sondern das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz und die neuen Ruhezeiten. "Ein Anästhesist muss nach einem Nachtdienst um acht Uhr nach Hause, früher waren sie bis 13.30 Uhr im Dienst", sagt Kurt Resetarits, ärztlicher Leiter der Spitäler Oberwart, Güssing und Oberpullendorf. Durch die neuen Ruhezeiten gebe es Tage, an denen es "gar keine Operationen gibt". Es sei zwar immer ein "Rumpfteam" 24 Stunden für akute Fälle im Dienst. Geplante OPs müssten aber oft verschoben werden. Die Reihung sei klar definiert, nach akuten Fällen werden Krebspatienten operiert und dann kommen Patienten, bei denen sich eine Verschlechterung ihrer Gesundheit einstellt. Zum Schluss werden planbare Eingriffe durchgeführt. "Das hat es schon früher gegeben, jetzt sind die Wartezeiten für neue Termine länger", sagt Resetarits. Er rechnet mit einer kontinuierlichen Verbesserung der Situation. "Die Strukturen müssen sich ändern, das funktioniert nicht über Nacht", meint Resetarits. Damit am Tag mehr Ärzte vor Ort sind und nachts weniger. "Um das jetzige System aufrecht zu erhalten, würden wir 50 Ärzte mehr im Burgenland brauchen", behauptet Resetarits.

Doch beim derzeitigen Ärztemangel sei dies unmöglich. Denn der sei in ganz Österreich spürbar. "Früher hat sich ein Primar seine Ärzte ausgesucht, heute suchen sich die Ärzte die Spitäler aus", weiß Resetarits.

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