Gartenbesitzer zeigen ihren Lebens(t)raum
Blumen in Reih’ und Glied angeordnet, ebenmäßig gemähter Rasen und akkurat gestutzte Sträucher: Das alles findet man bei Manfred Plohovits nicht. „In meinem Garten ist nichts geschniegelt und gestriegelt. Da bleibt alles der Natur überlassen.“
In Steinbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) besitzt der 50-Jährige einen Naturgarten, der rund 7.000 Quadratmeter umfasst. Darin darf jeder Grashalm, jeder Strauch wachsen wie er will.
Die Vielfalt ist groß. Da findet man u. a. einen Hexengarten mit Kräutern, eine Kalkmagerwiese und einen Waldgarten. Chemische Spritz- und Düngemittel sind tabu. Warum er sich für den Naturgarten entschieden hat? „Zum einen ist es nicht so arbeitsintensiv. Und zum anderen ist die Vielfalt eine größere“, sagt Plohovits.
In seinem Paradies tummeln sich viele Insekten, wie die Hummeln, die als ausgezeichnete Bestäuber gelten. „Sind viele Tiere da, ist das ein gutes Zeichen für das ökologische Gleichgewicht.“ Bei seinem Sumpf beobachte er stets einen Rehbock beim Trinken.
Keine Anmeldung, freier Eintritt
Interessierten gewährt Plohovits Einblick und gibt Tipps: Bei den Naturgartentagen am 29. und 30. Mai werden er sowie 49 andere Naturgarten-Besitzer im Land ihre Türen öffnen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Hinter der Initiative steht die gemeinnützige Organisation „Natur im Garten Burgenland“, die beim Volksbildungswerk angesiedelt ist. Seit 2017 unterstützen die Mitarbeiter, wie der Name verrät, Besitzer naturnah angelegter und gepflegter Gärten.
Was den Naturgarten ausmacht
Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Bedeutung der heimischen Fauna und Flora zu schaffen. Mehr als 300 Naturgärtner haben durch die ,Plakette mit dem Igel’ bereits ein sichtbares Zeichen für ihr Engagement erhalten“, sagt Sprecherin Katharina Leitgeb.
Doch was macht einen Naturgarten aus? „Sie kommen ohne chemisch-synthetische Düngemittel und Pestizide aus und werden ausschließlich mit torffreien Produkten angelegt und gepflegt“, erklärt Leitgeb.
Naturgärten bieten Tieren Unterschlupf und Nahrung und haben eine vielfältige Pflanzenwelt. Realisieren könne man das beispielsweise durch Zulassen von Wildwuchs, einer Blumenwiese und Wildstrauchhecken. „Wir wollen auch mit dem Vorurteil aufräumen, das Naturgärten ungepflegt sind.“
"Inspirieren und motivieren"
Unterstützung findet die Initiative bei Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf. Sie wolle durch die Naturgartentage „Besucher dazu inspirieren und motivieren, auch ihre Gärten naturnah zu pflegen und vor allem aufzeigen, dass Naturgärten sehr unterschiedlich gestaltet werden können“.
Kulisse für Fotoshootings
Ein Teilnehmer ist auch Matthias Reiter, der mit seiner Frau in Leithaprodersdorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) einen rund 3.000 großen Naturgarten besitzt.
Immer wieder fragen auch Hochzeitspaare oder Familien an, ob er seine Garten als Kulisse für ein Fotoshooting zur Verfügung stelle - stets mit Erfolg.
Ob der Winter-Schneeball im Oktober, oder die Tulpen im April: „Bei uns blüht das ganze Jahr was“, sagt Matthias Reiter. Während er sich um die Flora kümmert, ist seine Frau für das Naturpool zuständig. Chemische Spritzmittel findet man hier nicht. „Als unsere Kinder klein waren, ist mir bewusst geworden, dass man Flächen, die mit chemischen Spritzmitteln behandelt wurden, sechs Wochen nicht betreten darf. Da hätten die Kinder bis Juli nicht barfuß im Garten laufen dürfen. Warum soll man das machen?“
Infos zu den Naturgartentagen:
02682 / 62282 oder online
„Schlüsselkräfte“ des ökologischen Gleichgewichts
Der Frühling steht in voller Blüte und auch das Summen und Brummen der Insekten ist wieder zu hören. Bienen und Hummeln, aber auch Schmetterlinge und Käfer laben sich etwa am süßen Nektar der Pflanzen. Aber sie sind nicht nur faszinierend zu beobachten, Insekten spielen in ihrer Vielfalt eine Schlüsselfunktion für das ökologische Gleichgewicht.
Viele Pflanzen und Tiere sind von der Bestäubung abhängig. Und auch Menschen könnten ohne diese Leistung wohl kaum leben, erklärt der Verband der 47 Naturparke Österreichs im Rahmen der Initiative "Ohne Insekten geht's nicht".
Etwa 70 Prozent der weltweit angebauten Nahrungsmittel seien auf die Bestäubungsarbeit der Insekten angewiesen. Eine Leistung, deren Wert auf weltweit 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt werde.
40.000 Arten
Insekten sind aber auch in anderer Hinsicht wichtig für das Gleichgewicht der Natur: So würden die hilfreichen Nützlinge Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben oder Borkenkäfer im Zaum halten.
Insektenreiche Lebensräume sind zudem gedeckte Tische für zahlreiche größere Tierarten, wie Vögel, Reptilien, Kleinsäuger und Insekten selbst. Jede einzelne der über 40.000 Insektenarten in Österreich spiele eine wichtige Rolle für intakte Ökosysteme, heißt es vom Verband der Naturparke.
Rückgang
Allerdings sei ein massiver Rückgang der Insektendichte in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft bemerkbar: Seit 1990 habe sich der Bestand hierzulande um 75 Prozent verringert.
Dabei könne man ganz einfach helfen, um den weiteren Rückgang zu stoppen. Das Motto laute dabei „weniger oft mehr“.
Insekten brauchen natürliche und von Menschen wenig genutzte Lebensräume. Ungemähte Wiesen und liegengelassenes Laub seien sehr wertvoll. Auch seltenes Rasenmähen, das Bereitstellen von Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten und unberührter Restflächen, der Verzicht auf den Einsatz von Insektiziden und Pestiziden sowie Flächen nicht zu versiegeln (wie etwa Zufahrten oder Gehwege) würde den Insekten helfen.
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