Erinnerungstag: Virtuelle Reise in jüdische Gemeinden
Es ist eine Reise in vergangene Zeiten, die ab morgen, Sonntag, auf Facebook gestartet wird. Der „Europäische Tag der jüdischen Kultur“ am Sonntag solle die „vielfach noch unbekannte und/oder vergessene, reichhaltige jüdische Geschichte des Landes einem internationalen Publikum näher bringen“, erklärt Michael Schreiber, von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft. Die BFG, aber auch die Volkshochschulen, das Jüdische Museum sowie die Gemeinden sind verantwortlich, dass der Erinnerungstag im Burgenland zum siebenten Mal stattfindet.
„Aufgrund der diesjährigen besonderen Herausforderungen, bedingt durch die Pandemie, haben wir uns dazu entschieden, aus dem alljährlichen ’Europäischen Tag’ die ’Europäischen Tage der jüdischen Kultur’ zu machen“, sagt Schreiber. Präsenzveranstaltungen werde es keine geben, dafür die Einladung zu einer virtuellen Reise in vergangene Jahrhunderte. 25 – jeweils fünfminütige – Videoclips sind während des Sommers entstanden, die nun ab morgen über Facebook ausgespielt werden. Dreizehn Orte mit jüdischer Vergangenheit können besucht werden (www.facebook.com/forschungsgesellschaft.edjc).
Mit einem Kameramann hat Schreiber Eisenstadt, Kittsee, Gattendorf, Frauenkirchen, Mattersburg, Kobersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz, Lockenhaus, Rechnitz, Stadtschlaining, Oberwart und Güssing besucht. „In den 13 Ortschaften hat uns je ein Experte, der die Geschichte des Dorfes gut kennt, an jene Stelle, an der sich die Synagoge befand bzw. noch befindet und an dem der jüdische Friedhof ist, Einblicke in die Besonderheiten dieser Lokalität gegeben.“ Zu sehen ist in den Videos unter anderem das Grab von Marcus Mordechai Schey, dem Urgroßvater Arthur Schnitzlers.
Synagoge ab 2021 öffnen
In Zeiten vermehrter antisemitischer Übergriffe auf Einrichtungen und Repräsentanten des jüdischen Lebens sei ihm die Bewahrung und Pflege der jüdischen Kultur „ein besonderes Anliegen und aktueller denn je“, erklärt auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Schon zu seinem Amtsantritt habe er eine Reihe von Projekten gestartet, die einen verantwortungsvollen Umgang mit dem jüdischen Erbe im Burgenland zum Inhalt haben. Dazu zählen der Ankauf der Synagoge Kobersdorf, sowie die Fortsetzung der Initiative „Erinnerungszeichen“, in deren Rahmen die jüdischen Friedhöfe des Landes gepflegt werden. Doskozil und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, verständigten sich vor Kurzem darauf, diese Initiative auch weiter fortzusetzen. Ab Herbst 2021 soll die Synagoge, die heuer ihr 160-jähriges Bestandsjubiläum feiert, für ausgewählte Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
Geforscht wird übrigens auch in Deutschkreutz: Dort sollen vor Kurzem beim Abriss eines Hauses jüdische Grabsteine entdeckt worden sein, diese werden nun untersucht.
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