Endstation für den Dorfbus?

Endstation für den Dorfbus?
Nach Anzeigen der Wirtschaftskammer steht die Zukunft der kommunalen Buslinie im Südburgenland in den Sternen.

Ich mach’ das gerne", sagt Tamara Windisch, steigt aufs Gas und kurvt gezielt durch Kleinmürbisch in Richtung Neustift bei Güssing. Auch Großmürbisch, Tschanigraben und Inzenhof werden vom Dorfbus bedient. Windisch ist eine von drei Chauffeuren, die den Bus durch die fünf südburgenländischen Gemeinden steuern.

"Es ist eine goldene Gelegenheit", sagt Erna Bendl. Sie fährt mit dem 9-Sitzer zum Arzt nach Güssing. Viele andere Möglichkeiten gibt es hier nicht, um von A nach B zu kommen. Das Ehepaar Fiedler steigt ebenfalls zu, mit dem gleichen Ziel. Man kennt sich, und es wird Schmäh geführt. "Lustig geht es immer zu bei uns im Bus", sagt Windisch.

Sie ist seit Jänner rund 4000 Kilometer gefahren, kennt jeden noch so kleinen Weg in den Mitgliedsgemeinden. Ihr Tag beginnt um 7 Uhr früh, da werden die Kleinen in den Kindergarten gebracht oder die Schüler zur Bushaltestelle. Montag, Mittwoch und Freitag gibt es dann für ältere Leute die Möglichkeit, mit dem Bus nach Güssing zu kommen.

Initiiert haben den Dorfbus die fünf Bürgermeister. Obmann des Vereins ist Martin Frühwirth, Ortschef von Kleinmürbisch: "Wir haben jetzt hundert Mitglieder und sind gut ausgelastet."

Weniger erfreut über die Mobilität der Gemeinden zeigt sich die Wirtschaftskammer. "Wir wollen keine staatlichen Strukturen, wo Land und Bund Unternehmer spielen", erklärt WK-Transport-Spartenobmann Klaus Sagmeister.

Anzeigen

Endstation für den Dorfbus?

"Wir haben schon Anzeigen von der Wirtschaftskammer bekommen", sagt Frühwirth. Dadurch sind Förderzuschüsse seitens der Dorferneuerung eingefroren, in Finanznöte komme man deswegen nicht. Ein normaler Busverkehr sei schwierig in den fünf Streusiedlungen. "Wir haben allein in Kleinmürbisch 120 Haushalte auf einer Fläche von vier Quadratkilometern", sagt Frühwirth. Rund 16 Euro würde man für eine Fahrt von Neustift nach Güssing im Taxi bezahlen. "Ich zahle 60 Euro im Jahr für den Dorfbus, aber nur, weil ich Nebenwohnsitzerin bin", sagt Erna Bendl. Hauptwohnsitzer kostet es 40 Euro.

Die Wirtschaftskammer sieht hier eines der größten Probleme des Systems. Es fehle die Öffentlichkeit. "Es dürfen ja nur Vereinsmitglieder fahren, das schadet dem Tourismus und vielen Anrainern", sagt Patrick Poten, Fachgruppen-Obmann der Taxiunternehmen. Außerdem hätten die Transportbetriebe 600 Beschäftigte: "Wir brauchen die Aufträge und nicht Vereine, die ohne Gewerbeberechtigung fahren."

Bis auf Weiteres wird der Dorfbus aber weiterfahren.

Kostenvergleich: Ohne Förderungen geht es nicht von A nach B Die Wirtschaftskammer (WK) Burgenland rechnet das Beispiel Dorfbus durch und kommt zum Schluss: "Wir können es besser und billiger." Bei den Gesamtkosten kommen die Funktionäre der WK für das Modell Dorfbus, so wie es jetzt vom Verein organisiert ist, auf 137.000 Euro. Eingerechnet sind die Busse, der laufende Betrieb und die Kosten für das Konzept.

Im Vergleich dazu könnten  private Unternehmer das ganze Paket um 45.000 Euro anbieten, heißt es seitens der WK, weil nur der laufende Betrieb gerechnet werden müsste. Der Fuhrpark sei schließlich schon vorhanden.

"Wir werden uns im nächsten Jahr auf Kosten von etwa 70.000 Euro einpendeln", informiert Vereins-Obmann Martin Frühwirth. Etwa die Hälfte der Ausgaben werde vom Land gefördert. Die fünf Gemeinden tragen gemeinsam Kosten von etwa 30.000 Euro.

Der Dorfbus wurde Ende 2009 als gemeindeübergreifendes Projekt geboren und wird seither mit Unterstützung von Land und Bund betrieben. Der Bus wird vom Verein "Mobilität für die Gemeindebürger" geführt, Träger des Vereines sind die Gemeinden. Wer den Bus benützen will, muss auf den jeweiligen Gemeindeämtern eine Mitgliedschaft beantragen.

Ähnliche Projekte gibt es im ganzen Land, wie den Gmoa Bus in Pöttsching, den Ortsbus in Hornstein oder Neusiedl mobil.

Kommentare