Eis sorgte für volle Ambulanzen

Primar Gerhard Kaltenecker hat einen derartigen Ansturm in der Oberwarter Ambulanz wie Anfang dieser Woche noch nicht erlebt
Mehr als 30 Knochenbrüche mussten in zwei Tagen in Oberwart operiert werden

Wir wollten Sonntagfrüh gerade einen Patienten abholen, da ist es passiert“, sagt Stefan Szabo, der freiwillig Dienst beim Roten Kreuz in Oberwart macht. Am Mittwoch sitzt Szabo in der Unfallambulanz im Krankenhaus Oberwart und wartet, dass er aufgerufen wird. Er braucht Krücken, um zu gehen. „Ich bin am Weg zum Rettungsauto ausgerutscht und habe mir den Fuß verstaucht“, sagt der Sanitäter, der selbst durch das Glatteis zum Patienten wurde.

Wie ihm ist es mehr als 200 Verletzten von Sonntag bis Montag gegangen. Das zentimeterdicke Eis hat viele Menschen im Südburgenland zu Fall gebracht. „So etwas habe ich in meiner 15-jährigen Laufbahn in Oberwart noch nicht erlebt“, sagt der Leiter der Unfallchirurgie und Traumatologie Gerhard Kaltenecker im KURIER-Gespräch. „Hand- und Knöchelbrüche sowie gebrochene Hüften wurden behandelt.“ Auch Verstauchungen und Prellungen wurden untersucht. Am Montag sei die Ambulanz in Oberwart regelrecht überfallen worden.

Mehr als 40 Gipsverbände mussten angelegt werden. Lebensbedrohlich Verletzte hätte es keine gegeben, aber mehr als 30 Knochenbrüche mussten operiert werden. Sonstige Operationen mussten verschoben werden, weil so viele akute Fälle operativ behandelt werden mussten. „Die hatten natürlich Vorrang. Wir haben alle Sonderschichten im OP eingelegt, unser Team hat großartig gearbeitet“, meint Kaltenecker.

Auch in den anderen burgenländischen Spitälern spürte man die Folgen des Glatteises. „Wir hatten etwa doppelt so viele Patienten als sonst“, heißt es vom Krankenhaus Oberpullendorf. Auch in Eisenstadt galt es deutlich mehr Prellungen sowie Handgelenks- und Oberarmbrüche zu behandeln. Laut Landessicherheitszentrale musste man von Samstag bis Montag zu 39 wetterbedingten Unfällen ausrücken.

In den nächsten Wochen werden die Unfallmediziner des Landes weiterhin viel zu tun haben. „Wir haben jetzt diesen Pulk an Verletzten, die behandelt wurden. Die müssen jetzt alle weiter betreut werden“, sagt Kaltenecker. Also bleibe die Arbeitsbelastung für Mediziner und Pflegepersonal noch hoch. Mittwochmittag ist die Patientenanzahl im Krankenhaus Oberwart wieder im normalen Bereich. „Es war für alle Beteiligten schmerzhaft“, sagt Kaltenecker. Für die Verletzten und das Personal des Krankenhauses, das viele Überstunden in Kauf nehmen musste. „Aber in solchen Katastrophensituationen helfen wir alle zusammen.“

Steiermark

Bis Montagmittag forderte das Eis- und Schneechaos auch in der Steiermark laut Landeswarnzentrale mehr als 370 verletzte Personen. Die meisten sind auf den vereisten Straßen ausgerutscht.

In Kärnten kämpfte man mit den Schneemassen,156 Zentimeter fielen in den vergangenen Tagen in Dellach/Drautal. „Dass es hier in so kurzer Zeit so viel schneit, kommt nur alle 25 Jahre vor“, sagt Thomas Rinderer von der Ubimet. Am Mittwoch waren Hubschrauber des Bundesheeres entlang der Bahnstrecken unterwegs, um mit den Rotorblättern Schnee von den Bäumen zu blasen.

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