Die im Kern aus dem 12. Jahrhundert stammende Fischerkirche etwa wirkt, als stünde sie im Burgund oder in Irland. Auch von dort hat der 1962 geborene Eisenstädter Horvath schon fotografische Essays mitgebracht, ebenso wie aus vielen anderen Gegenden der Welt, von Südamerika bis Neuseeland.
Der vier Jahre jüngere Altmann wiederum, dessen Vater in den frühen 1960-er Jahren als evangelischer Pfarrer aus Wien in die Freistadt geschickt wurde, hat Rust schon vor Jahrzehnten verlassen und lebt heute in Pöttsching.
Erste Zusammenarbeit
In seinen Gedichten spürt er auch seiner Kindheit und Jugend nach, die er meist am See verbracht hat. „Ich war kein Ur-Ruster, sondern ein zuagrastes Pfarrerskind, das sich seinen Platz in Rust erst erkämpfen musste“, erinnert sich Altmann. „Aber das war auch gut so“. Das Buch empfindet der in Rust Aufgewachsene auch als „sentimentale Heimkehr“.
Horvath, einer der bekanntesten Fotografen Österreichs, und Altmann, der sich als Lyriker und Hertha-Kräftner-Kenner einen Namen gemacht hat, sind seit Jahrzehnten befreundet. „Ruster Ausbruch“ ist aber ihr erstes gemeinsames Buch.
Den Gedanken an ein Buch zu 100 Jahre Burgenland im Jahr 2021 habe man schnell wieder verworfen, weil man nicht den x-ten Jubiläumsband auf den Markt werfen wollte. Für das Rust-Buch, das im Verlag „Bibliothek der Provinz“ erschienen ist, gab es keinen äußeren Anlass, sondern bloß einen inneren Antrieb.
Flossen finden
Die Idee kam ursprünglich von Horvath, der schon in früheren Arbeiten ungewöhnliche Ansichten von Rust zutage gefördert hatte – den Bau eines Holzstegs am zugefrorenen See etwa.
Überhaupt sei der See im Band ebenso wichtig wie die Stadt, ist Altmann überzeugt. Das Rust seiner Kindheit sei viel „weniger touristisch und schön“ gewesen, aber der „Geruch des Neusiedler Sees hat sich nicht verändert“, meint der Lyriker.
Apropos: Dass der See auch austrocknen kann, habe ihn als Kind überhaupt nicht beunruhigt, erinnert sich Altmann amüsiert: „Ich habe mir gedacht, dann finde ich endlich wieder alle Taucherbrillen und Flossen, die ich im Lauf der Jahre im See verloren hatte“.
Die Vorbereitung des Bildbands dauerte ungefähr ein Jahr, wobei „jeder für sich gearbeitet hat“. Dann fuhr man gemeinsam zum Verlag ins Waldviertel, in dem die beiden Burgenländer – jeder für sich – schon mehrere Bücher publiziert haben. Autor und Fotograf waren etwas ratlos ob der stimmigen Zusammenführung von Texten und Bildern. Aber der Verlagsgrafiker hatte das richtige Gespür und vermied es, krampfhaft nach Texten zu den Bildern oder umgekehrt zu suchen. Stattdessen gibt es Text- und Fotostrecken.
Beide stehen für sich. Wenn man will, kann man aber auch Korrespondenzen entdecken. Bilder und Texte umkreisen die 1317 erstmals erwähnte Stadt und den vermutlich seit 25.000 Jahren bestehenden See – so wie es die Störche machen.
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