Commerzialbank-Ausschuss: Hotel und Tankstelle für Pucher
Kaum vier Wochen nach Schließung der Commerzialbank (Cb) Mattersburg AG Mitte Juli 2020 musste auch die Florianihof Betriebs Gmbh Konkurs anmelden. Betroffen waren 21 Mitarbeiter, die Verbindlichkeiten betrugen rund 3,3 Millionen Euro. Am Donnerstag war der frühere, langjährige Geschäftsführer und Betreiber des Mattersburger Gasthofs vor den Untersuchungsausschuss geladen.
Der Gastronom, gegen den auch ein Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) läuft, wurde 1998 Betreiber des Traditionsgasthofs in Mattersburg, das Einstellungsgespräch fand bei Cb-Direktor Martin Pucher statt. Und das obwohl damals eine Mattersburger Geschäftsfrau Eigentümerin des Gasthofs war.
Jahre später hat der Gastronom auf Geheiß Puchers auch die Geschäftsführung des mittlerweile ebenfalls insolventen SVM-Cafes übernommen (Gastronomiebetriebs Gmbh des SV Mattersburg, dessen Präsident Pucher ebenfalls war).
2010 übernahm der Gastronom die Gesellschafteranteile des Florianihofs von der Mattersburger Geschäftsfrau um 50.000 Euro, 2019 hat ihm die Commerzialbank die Anteile um denselben Preis abgekauft. Er sei froh darüber gewesen die Verantwortung losgeworden zu sein, denn "gesundheitlich" sei das für ihn besser gewesen.
Von Pucher hinausgeschmissen
Zu seinem Verhältnis zu Pucher befragt, musste der Gastronom tief Luft holen: "Wenn er was wollte, musste man springen". Bei Pucher daheim in Hirm war der Gastronom nach eigenen Aussagen insgesamt drei Mal. Einmal habe er im Zuge eines Caterings Essen geliefert, dann wollte Pucher die Essensbons sehen, die man im SVM-Cafe anbieten wollte und zuletzt wollte der Geschäftsführer frohe Ostern wünschen, aber: "Pucher hat mich aus dem Haus geschmissen".
Einen Silberbarren zum Geburtstag und einen Golddukaten zur Hochzeit hat er aber dennoch vom Bankchef erhalten.
Die Antwort auf die Frage nach Zuschüssen der Bank an den Florianihof blieb der frühere Leiter mit Hinweis auf die Ermittlungen gegen ihn schuldig. Er habe aber nie Zuwendungen von Pucher erhalten, meinte der Zeuge und auch nie um Bargeld beim Bankchef angefragt.
Pucher selbst hatte allerdings schon Ende Juli vor der Polizei ausgesagt, dass neben anderen Unternehmern aus dem Raum Mattersburg auch der Gastwirt von ihm mehrmals Bargeld erhalten habe. Mit dem Geld hätten die Unternehmer ihre "maroden Betriebe weiterbetreiben können", was auch der Commerzialbank zugute gekommen sei, weil damit die Kredite dieser Firmen weiter bedient werden konnten.
Der Gastronom meinte dazu nur, dass es dem Florianihof zunächst wirtschaftlich gut gegangen sei, weil aber lange nichts investiert wurde, sei die Qualität immer schlechter geworden.
Als es 2010 um einen dringend nötigen Umbau ging, ist der sonst knausrige Pucher generös geworden. Wir bauen ein neues Hotel", habe Pucher gemeint. Zur Wahl seien ein kleineres und ein größeres Projekt gestanden, Pucher wollte unbedingt das größere mit einem Investitionsvolumen von rund acht Millionen Euro, erinnert sich der Gastronom.
Umgesetzt wurde das Projekt nie, stattdessen dämmert der in die Jahre gekommene Florianihof immer noch vor sich hin.
Tankstelle für Pucher
Ermittelt wird auch gegen den zweiten Zeugen vom Donnerstag. Der 60-jährige Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg war für Pucher so etwas wie ein "Mädchen für alles". Er war mit seiner Warenhandelsgesellschaft für die Instandhaltung des Mattersburger Pappelstadions zuständig, erledigte für den Bankchef aber auch allerlei andere Dinge. Trotzdem gehe es seiner Firma auch nach der Pleite von Bank und SVM gut, versicherte der Geschäftsmann, er sei von Pucher wirtschaftlich nicht abhängig gewesen.
2005 etwa habe er auf seinem Firmengelände für Pucher „eine Tankstelle bauen müssen“, geht aus einer Einvernahme des 60-Jährigen vor der WKStA hervor, über die der KURIER schon berichtet hat. Der Bankchef wollte „Treibstoffe für schlechte Zeiten lagern“. Auf den Tankstellen-Kosten von fast 400.000 Euro sei er aber letztlich sitzen geblieben, obwohl Pucher zunächst zugesagt habe, die Errichtung zu finanzieren.
Andererseits soll der Tausendsassa 70.000 Euro von Pucher bekommen haben, um das Geld postwendend auf „sein“ Kreditkonto bei der Commerzialbank einzuzahlen. In Wahrheit sei der Kredit aber für eine Recyclingfirma in Mattersburg gewesen, dessen Geschäftsführung der 60-Jährige übernommen hatte – Pucher hatte sie angeboten. Er persönlich habe von diesem Konto nie etwas abgehoben, so der Pucher-Vertraute. „Bereichert habe ich mich nicht“, sagte er der Polizei. Im Auftrag Puchers habe er „fünf Jahre lang“ auch Geld bei anderen Banken eingezahlt – jeweils 10.000 bis 15.000 Euro seien das gewesen. Nach „Sinn, Zweck oder anderen Dingen“ habe er bei Pucher nie nachgefragt. Aber, so sagte er am Donnerstag vor dem Ausschuss: "Ich habe kein Schwarzgeld transportiert".
Zu all diesen Dingen wollte der 60-Jährige vor dem Ausschuss nicht Stellung nehmen, was anfangs zu einem heftigen Disput zwischen Ausschussvorsitzender Verena Dunst und Verfahrensrichter Walter Pilgermair einerseits und dem Anwalt des Geschäftsmanns, Mirko Matkovits, andererseits führte.
Mit Fortdauer der Befragung wurde die Stimmung aber immer entspannter, der Zeuge erklärte fußballunkundigen Mandataren etwa den Unterschied zwischen Zollwart und Zeugwart.
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