"Ein Glücksfall": Landärztin wurde nach 13 Anläufen gefunden

Hayriniso Zawudinova hat die Kassenarztstelle in Großpetersdorf übernommen
In Großpetersdorf atmet die Gemeinde auf. Ärztekammer sieht Probleme in den nächsten Jahren.

Mehrere Jahre stand die Arztpraxis in der Großpetersdorfer Feldgasse leer. 13-mal wurde die Kassenarztstelle für Allgemeinmedizin ausgeschrieben. Bewerber dafür gab es kaum. Seit Anfang November hat Dr. Hayriniso Zawudinova die Stelle angenommen. Eine Entlastung für die Kollegen und die Patienten. Ein "Glücksfall", heißt es von der Ärztekammer. Denn es ist ein bekanntes Problem, Ärzte wollen kaum aufs Land ziehen. "Wenn die Pensionierungswelle in den nächsten zehn Jahren anrollt, wird sich die Situation noch verschlechtern", erklärt Sabine Reichl, stellvertretende Direktorin der Ärztekammer Burgenland. Vor allem strukturschwache Gebiete, wie das Südburgenland, werden den Ärztemangel stark zu spüren bekommen. "In allen Bundesländern kommt es zu vielen Pensionierungen", sagt Reichl. Ärzte würden sich die Stellen aussuchen können.

Angebote

"Ich hatte viele Angebote als angestellte Ärztin zu beginnen, aber auch attraktive Stellen als Landarzt mit Hausapotheke", sagt Zawudinova. Sie hat sich für die Praxis in Großpetersdorf entschieden. Das Burgenland gefalle ihr landschaftlich gut und die Entfernung nach Wien sei nicht zu weit, weil ihre Familie dort wohne. Auch die Gemeinde hat einen Beitrag geleistet. "Wir haben für zwei Jahre fast 20.000 Euro zur Verfügung gestellt", sagt Bürgermeister Wolfgang Tauss, SPÖ.

Die Ärztekammer hat der Ärztin aus Wien sofort zugesagt. "Bei der Gebietskrankenkasse hat es sich leider verzögert", sagt die Medizinerin. Doch nun hat sie alle Kassen und hofft zum nächsten Quartal auf viele Patienten. "Noch ist es ruhig, da viele schon einen anderen Hausarzt haben", sagt Zawudinova. Doch mit dem Quartal kann der Hausarzt gewechselt werden.

Von einer Trendwende will die Ärztekammer mit der Besetzung in Großpetersdorf nicht, sprechen. Was mit Sicherheit einen Anreiz schaffe, sei die Akutordination in Oberwart. Durch diese fallen viele Dienste für die Hausärzte weg. "Ohne dieses System hätte ich mich nicht beworben, wenn über die Woche noch Dienste gewesen wären", sagt Zawudinova. Sie freut sich auf ihre neue Tätigkeit als Landärztin. "Es ist schon anders als in Wien, die Leute sind freundlicher und nicht so gestresst, dass ist sicher ein Vorteil", sagt die Allgemeinmedizinerin.

Aktuell sind zwei Kassenstellen für Allgemeinmedizin in Parndorf und Jois ausgeschrieben. Auch ein Augenarzt in Pinkafeld wird gesucht und seit Jahren fehlt es an einem Gynäkologen in Jennersdorf. Für den Norden sehe es bei den Besetzungen nicht so schlecht aus. Im Süden werde es schwieriger solche Glücksfälle, wie in Großpetersdorf zu wiederholen, sagt Reichl.

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