Dramatischer Aderlass: 60 Prozent der praktischen Ärzte vor Pension

Praktischer Arzt droht im Burgenland zum Mangelberuf zu werden
Bis 2025 müssen jährlich zehn Hausarztpraxen neu besetzt werden. Das Land will fördern.

Rund 145 niedergelassene Allgemeinmediziner gibt es in den 171 Gemeinden des Burgenlandes – noch. Denn 60 Prozent der praktischen Ärzte gehen bis 2025 in Pension. Einer von ihnen wird wohl der 58-jährige Helmut Radakovits aus Güttenbach sein. Bis zum 65. Lebensjahr müsse er jedenfalls weitermachen, sagt der Südburgenländer, aber um die Nachfolge sei es schlecht bestellt. "Ich bin vielleicht der erste und letzte Kreis- und Gemeindearzt in Güttenbach und Neuberg", sagt der Mediziner mit fast 1300 Patienten mit einem Anflug von Bitterkeit: Die Lage sei angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle "dramatisch".

Förderaktionen

Das scheint mittlerweile auch die Politik erkannt zu haben, denn Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ) hat am Mittwoch ein Förderprogramm für Allgemeinmedizinerpraxen und die geplanten Primärversorgungszentren angekündigt. Rund 50.000 Euro soll es für Gemeinden zur Unterstützung der Ansiedelung eines niedergelassenen Arztes geben. In Summe stehen für diese Initiative, die 2018 starten soll, 1,3 Millionen Euro aus dem EU-Programm ELER zur Verfügung.

Wie der KURIER erfahren hat, lässt Darabos parallel dazu eine zweite Förderschiene ausarbeiten. Die zuständige Abteilung im Landhaus feilt an einem Stipendiensystem für angehende Mediziner. Als Gegenleistung müssen sich die Ärzte verpflichten, zumindest für eine bestimmte Zeit im Burgenland zu ordinieren.

Die Volkspartei reklamiert diesen Vorschlag für sich. "An diese Stipendien wäre die Verpflichtung geknüpft, fünf Jahre als Arzt im Burgenland zu arbeiten", sagte ÖVP-Klubchef Christian Sagartz gestern. "Pro Jahr sollen 20 Stipendien ausgeschrieben werden". Die Details stünden aber noch nicht fest, sagte ein ÖVP-Sprecher auf Nachfrage des KURIER.

Darabos drängt aber auch auf "mehr Studienplätze für Humanmedizin". Das befürwortet auch Praktiker Radakovits. Zumindest sollte es eine fixe Quote fürs Burgenland geben und dazu ein Stipendiensystem. Zudem müsste die Ausbildung neu geregelt werden. Radakovits: "Jeder Professionist bildet seinen Nachwuchs aus, nur wir dürfen das nicht."

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