Doskozil: Im Alleingang zur Herzchirurgie

Krankenhaus Oberwart
Trotz Kritik medizinischer Koryphäen hält LH Hans Peter Doskozil am Aufbau eines Herzzentrums in Oberwart fest. Das Land werde notfalls selbst finanzieren.

Dass das Land bei Gesundheit und Spitälern „keinen Schritt zurückgehen wird“, hat Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) bereits in seiner Budgetrede am vergangenen Freitag in Eisenstadt mit Nachdruck betont.

Am Mittwoch machte er in Oberwart deutlich, das Land werde nicht nur nicht zurückgehen, sondern wolle gleichsam mit Siebenmeilenstiefeln voraneilen und im neuen Oberwarter Spital eine eigene Herzchirurgie aufbauen, die bereits im März 2026 starten soll.

Die massive Expertenkritik daran wischte der Landeshauptmann vom Tisch. Diese Kritik bestärke ihn geradezu in seinem Tun, so Doskozil.

Zusätzliche herzchirurgische Zentren würden „nicht zu einer Verbesserung der Versorgung führen, sondern zur Fragmentierung bestehender Strukturen“, heißt es in einer von einem guten Dutzend Universitätsprofessoren unterzeichneten Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie

Wien, Graz und Oberwart

Die Experten warnen vor einer Reduktion der Fallzahlen und negativen Auswirkungen auf die Patientensicherheit, denn laut österreichischem Strukturplan Gesundheit gelte pro herzchirurgischem Standort eine Mindestbevölkerungszahl von 800.000 Einwohnern – im Burgenland leben rund 300.000 Menschen.

Das Land interpretiert die Zahlen anders: Derzeit erfolge die herzchirurgische Versorgung des Burgenlands über zwei Zentren in Wien und eines in Graz.

Weil in der Bundeshauptstadt und in der Steiermark zusammen aber rund 3,2 Millionen Menschen leben, sei ein weiteres Zentrum (eben im Südburgenland) längst überfällig. Zumal die aktuellen Wartezeiten in der Herzchirurgie in Wien und Graz bei bis zu neun Monaten lägen und das Burgenland österreichweit schon jetzt eine „überdurchschnittlich hohe Inzidenz und Mortalität bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweist“. Von 2022 bis 2024 wurde laut Gesundheit Burgenland bei herzchirurgischen und kardiologischen Leistungen ein Plus von rund 28 Prozent verzeichnet.

Land zahlt selbst

Deshalb wolle man in Oberwart ein regionales Kompetenzzentrum für die Herzmedizin etablieren.

Wie auf das Urteil von Österreichs Koryphäen der Herzchirurgie gibt Burgenlands Landeshauptmann offenbar auch auf die Bundes-Zielsteuerungskommission nicht viel. Sie muss – auf Antrag des Burgenlandes – im kommenden März über die Finanzierung einer zusätzlichen Herzchirurgie entscheiden. „Ich bin mir nicht sicher, dass wir diesen Beschluss durchbekommen“, zweifelte Doskozil schon in der Budgetrede.

Aus gutem Grund. Denn in der Kommission entscheiden je vier Vertreter von Bund und Sozialversicherung sowie neun Vertreter aus allen Bundesländern. Den Vorsitz führt die Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ). Sollte die Kommission ablehnen, werde das Land die neue Abteilung allein finanzieren. Schließlich stecke man 200 Millionen Euro pro Jahr in die Spitäler.

Doskozil: „Wir können uns nur auf uns selbst verlassen, daher handeln wir.“

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