Doppelstaatsbürgerschaft für ausgewanderte Burgenländer gefordert

Doppelstaatsbürgerschaft für ausgewanderte Burgenländer gefordert
Regierungsdelegation besucht Auslandsburgenländer in den USA (u. a. Chicago, Bild) und Kanada. Die Burgenländische Gemeinschaft plädiert für Doppelstaatsbürgerschaften.

Als am 15. Mai 1971 erstmals eine Regierungsdelegation in die USA flog, um Auslandsburgenländern einen offiziellen Besuch abzustatten, trafen die damaligen Landesräte Fred Sinowatz (SPÖ) und Rudolf Grohotolsky (ÖVP) sowie der mitgereiste Diözesanbischof Stefan Laszlo noch auf viele Auswanderer der ersten Generation.

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Mehr als 50 Jahre später haben es LH Hans Peter Doskozil, Landesrat Leonhard Schneemann und Landtagsabgeordnete Verena Dunst (alle SPÖ) deutlich schwerer, noch Menschen zu treffen, die zumindest ihre Kindheit in der alten Heimat verbracht haben.

Warum?

Von drei großen Migrationswellen im 20 Jahrhundert mit insgesamt rund 52.000 Auswanderern berichtet Gert Polster in seinem Aufsatz „Das Burgenland und Amerika“ im Sammelband „Burgenland schreibt Geschichte 1921-2021“.

Vor dem Ersten Weltkrieg verließen 26.000 Menschen das Gebiet Deutsch-Westungarn. Weitere 20.000 kehrten dem jungen und armen österreichischen Bundesland Burgenland in der Zwischenkriegszeit den Rücken und nach dem Zweiten Weltkrieg suchten noch einmal 6.600 Personen ihr Glück in Übersee.

Die burgenländische Delegation, der auch Klaus Gerger und Erwin Weinhofer von der Burgenländischen Gemeinschaft angehören, will deshalb nicht nur zurückblicken, sondern auch „Netzwerke für die Zukunft bilden, die für jüngere Generationen wertvoll sein können.“ Konkret will sich das Burgenland für Nachkommen der Ausgewanderten in der dritten oder vierten Generation interessant machen – mit Bildungseinrichtungen wie der Joseph-Haydn-Privathochschule oder der Fachhochschule, aber auch mit Artist-in-Residence-Projekten oder im wirtschaftlichen Bereich.

„Ein diesbezügliches Gesamtkonzept wird auf Landesebene erstellt“, so Doskozil vor dem Abflug am Montag. Der Nordamerika-Trip dauert bis Dienstag kommender Woche und führt nach New York, Chicago, Allentown (USA) und Toronto in Kanada.

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Eduard Nicka, Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft, macht sich für die Doppelstaatsbürgerschaft für ausgewanderte Burgenländer stark

Dass nun besonderes Augenmerk auf Enkel und Urenkel der Auswanderer gelegt wird, ist ganz im Sinne von Eduard Nicka. „Die älteren Auswanderer haben das Burgenland im Herzen, aber die Jüngeren müssen wir für die alte Heimat interessieren, sonst gehen sie uns verloren“, sagt der Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft (BG). Nicka sollte mitfliegen, aber das dicht gedrängte Programm erschien dem 78-Jährigen doch als zu strapaziös.

Die BG wurde 1956 gegründet, um die Heimatverbundenheit der Burgenländer in aller Welt zu pflegen und zu fördern. Eine gleichnamige Zeitschrift informiert Auslandsburgenländer periodisch über Ereignisse im Burgenland und über Burgenländer in aller Welt.

 

Um die Bande zur alten Heimat gleichsam mit Brief und Siegel abzusichern, macht sich Nicka, der auch Vorstandsmitglied im Auslandsösterreicher-Weltbund ist, für die Doppelstaatsbürgerschaft stark. „Sehr viele“ Auslandsburgenländer hätten gern auch einen österreichischen Pass, weiß er. „Das wird sehr emotional gesehen“.

Kontakt mit allen Parteien im Nationalrat gab es bereits. Grundsätzlich hätten alle Verständnis, aber dann müsste man auch allen Neo-Österreichern zugestehen, den Pass ihrer alten Heimat zu behalten. Dennoch ist Nicka überzeugt, dass der Gordische Knoten gelöst wird.

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