Die Natur ist ihre Kreativ-Werkstatt

Elisabeth Wendelin: „Wir verwenden Barriquefässer aus französischer oder amerikanischer Eiche“
Die zweifache Mutter Elisabeth Wendelin hat sich als Jungwinzerin dem naturnahen Weinbau verschrieben.

"Hier heroben hat man den schönsten Ausblick auf Gols." Elisabeth Wendelin steht auf der Aussichtsplattform des sogenannten Salzbergs und schaut auf ihre Heimatgemeinde. Es schneit leicht an diesem kalten Dezembertag und eine dünne Schneedecke hat sich bereits gebildet. In den Weingärten ist dementsprechend Ruhe eingekehrt, doch eine Verschnaufpause gibt es für die junge Winzerin derzeit noch nicht. "Bis Weihnachten ist es noch stressig, aber pünktlich zum 24. 12., wenn das Weihnachtsgeschäft vorbei ist, beginnt unsere Auszeit. Der Jänner ist die ruhigste Zeit im Jahr", sagt die Golser Jungwinzerin.

Nach dem Abstecher auf die Aussichtsplattform geht es auch schon wieder zurück zum Weingut, wo noch jede Menge Arbeit wartet. "Mein Vater ist gerade im Weinkeller. Ohne die Hilfe der Eltern wäre es nicht schaffbar", sagt Elisabeth Wendelin, die vor gut einem Jahr den Betrieb übernommen hat und nun in dritter Generation führt. "Meine Großeltern haben Acker- und Weinbau betrieben, meine Eltern haben sich dann auf Weinbau spezialisiert. Für mich war es schon immer klar, dass ich das, was meine Eltern mit viel Arbeit aufgebaut haben, weiterführen möchte", sagt die 32-Jährige.

Zusammenhalt

Dabei wollte sie nicht irgendwie an die Sache herangehen, sondern das Weinmachen richtig professionell erlernen. "Ich habe internationales Weinmarketing studiert, mit Master abgeschlossen." Es sei ihr Traumberuf, den sie mit viel Liebe ausübt. "Winzerin zu sein, bietet sehr viel Abwechslung, kein Tag ist wieder andere. Die Natur ist meine Werkstatt. Man ist viel draußen, hat da die notwendige Ruhe, um abzuschalten, dann wiederum ist man mitten im Geschehen, bei Kunden oder auf Weinmessen."

Am Winzerdasein schätzt die Golserin unter anderem auch die Flexibilität, die freie Zeiteinteilung. Elisabeth Wendelin ist ihr eigener Chef. Als Mutter von zwei Kindern ein großer Vorteil. "Es ist vieles einfacher. Unter anderem aber auch, weil meine Eltern immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wenn ich jemanden für die Kinder brauche, sind sie immer da. Es geht alles Hand in Hand, das schätze ich sehr", betont Wendelin den Zusammenhalt in der Familie. Neben den Eltern helfen auch Ehemann Christian und Schwester Manuela mit.

Zusammenhalt gibt es nicht nur in der Familie Wendelin, sondern in der ganzen Gemeinde. "In Gols gibt es kein Konkurrenzdenken. Beim Frost haben alle mitgeholfen, alle Weingärten zu schützen. Es war ein riesiges Miteinander", sagt Elisabeth Wendelin.

Zehn Hektar umfassen die Weingärten, die ringsum die Gemeinde verteilt sind. "Das ist das Gute und schützt uns vor großen Ausfällen. Wenn alle Stöcke in einem Gebiet wären, könnte durch solche Frostnächte, wie wir sie heuer hatten, die ganze Ernte wegfallen."

Eigene Handschrift

Obwohl die 32-Jährige federführend ist, "redet beim Wein die ganze Familie mit", sagt sie lachend. Das sei aber auch gut so, denn "die Geschmäcker sind verschieden und verschiedene Meinungen sind da gar nicht schlecht". Letztendlich trägt der Wein aber ganz klar die Handschrift der Jungwinzerin. "Jeder macht Wein anders und jeder schmeckt auch anders. 2015 war ein super Jahr. Heuer sind wir mit der Ernte auch sehr zufrieden. Wie sich der Wein entwickelt wird sich zeigen", sagt Wendelin.

Und wie fühlt sie sich als Frau in einer nach wie vor von Männern dominierten Branche? "Ich habe damit kein Problem. Und es werden ja immer mehr Frauen, die den Beruf für sich entdecken."

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