Die Blauen und ihr liebstes Feindbild „Rotfunk“

Die Blauen und ihr liebstes Feindbild „Rotfunk“
Die Freiheitlichen reiben sich immer wieder an der Berichterstattung des regionalen ORF; aber Kritik kommt auch von der Volkspartei

Die FPÖ gegen den ORF – diese Auseinandersetzung wird nicht nur auf nationaler Bühne ausgetragen (blaue Attacken auf ZiB2-Anchorman Armin Wolf), sie findet auch im lokalen Format eine Entsprechung. Pannonisch-putzig gewissermaßen.

Am Dienstag sorgte sich FPÖ-Klubchef Géza Molnár, ob die ORF-Sendung „Burgenland heute“ noch dem Anspruch gerecht werde, „Fernsehen für alle Generationen“ zu bieten. Der zu den profiliertesten Politikern des Landes zählende Eisenstädter stößt sich an Beiträgen wie „Das Geschäft mit dem Lustschmerz anderer“ oder „Vagina-Monologe“. Das seien „Geschichten über Urin- und Blutaustritt, als Höhepunkt ein auf der Bühne gefilmter, gespielter Orgasmus (mit O-Ton)“.

Es gehe ihm in seiner Kritik nicht darum, ob derlei Inhalte „überhaupt Platz im ORF haben sollen“, will der 34-jährige Molnár nicht in den Verdacht übertriebener Prüderie geraten, sondern „darum, ob Derartiges um 19 Uhr in der Sendung ,Burgenland heute‘ vorkommen muss“ – und ob das mit dem „Leitbild des ORF zum Jugendschutz“ vereinbar sei. Ähnlich sieht das FPÖ-Landesparteichef und LH-Vize Hans Tschürtz, der ORF erfülle damit weder „den Bildungsauftrag, noch pädagogische Standards“.

So harmlos – manche im ORF sagen „lächerlich“ – ist die Kritik der Freiheitlichen nicht immer: Als Oppositionspartei ätzte die FPÖ, Nachrichten des ORF Burgenland wirkten mitunter, als kämen sie „direkt aus der Landesparteizentrale der SPÖ“, weshalb man den ORF eine Zeit lang nicht mehr zu FPÖ-Terminen einladen wollte. Es gab offene Briefe und die Forderung nach „Offenlegung der horrenden ORF-Gagen“. Aber auch als Regierungspartei rieb sich die FPÖ immer wieder am öffentlich-rechtlichen Sender. Ganz massiv im vergangenen Sommer, als Tschürtz im Rahmen einer Pressekonferenz dem anwesenden ORF-Redakteur tendenziöse Berichterstattung zum Nachteil der FPÖ vorwarf.

Er habe das damals mit Tschürtz ausdiskutiert, sagt ORF-Burgenland-Landesdirektor Werner Herics am Dienstag auf KURIER-Anfrage. Aus seiner Sicht sei das Verhältnis zur FPÖ „sehr korrekt, normal und anständig“. Redakteurssprecher Michael Pimiskern will die aktuellen FPÖ-Vorwürfe nicht kommentieren, weil er sie nicht kenne, grundsätzlich sieht er das Verhältnis zu allen Parteien als „ungetrübt“.

ÖVP-Manager Christoph Wolf sieht das offenbar nicht so: Es sei „Verantwortung der Politik“, dem ORF „die Unabhängigkeit und die damit verbundene kritische Berichterstattung zuzulassen“. Aber der ORF und dessen leitende Redakteure und Mitarbeiter müssten „diese Unabhängigkeit professionell leben“, um keine Angriffsflächen zu bieten. Wolf: „Das ist derzeit nicht immer der Fall.“ Dass sich der Landeshauptmann den ORF-Landesdirektor „einfach aussuchen kann“ sei „Abhängigkeit in Reinkultur“. Sein SPÖ-Visavis Christian Dax (sein Vater ist ORF-Stiftungsrat) hat am ORF nichts zu beanstanden.

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