"Der hölzerne Reifen": Ehemalige Synagoge als Theaterbühne

Die Präsentation mit dem Team der Theaterproduktion „Der hölzerne Reifen – Die späte Heimkehr des Herrn Glück“, die am 11. September uraufgeführt wird.
Ein Theaterabend mit historischem Tiefgang steht am 11. September in Kobersdorf bevor: „Der hölzerne Reifen – Die späte Heimkehr des Herrn Glück“. Die Theaterinitiative Burgenland bringt das Stück in der ehemaligen Synagoge als Uraufführung heraus.
Grundlage ist die autobiografische Erzählung des KZ-Überlebenden Israel A. Glück, der einen Teil seiner Kindheit in Lackenbach verbrachte. Autor Heinz Janisch machte daraus eine Bühnenfassung, inszeniert von Peter Wagner und Valentina Himmelbauer.
Der 1921 in Wien geborene Israel A. Glück schilderte in seinem Büchlein „Kindheit in Lackenbach“ eine Welt jüdischer Feiertage, Ferien und familiärer Geborgenheit. Diese Idylle fand im März 1938 ein abruptes Ende: Mit dem „Anschluss“ begann die Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Jahrzehnte später, 1995, kehrte Glück an den Ort seiner Kindheit zurück – eine Reise zwischen Vertrautem und Fremdem. Diese Wiederbegegnung mit Lackenbach inspirierte Janisch zum Theatertext.

Die Theaterinitiative Burgenland bringt das Stück in der ehemaligen Synagoge als Uraufführung heraus.
Landesrat Heinrich Dorner betont die Bedeutung des Projekts. „Zu den wichtigen Aufgaben zeitgenössischen Kulturschaffens gehört, auch die dunkelsten Epochen der Geschichte kritisch zu beleuchten“, sagte er. Als Lackenbacher sei er persönlich berührt, weil die Erinnerungen von Israel A. Glück ein Stück alltägliches Leben und gleichzeitig die Härte des NS-Regimes spiegeln. „Es ist eine beeindruckende Geschichte, die erzählt wird“, so Dorner.
Der Inhalt
Erzählt wird die Rückkehr von Herrn Glück an den Ort seiner Kindheit. Sein Elternhaus ist inzwischen ein Eissalon – ein ambivalenter Ort, der Erinnerungen weckt. Begegnungen mit einer Eisverkäuferin und mit Musikern führen ihn zurück in die Vergangenheit. Jiddische Lieder, Kinderspiele und Familiengeschichten treten wieder in sein Leben, während die Schatten von Deportation, Vernichtung und Verlust präsent bleiben. Symbolisch taucht der hölzerne Reifen aus der Kindheit wieder auf: ein Spielzeug als Sinnbild von Erinnerung und Fortführung.
Intendant Peter Wagner hob die kulturpolitische Dimension hervor: „Die Inszenierung bringt uns nicht nur die Lebenswelt der einst im Burgenland beheimateten Juden näher, sie dient auch als Warnung vor den Entwicklungen hin zu totalitären Gesellschaftsstrukturen.“ Autor Heinz Janisch betonte den Zugang über die Figur: „Ich wollte, dass die Figur auf der Bühne angreifbar wird, dass man ihr gleichsam die Hand schütteln möchte oder sie gar umarmen möchte – stellvertretend für alle, die durch Kriege, Hass und Verfolgung ihrer Heimat beraubt werden.“
Premiere in Kobersdorf
Der Spielort ist nicht zufällig gewählt. Die ehemalige Synagoge Kobersdorf ist ein bedeutendes Zeugnis jüdischer Kultur im Burgenland und „weit mehr als ein historisches Gebäude“, so KBB-Geschäftsführerin Claudia Priber. „Sie ist ein Symbol für die Spuren jüdischen Lebens im Burgenland und ein Ort der Begegnung.“
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