"Den Tod als Ziel unserer Lebensreise anerkennen"
Die Mutter mag nicht essen. Es schmeckt ihr nicht, das Schlucken bereitet ihr Schmerzen. 83 Jahre ist die Mutter alt, als sie im letzten Stadium ihrer Demenzerkrankung ins Pflegeheim einzieht. "Da hat es keinen Sinn zu sagen: ’Mama, das wird schon wieder, morgen ist es besser’", sagt Sieglinde Pfänder. Als Pfarrerin und Leiterin der Diakonie Burgenland weiß Pfänder, dass es am letzten Lebensweg nicht nur einer medizinischen Betreuung bedarf. Ebenso wichtig sei eine seelsorgerische (Trauer-)Begleitung für die Klienten und ihre Angehörigen.
Palliativmediziner Klaus-Peter Schuh hat diesen auch im Diakoniezentrum Oberwart etabliert – die Nachfrage ist groß: "63 Prozent der Bewohner wünschen sich den Vorsorgedialog", sagt Schuh. Im Gegensatz zur Patientenverfügung, bei der die Betroffenen "Sachen nur ablehnen" könnten, könne man beim Vorsorgedialog auch Wünsche äußern, erklärt Schuh. Die Gespräche finden in bestimmten Abständen oder bei Bedarf unter Einbindung der Bewohner, ihrer Angehörigen sowie Ärzten und Pflegepersonal statt.
Ziel sei es, die Bedürfnisse der Bewohner im Hinblick auf kritische Situationen zu erfahren. "Das ist praktisch wie ein Testament und es ist auch juristisch abgesichert", erklärt der Mediziner.
Die Heimbewohner haben die Gelegenheit, ihre Wünsche etwa in Bezug auf Wiederbelebung, künstliche Ernährung und dem Einsatz lebenserhaltender Maßnahmen festzulegen. "Fast jedes Gespräch hat mit einem Lächeln und Erleichterung der Betroffenen und Angehörigen geendet", sagt Schuh.
Der Turnus (geleitet vom Diakoniezentrum), startet jetzt auch in Gols, Eisenstadt und Deutschkreutz (Caritas) sowie in Draßburg und Strem (Arbeitersamariterbund), sagt Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ). Vom Pflegepersonal über den Koch bis zur Reinigungskraft sollen Mitarbeiter auf die speziellen Bedürfnisse der zumeist hochbetagten Bewohner geschult werden. "Mitarbeiter und Angehörige müssen lernen, den Tod als Ziel unserer Lebensreise anzuerkennen", wünscht sich Pfarrerin Pfänder.
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