"Den Tod als Ziel unserer Lebensreise anerkennen"

Am Ende des Lebens ist auch Seelsorge wichtig
In fünf weiteren Pflege-Einrichtungen können Patienten Wünsche für letzten Lebensweg äußern.

Die Mutter mag nicht essen. Es schmeckt ihr nicht, das Schlucken bereitet ihr Schmerzen. 83 Jahre ist die Mutter alt, als sie im letzten Stadium ihrer Demenzerkrankung ins Pflegeheim einzieht. "Da hat es keinen Sinn zu sagen: ’Mama, das wird schon wieder, morgen ist es besser’", sagt Sieglinde Pfänder. Als Pfarrerin und Leiterin der Diakonie Burgenland weiß Pfänder, dass es am letzten Lebensweg nicht nur einer medizinischen Betreuung bedarf. Ebenso wichtig sei eine seelsorgerische (Trauer-)Begleitung für die Klienten und ihre Angehörigen.

"Den Tod als Ziel unserer Lebensreise anerkennen"
Sieglinde Pfänder, Pfarrerin und Leiterin der Diakonie Burgenland
Von den etwa 800 Pflegeheimen in Österreich haben 129 Hospizkultur und Palliative Care integriert (Stand Jänner 2017, Anm.). Im Burgenland bieten von den insgesamt 44 Häusern drei – Neusiedl am See, Pinkafeld und Oberwart – eine solche Betreuung an. Eine besondere Form der Hospiz- und Palliativbetreuung ist der sogenannte Vorsorgedialog.

Palliativmediziner Klaus-Peter Schuh hat diesen auch im Diakoniezentrum Oberwart etabliert – die Nachfrage ist groß: "63 Prozent der Bewohner wünschen sich den Vorsorgedialog", sagt Schuh. Im Gegensatz zur Patientenverfügung, bei der die Betroffenen "Sachen nur ablehnen" könnten, könne man beim Vorsorgedialog auch Wünsche äußern, erklärt Schuh. Die Gespräche finden in bestimmten Abständen oder bei Bedarf unter Einbindung der Bewohner, ihrer Angehörigen sowie Ärzten und Pflegepersonal statt.

Ziel sei es, die Bedürfnisse der Bewohner im Hinblick auf kritische Situationen zu erfahren. "Das ist praktisch wie ein Testament und es ist auch juristisch abgesichert", erklärt der Mediziner.

Die Heimbewohner haben die Gelegenheit, ihre Wünsche etwa in Bezug auf Wiederbelebung, künstliche Ernährung und dem Einsatz lebenserhaltender Maßnahmen festzulegen. "Fast jedes Gespräch hat mit einem Lächeln und Erleichterung der Betroffenen und Angehörigen geendet", sagt Schuh.

"Den Tod als Ziel unserer Lebensreise anerkennen"
Dr. Klaus-Peter Schuh, Palliativmediziner, Vorsorgedialog in Oberwart
Wird die Hospiz- und Palliativbetreuung in Pflegeheimen (HPCPH) integriert, bringe das nicht nur mehr Lebensqualität für die Bewohner. Es bedeutet auch mehr Kompetenz, Sicherheit und Entlastung für die Pfleger sowie mehr Einbezogensein für die Angehörigen", sagt Projektleiter Heinrich Kiss.

Der Turnus (geleitet vom Diakoniezentrum), startet jetzt auch in Gols, Eisenstadt und Deutschkreutz (Caritas) sowie in Draßburg und Strem (Arbeitersamariterbund), sagt Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ). Vom Pflegepersonal über den Koch bis zur Reinigungskraft sollen Mitarbeiter auf die speziellen Bedürfnisse der zumeist hochbetagten Bewohner geschult werden. "Mitarbeiter und Angehörige müssen lernen, den Tod als Ziel unserer Lebensreise anzuerkennen", wünscht sich Pfarrerin Pfänder.

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