Das „Ui“ stolz über die Lippen lassen
„Da ist es sehr wohl zu einer Wandlung gekommen“, stellt Doris Seel entschieden fest. Denn um das Selbstbewusstsein der Burgenländer bezüglich ihrer Mundart sei es nicht zum Besten gestanden. „Tiroler und Kärntner sind stolz auf ihren Dialekt, im Burgenland war man das nicht.“ Dass sich das geändert habe, kann sich mit der Hianzenverein auf seine Fahnen heften. Seine mehr als 1000 Mitglieder bekennen sich klar zum markanten „Ui“, das beispielsweise aus dem Hut den Huid macht, und erhalten so die Mundart lebendig.
Mit diesem Ziel wurde die Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft 1996 gegründet, „ganz bewusst zum 75. Jubiläum des Burgenlandes“, erklärt ihre Geschäftsführerin Doris Seel. Präsident der Gesellschaft ist Erwin Schranz. Das Zentrum aller Aktivitäten, das Haus der Volkskultur in Oberschützen, wurde 2003 seiner Bestimmung übergeben.
Drei Schienen
Damit die Mundart in aller Munde bleibt, wurden drei Hauptbereiche definiert. „Die wissenschaftliche Schiene richtet sich auf Symposien, Vorträge und Publikationen“, informiert Seel. Die volkskulturelle Sparte deckt gesellige Veranstaltungen ab. „Schräge Sachen für Junge“ wie das „Sommer- und Herbst-Speck-Dackel“ biete die Schiene „KuKuMu“. Insgesamt wird das Hianzische bei jährlich 30 bis 40 Veranstaltungen hochgehalten und ist auch längst zwischen Buchbänden heiß begehrt. Das „Erste Burgenländische Mundart Wörterbuch“ etwa ist vergriffen, laut Geschäftsführerin ebenso ein Mega-Erfolg sei das Kochbuch „Hianznkuchl“ (zu bestellen online).Zum sofortigen Verzehr wird aufgekocht – Deftiges wie „Möhlspeis“, wenn am 2. Juni der Hianzentog auf dem Programm steht. Im Haus der Volkskultur gibt eben diese mit Musik, Tanz und burgenländischem Brauchtum ein lautes Signal ab. „Erstmals wird die Kunst des Spinnens gezeigt und wir haben ,Breitmaulfrosch’ Ernst Istvanits zu Gast“, verrät Seel zum bunten Programm ab 14 Uhr. Nach dem Erfolg im Vorjahr dürfen sich Gäste – rund 500 bis 600 besuchen den Hianzentog alljährlich – erneut auf das offene Singen freuen. „Da sind die Leute selig und haben bei diesen alten Liedern Tränen in den Augen“, beschreibt Seel. Wer sich bei dieser Gelegenheit vom „Ui“ anstecken lässt, kann gegen einen Jahresbeitrag von 12 Euro dem Verein beitreten.
Dieser möchte sich von Oberschützen aber auch hinaus ins Land bewegen. Von Eisenstadt aus strebt man Kooperationen mit anderen Vereinen an. Der weitere Plan: „Wir möchten in zwei Jahren verstärkt in Schulen gehen, wo dann etwa Mundartautoren bei Workshops mit Schülern arbeiten“, erklärt Seel das Konzept, das gerade ausgearbeitet wird. „Denn Kinder, die auch Dialekt sprechen, werden erwiesenermaßen in ihrer Sprachkompetenz gefördert“. Fest steht für Seel und den Hianzenverein: „Für die Mundart muss man sich nicht genieren.“
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