Das Burgenland fährt ab auf SUV

Das Burgenland fährt ab auf SUV
Die Lust am großen Auto. 37 Prozent aller Neuwagen gehört Gruppe der „Großen“ an, Experten üben Kritik

„Mit einem anderen Auto wäre mir vermutlich etwas passiert.“ Livia Kassanits aus Oberschützen erzählt im Gespräch mit dem KURIER von ihrem Verkehrsunfall im Vorjahr und nennt damit einen der wichtigsten Gründe, warum sich Autokäufer für ein „Sport Utility Vehicle“ (SUV) entscheiden: die Sicherheit.

SUV haben größere Knautschzonen, bieten dank der höheren Sitzposition eine bessere Rundumsicht und sind nicht zuletzt bequemer beim Ein- und Aussteigen. „Ich fahr auch gern mit dem Cabrio, aber da zwickt‘s manchmal schon etwas“, erzählt Ontje Mayer-Lang, Lebensgefährte von Kassanits und ebenfalls SUV-Fahrer. Als ehemaliger Vielfahrer weiß er um die Qualitäten der in den vergangenen Jahren stark in die Mode gekommenen Fahrzeuge Bescheid. „Wenn man lange Strecken fährt, fühlt man sich in so einem großen Auto einfach besser aufgehoben. Das beginnt bei der Rundumsicht und endet bei der Sicherheit, zum Beispiel auch bei Wildunfällen.“

SUV-Bezirk Güssing

Damit ist er nicht allein, der Trend zum SUV hält österreichweit an. Bereits jeder dritte Neuwagen gehört zu dieser Gruppe, 86.705 wurden von Jänner bis August in Österreich neu zugelassen – das ist ein Plus von 34 Prozent. Im Burgenland wirkt sich der aktuelle Trend mit 37 Prozent noch stärker aus. Der Bezirk Güssing hat mit 46 Prozent einen absoluten Spitzenwert und liegt im österreichweiten Bezirksvergleich sogar an fünfter Stelle. Auch die anderen Bezirke liegen einige Prozentpunkte über dem Durchschnitt, mit Ausnahme von Eisenstadt (29 Prozent), Mattersburg und Oberwart (beide 35 Prozent).

Genau 2837 SUV und Geländewagen wurden 2018 bis Ende August im Burgenland zugelassen. Das sind um 450 mehr als im Vorjahr, seit 2005 hat sich diese Zahl sogar verdreifacht. Das steigende Interesse merken auch die Autohändler. „SUVs boomen schon seit Jahren, aktuell werden vor allem kleinere Fahrzeuge stark nachgefragt“, sagt Thomas Igler von Porsche Oberwart. Die Hersteller haben darauf reagiert und bieten SUV in allen möglichen Varianten und Größen an – nur eines wird weniger, der Allrad-Anteil. „Den Kunden geht es nicht darum, ins Gelände zu fahren, sondern um Bequemlichkeit“, sagt Igler, der sich einen weiteren Anstieg des SUV-Anteils erwartet. Auch deshalb, weil der Preisunterschied zu normalen Pkw immer kleiner wird. „Weil es immer mehr kleinere Fahrzeuge gibt.“

Die Umwelt leidet

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht das problematisch. „SUV verbrauchen wegen des höheren Luftwiderstands und dem höheren Gewicht mehr Sprit , stoßen dadurch mehr aus und behindern damit das Erreichen der Klimaziele“, sagt Verkehrsexperte Markus Gansterer und rät dem Gesetzgeber die „Aufhebung der Deckelung bei der Normverbrauchsabgabe (NoVA) und eine andere Berechnung des -Ausstoßes.“ Außerdem plädiert Gansterer dafür, dass Firmenwagen mit hohem -Anteil steuerlich nicht absetzbar sein sollten.

SUV als Firmenwagen

Das hat einen handfesten Grund, denn viele neu zugelassene SUVs sind auf Firmen oder andere juristische Personen gemeldet. In Eisenstadt liegt der Anteil an Firmenwagen bei Neuzulassungen im SUV-Bereich bei rund drei Viertel. Auch im Bezirk Güssing zählen mit 57 Prozent mehr als die Hälfte zu dieser Kategorie. „Diese Fahrzeuge sind teuer und als Firmenwagen gleichzeitig steuerlich begünstigt. Auffallend ist, dass 99 Prozent der großen SUV auf Firmen zugelassen sind. Aus unserer Sicht ist das eine Chance, durch steuerliche Änderungen die Neuwagenflotte auf Klimakurs zu bringen“, sagt Gansterer vom VCÖ.

Private Käufer müssen sich um steuerliche Absetzbarkeit weniger Gedanken machen, für sie zählt der Sicherheitsaspekt. Livia Kassanits und Ontje Mayer-Lang haben aber schon eines bemerkt: „Weil es immer mehr SUV gibt, sieht man eigentlich genau so wenig wie früher in einem normalen Auto.“ Vielleicht ist das der Grund, dass sich Mayer-Lang als Zweitauto einen Pick-up gekauft hat – quasi als großen Bruder für seinen SUV.

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