Corona-Krise: Winzer bangen um ihre Existenz

Corona-Krise: Winzer bangen um ihre Existenz
Etliche der Weinbauern der Thermengemeinde arbeiten im Nebenerwerb. Sie fordern jetzt Unterstützung.

Knapp 3.000 Gäste – so viele besuchten an Spitzentagen die Sonnentherme in der mittelburgenländischen 850-Einwohner-Gemeinde Lutzmannsburg. Noch in den Energieferien im Februar war von Auslastungen mancher Hotels bis zu 95 Prozent die Rede.

„Jetzt ist es hier wie in einem Science-Fiction Roman – nur mehr der Wind pfeift durch die Gassen.“ Listen-Bürgermeister Christian Rohrer – er ist im Nebenerwerb Weinbauer – ist, so wie viele seiner Winzer-Kollegen verzweifelt.

Nicht nur der Tourismus und die Gastronomie sind seit dem Schließen der Therme und der Hotels Mitte März wegen der Corona-Krise zum Stillstand gekommen. Auch die Weinbaubetriebe seien dadurch in eine Notlage geschlittert.

„Der Weinabsatz ist komplett zusammengebrochen, aber unsere Zahlungen laufen weiter. Lange geht das nicht mehr“, befürchtet Christian Rohrer. In einem Schreiben haben sich die Winzer an Bundes- und Landespolitiker sowie die Vertreter der Landwirtschaftskammer gewandt.

Corona-Krise: Winzer bangen um ihre Existenz

"Hilfeschrei": Die Weinbauern von Lutzmannsburg

Draht zum Kunden

Burgenlands Weinbauverbands-Präsident Andreas Liegenfeld kennt die Situation: „Die Existenzängste der Weinbauern gibt es in ganz Österreich.“

Denn auch wenn das Online-Geschäft laut der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) „rasant steigt“: Kompensieren könne man den Rückgang der Weinverkäufe in der Gastronomie durch die Webshops nur zu geschätzt zehn Prozent, räumt Liegenfeld ein.

Betriebe, die vor allem den Lebensmittelhandel beliefert haben, hätten jetzt weniger Umsatzeinbußen als jene, die sich auf den Export, die Gastronomie und den Ab-Hof-Verkauf konzentriert haben. „Manche haben deshalb jetzt 80 bis 90 Prozent Umsatzeinbußen, manche 20 Prozent“, sagt Liegenfeld.

Corona-Krise: Winzer bangen um ihre Existenz

Kerstin Rohrer betreibt den Weinbau mit ihrer Familie im Nebenerwerb

Gastronomie und Ab-Hof-Verkäufe – das seien bisher auch die Steckenpferde der Lutzmannsburger Weinbauern gewesen, sagt Kerstin Rohrer. „Wir sind hier im Dorf vorwiegend kleine Winzerbetriebe, die auf den persönlichen Kontakt mit den Kunden Wert legen.“

Rohrer selbst betreibt eine PR-Agentur und führt mit ihrer Familie nebenbei einen kleinen Weinbaubetrieb in Lutzmannsburg. Auf Unterstützung aus dem Härtefallfonds könne sie als Mehrfach-Versicherte derzeit nicht zählen.

Für Nebenerwerbswinzer, so die Kritik, gebe es bislang keine Unterstützung. „Der ins Leben gerufene Härtefallfondshilft derzeit ja nur den Vollerwerbsbetrieben“, sagt Bürgermeister Christian Rohrer.

Er und seine Weinbau-Kollegen fordern „neben Stundungen und Krediten eine nicht rückzahlbare Sonderförderung“ sowie einen Importstopp, um die schwierige Zeit überstehen zu können“.

"Härtefallfonds als erster, wichtiger Schritt"

Den Härtefallfonds bezeichnet Burgenlands Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich als „einen ersten, wichtigen Schritt“.

„Aber wir brauchen weitere Unterstützungsmaßnahmen wie flexiblere Regelungen für Zuverdienst und Mehrfachversicherte.“ Eine entsprechende Regelung habe er auf Bundesebene angeregt.

Die Erweiterung der Richtlinien sei gerade in Ausarbeitung. Wie hoch die Unterstützungen sein werde, könne er noch nicht sagen, so Berlakovich.

Land will Lösungen für Betroffene finden

Die erste Phase des Härtefallfonds für die "Land- und Forstwirtschaft", der von der Bundesregierung eingerichtet worden ist, hat am Montag gestartet: Somit können Anträge auf Soforthilfe eingereicht werden. Die Agrarmarkt Austria (AMA) wickle den Härtefallfonds ab, heißt es von der für Agrarwesen zuständigen Abteilung im Amt der Burgenländischen Landesregierung.


Derzeit werde eine zweite Phase an Hilfen und Unterstützungen von der Bundesregierung ausgearbeitet. Diese zweite Phase soll jedenfalls nächste Woche feststehen, heißt es auf Anfrage von der zuständigen Abteilung.
 "Das Land ist regelmäßig in Kontakt mit dem Bund um auch hier gemeinsam eine Lösung für die Betroffenen zu finden."

Kommentare