Commerzialbank: Sechs Jahre und vier Monate Haft für Ex-Vorständin Klikovits

Zusammenfassung
- Ex-Vorständin Franziska Klikovits wurde zu sechs Jahren und vier Monaten Haft verurteilt, ein mitangeklagter Tischler zu zweieinhalb Jahren.
- Klikovits und der Tischler wurden schuldig gesprochen, die Höhe der Strafe war umstritten, trotz ihrer Kooperation mit den Ermittlungsbehörden.
- Der Prozess betrifft 70 Millionen Euro, die unrechtmäßig entzogen wurden, und geht nächste Woche mit weiteren Angeklagten weiter.
Dass Franziska Klikovits, frühere Bankvorständin der Commerzialbank Mattersburg, und ein Tischler, der jahrelang Kunde der Regionalbank war, schuldig sind, ist zwischen Ankläger und Verteidigung nicht strittig. Dissens herrscht am Dienstagvormittag im großen Saal des Landesgerichts Eisenstadt nur über die Höhe der Strafe.
Während Oberstaatsanwalt Wolfgang Handler von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in seinem Schlussplädoyer darauf pocht, dass "eine unbedingte Freiheitsstrafe zu verhängen" sei, bitten Klikovits` Anwalt Johann Pauer und Wolfgang Reibenwein, der den 73-jährigen früheren Tischler vertritt, um eine milde Strafe für ihre Mandanten.
Erster großer Strafprozess zur Commerzialbank
Seit einem Monat läuft im Landesgericht der erste große Strafprozess zur Commerzialbank. Dabei geht es um 70 Millionen Euro, die Bankgründer Martin Pucher (er ist verhandlungsunfähig und nicht im Gerichtssaal) und seine langjährige rechte Hand Klikovits der Bank über Jahre unrechtmäßig entzogen haben sollen.
Die Banker hätten die maroden Firmen von drei Mitangeklagten (neben dem Tischler ein ehemaliger Spengler und ein Maler) künstlich am Leben erhalten, indem diese unrechtmäßig Kredite und aufgrund von Scheinrechnungen Bargeld erhielten, das zum Teil wieder in Puchers Fußballklub SVM floss.
Klikovits hatte sich von Anfang an vollinhaltlich schuldig bekannt, der Tischler zeigte sich teilgeständig.
Auf das Geständnis seiner Mandantin gründete ihr Anwalt auch den Wunsch nach einer milden Strafe - der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre. Ähnlich wie Ankläger Handler verwies auch Verteidiger Pauer darauf, dass er noch nie ein derart reumütiges Geständnis erlebt habe und seine Mandantin auch vom ersten Tag an wesentlich zur Aufklärung der Malversationen beigetragen habe.
Er bat die Schöffen, sich in die Lage von Klikovits hineinzuversetzen, um "zumindest im Ansatz" zu verstehen, warum sie jahrzehntelang verabsäumt hat, zur Polizei zu gehen.
"Fakekonten"
Sie sei 1985 mit 19 Jahren in eine von Pucher geführte Bank gekommen, in der es schon zuvor "Fakekonten" gegeben habe. Pucher habe sie in seine Gaunereien immer mehr hineingezogen, weil er eine enorme Überzeugungskraft besessen habe, schließlich habe es der SVM-Boss auch bis zum Bundesligapräsidenten geschafft. Pauer: "Klikovits stand in einem massiven Abhängigkeitsverhältnis zu Pucher, der ganz Österreich verarscht hat".
Ein mildes Urteil solle ein "Signal" sein, dass es "sich auszahlt, zur Aufklärung beizutragen", so Pauer.
Wollte schon 1993 Konkurs anmelden
Der Anwalt des Tischlers argumentierte zum Teil ähnlich, auch sein Mandant sei von Pucher abhängig gewesen, dieses Mal in wirtschaftlicher Hinsicht. Er wollte schon 1993 Konkurs anmelden. Pucher habe ihm das quasi verboten und ihn zur Ausstellung von Scheinrechnungen gedrängt. Auch der Tischler habe zur Aufklärung beigetragen, indem er den Ermittlungsbehörden 109 seiner 112 Scheinrechnungen ausgehändigt habe.
Und Anwalt Reibenwein hoffte auch auf "Augenmaß" bei der Strafhöhe, denn sein Mandant bloß für 0,3 Prozent des Gesamtschadens der Pleitebank mitverantwortlich, das wären bezogen auf den Strafrahmen von bis zu zehn Jahren nur "elf Tage".
Am Ende wurden es auch bei ihm viel mehr als von der Verteidigung erhofft.
Der Prozess gegen die zwei weiteren angeklagten Unternehmer geht in der kommenden Woche weiter.
Kommentare