Und das wäre jedenfalls Blödsinn, weil eines sind die Burgenländerinnen und Burgenländer: beliebte, weil fleißige und verlässliche Arbeitnehmer. Vielleicht auch deshalb, weil hart arbeiten im östlichsten Bundesland immer schon zum Selbstverständnis gehörte – früher als Maurer am Bau in Wien, heute eher als Angestellte oder „Studierte“, aber noch immer in Wien. Übrigens: Die pannonische Maturantenquote ist mit 51,7 Prozent die höchste Österreichs, für fleißigen Nachwuchs ist also gesorgt – die Bundeshauptstadt kann da ganz entspannt sein...
- Österreichs Armenhaus? Früher vielleicht
Lang vorbei sind die Zeiten, in denen die EU dem Burgenland als Ziel-1-Gebiet finanziell auf die Sprünge helfen musste. Nicht zuletzt dank seines innovativen Unternehmertums ist das Burgenland heute wirtschaftlich bestens aufgestellt. Der Fleiß der Menschen, die hier leben (siehe Punkt 1), macht sich auch in der Geldbörse bemerkbar: Die reale Kaufkraft der burgenländischen Bevölkerung liegt heute um fünf Prozent über dem Bundesschnitt, wohl auch dank der vielen Arbeitnehmer, die zu lukrativen Jobs außerhalb des Landes pendeln. Die Armutsgefährdung im Burgenland ist im Bundesländer-Vergleich am niedrigsten.
- Natur oder Beton? Fix beides
Die Burgenländer gelten als naturverbunden – und sind es auch. 30 Prozent der Landesfläche stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz. Juwele wie der Neusiedler See, die Naturparke und die Streuobstwiesen werden gehegt und gepflegt. Gleichzeitig wird an der Peripherie eifrig betoniert. Motto: Wo der Ort endet, beginnt das Fachmarktzentrum. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie zuletzt Kärnten, kennt man im Burgenland aber keine Scheu, immer mehr und immer größere Windräder in die (nicht mehr ganz) unberührte Natur zu stellen. Und am Ende ist man sogar stolz drauf, etwas für den Klima- und damit auch etwas für den Naturschutz getan zu haben.
- Die reden so anders! Das sogar mehrsprachig
Dem burgenländischen Dialekt wird nachgesagt, relativ weich und melodisch zu sein. Tatsache ist: Das „Hianzische“ (so heißt der Dialekt nämlich) wird von Ortschaft zu Ortschaft phonetisch durchaus unterschiedlich angelegt. So ist etwa Piringsdorf im Bezirk Oberpullendorf – vermutlich dank der ersten Siedlern aus dem Ostfränkischen, dem heutigen Bayern – eine Sprachinsel geblieben, wo Wortformen wie „foläsch“ (falsch) erhalten blieben, die eigentlich bereits im 16. Jahrhundert verschwanden. Und dann gibt es ja noch die drei Amtssprachen in einigen Gemeinden, neben Deutsch auch Ungarisch oder Kroatisch. Quasi gelebtes sprachliches Multi-Kulti, das funktioniert.
- Weit weg von allem? Aber das Meer für Wien
Das Image der Abgelegenheit stammt wohl noch aus der Zeit des Eisernen Vorhangs, an den das Burgenland bis 1989 grenzte. Mittlerweile ist die Region aber ins Herzen Europas gerückt und liegt für österreichische Verhältnisse verkehrstechnisch günstig zwischen Wien und Graz. So reicht der „Speckgürtel“ der Bundeshauptstadt laut Immobilienmaklern schon bis in den Bezirk Mattersburg. Und der Neusiedler See gilt sowieso als „Meer der Wiener“.
- Es wird ein Wein sein ... und der wird immer sein
Natürlich, der Wein. Identitätsstiftend für das Burgenland und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vor diesem Hintergrund überrascht es doch, dass die Burgenländer im Vergleich zum restlichen Österreich weniger Alkohol konsumieren: Rund 37 Prozent trinken an ein bis zwei Tagen pro Woche, österreichweit sind es 39,4 Prozent.
- So jung dabei ... und schon so alt
Bekanntermaßen ist das erst 1921 zu Österreich gekommene Burgenland das jüngste Bundesland. Gleichzeitig hat es mit 46,3 Jahren aber den höchsten Altersdurchschnitt aller neun Länder. So ist zum Beispiel der durchschnittliche Burgenländer fünf Jahre älter als ein Wiener. Nicht umsonst wird immer öfter vom „Florida Österreichs“ gesprochen. Tatsächlich wandern auffällig viele ältere Menschen aus den westlichen Bundesländern zu. Vor allem ins Südburgenland, wo die Immobilienpreise vergleichsweise sehr niedrig sind.
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