Burgenland: So groß ist der Bedarf an Pflegekräften
Das Burgenland soll Vorzeigeland im Pflegebereich werden. So steht es im Regierungsprogramm der SPÖ. Nur was braucht es dafür? Und welche Herausforderungen kommen auf den Pflegebereich nach der Corona-Pandemie zu?
Um genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat das Land gemeinsam mit der Gesund Österreich GmbH (GÖG) eine Personalbedarfsprognose erstellt und dabei auch die Einstellung der Mitarbeiter zu ihrem Beruf erhoben. Eines steht dabei für Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) fest: „Wir müssen den Pflegeberuf attraktiver machen.“
Wie viele Menschen arbeiten derzeit im Pflegebereich?
Per Ende 2019 gab es im Burgenland 4.240 Pflegekräfte (2.530 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger DGKP; 1.340 Pflegeassistenten PA und -fachassistenten PFA sowie Sozialbetreuungsberufe; 370 Heimhilfen). Vier Fünftel davon sind im Krankenhaus beziehungsweise im stationären oder teilstationären Bereich tätig, 530 Personen arbeiten in der mobilen Pflege.
Das Problem dabei: Ein Viertel der DGKP ist 50 Jahre oder älter und wird 2030 in Pension sein. Im Bereich der Pflegeassistenz betrifft das sogar vier von zehn derzeit beschäftigten Personen.
Wie groß ist der Personalbedarf bis zum Jahr 2030?
Neben Pensionierungen ist es vor allem auch die demografische Entwicklung, die zum Handeln zwingt. 2030 wird es im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent mehr Menschen über 85 Jahre geben, auch die Anzahl der 75- bis 85-Jährigen steigt um 20 Prozent. Allein dadurch ergibt sich ein zusätzlicher Personalbedarf von 665 Personen. Bezieht man die anstehenden Pensionierungen in diese Rechnung ein, erhöht sich der Bedarf bis 2030 auf insgesamt 1.750 Personen.
Bis 2024 liegt der zusätzliche personelle Jahresbedarf bei rund 100 Personen, ab 2025 werden dann schon jährlich rund 200 neue Mitarbeiter benötigt. Aktuell hält sich die Anzahl der Neueinsteiger aber in Grenzen. Derzeit werden im Burgenland pro Jahr rund 65 DGKP und rund 150 PA und PFA ausgebildet.
Woher sollen die neuen Mitarbeiter in der Pflege kommen?
Neben Initiativen im schulischen Bereich, etwa mit den Handelsschulen Oberwart und Frauenkirchen, will das Land auch die Ausbildung von pflegenden Angehörigen unterstützen. Diese können sich ja seit dem Vorjahr beim Land anstellen lassen, 300 Personen hätten das laut Zielvorgabe des Regierungsprogramms per 31. Dezember 2020 sein sollen.
Tatsächlich beim Land angestellt waren da aber nur 167 Personen, davon betreuten 34 Menschen mit Behinderungen. Ihnen allen wird eine verpflichtende Grundausbildung finanziert. Darauf aufbauend sollen Aufschulungen zur Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz durch die burgenländischen Trägerorganisationen angeboten werden.
Was wünschen sich die Mitarbeiter im Pflegebereich?
Im Zuge der Erhebung wurden auch die Gründe für die Berufswahl beziehungsweise die Wünsche der Mitarbeiter erhoben. Die Antworten auf den 438 Fragebögen: 68 Prozent der Befragten haben den Beruf gewählt, weil sie Menschen helfen wollen. 76 Prozent üben ihn noch immer aus, weil er sinnvoll ist. Die größten Wünsche der Mitarbeiter im Pflegebereich sind ein höherer Personalschlüssel, also mehr Zeit für die Bewohner, bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung, höhere Qualifizierung und mehr Anerkennung des Berufs in der Öffentlichkeit.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Personalbedarfsanalyse war der erste Schritt eines dreistufigen Verfahrens. Als Nächstes werden konkrete Maßnahmen erarbeitet. Landesrat Schneemann kann sich dabei ein weites Spektrum vorstellen: „Von der Mehrstundenbetreuung bis hin zur Jobrotation für Mitarbeiter.“
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