Burgenland: Immer mehr Lehrlinge scheitern an Abschlussprüfung

Burgenland: Immer mehr Lehrlinge scheitern an Abschlussprüfung
Jeder dritte Lehrling im Land will nicht in seinem Beruf bleiben. Das hat eine Befragung ergeben.

Es ist kein rosiges Bild von der Berufsausbildung im Burgenland, das der Gewerkschaftsbund ÖGB anhand des heuer zum dritten Mal durchgeführten „Lehrlingsmonitors“ zeichnet. Das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung hat im Auftrag von ÖGB und Arbeiterkammer 5.253 Lehrlinge aus ganz Österreich zu ihrer Ausbildung befragt – 118 davon aus dem Burgenland.

Ein Ergebnis: Jeder Dritte glaubt nicht, dass seine Fähigkeiten ausreichen, um die Lehrabschlussprüfung zu bestehen. „Und sie liegen richtig“, sagt Ramona Pfneiszl, Landessekretärin der Gewerkschaftsjugend. „Seit Jahren sinkt die Zahl jener, die ihre Lehre erfolgreich abschließen.“

Glas halb voll oder leer?

Von 90,5 Prozent im Jahr 2005 auf 76,5 Prozent im Vorjahr. Und Pfneiszl kritisiert: „Fast ein Drittel der Befragten geben an, immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten zu machen. Wenn mir Lehrlinge erzählen, dass sie den ganzen Tag nur Regale einschlichten, den Boden zusammenkehren oder Material von A nach B tragen, dann wundert mich die Unzufriedenheit nicht. Einerseits verlangt die Wirtschaft nach Fachkräften, andererseits lässt die Qualität der Lehrausbildung in manchen Betrieben zu wünschen übrig.“

Für Sabine Lehner, Leiterin der Abteilung Bildung und Lehre in der Wirtschaftskammer Burgenland (WK), ist das Glas hingegen halb voll, statt halb leer. „Zwei Drittel der befragten Lehrlinge planen, im Beruf zu bleiben. Das unterstreicht die gute Ausbildungsqualität in den burgenländischen Betrieben“, sieht sie das Ergebnis positiv.

Frühe Entscheidung

Und Lehner meint: „Dass sich 30 Prozent umorientieren wollen, liegt unter anderem daran, dass die Entscheidung für einen Lehrberuf in Österreich sehr früh getroffen werden muss.“ Die WK unterstütze daher bei der Berufsorientierung, etwa durch Talente-Checks, Workshops an Schulen oder Großveranstaltungen wie die „Euro-skills“. Zusätzlich werde bei den Lehrlingscastings in allen Bezirken auf einen Branchenmix geachtet.

Helene Sengstbratl, Chefin des Arbeitsmarktservice Burgenland, sieht „Verbesserungspotenzial auf beiden Seiten“, betont aber: „Wir brauchen dringend Lehrbetriebe, mir ist daher lieber, mit vielleicht nicht immer optimaler Ausbildung weiter zu arbeiten, als die Betriebe zu demotivieren.“

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