Burgenlands Geflügelwirtschaft trotzt Vogelgrippe und Preisdruck

Viele Truthähne mit weißem Gefieder und roten Köpfen stehen dicht gedrängt in einem Stall mit Futter- und Wasseranlagen.
Zwischen Vogelgrippe, Tierwohl und Preisdruck fordern Geflügelhalter mehr Bewusstsein für regionale Produkte – und schlagen „Thanksgiving“-Ideen vor.

Seit vergangener Woche ist die heimische Geflügelwirtschaft in erhöhter Alarmbereitschaft. Nach dem ersten bestätigten Fall von Vogelgrippe im Nordburgenland gilt seit Sonntag in Teilen des Nord- und Mittelburgenlands Stallpflicht. Jeder Betrieb ist gefordert, seine Tiere bestmöglich zu schützen. Ist auch nur ein Tier infiziert, muss der gesamte Bestand getötet werden.

Angesichts dieser und weiterer Herausforderungen waren die Standesvertreter bei einem Medientermin bemüht, andere Themen in den Fokus zu rücken. Etwa die Frage, ob die Pute ähnlich großes Potenzial zum klassischen Weihnachtsgericht hätte wie in den USA der Truthahn zu „Thanksgiving“.

Dieser nationale Feiertag wird in den Vereinigten Staaten jedes Jahr am vierten Donnerstag im November gefeiert – also einen Tag vor dem „Black Friday“. In vielen Haushalten wird ein großes Festmahl mit gebratenem Truthahn und Füllung serviert. 

Vier Personen halten einen gebratenen und einen rohen Truthahn auf Tellern und lächeln in die Kamera.

Werner Falb-Meixner, Sascha Bierbaum, Heinz Schlögl und Elisabeth Rothenender (v. li.) warben für die heimische Pute.

„Wir glauben, dass man bei uns einen kulinarischen Teil von ,Thanksgiving‘ übernehmen könnte, um unsere Geflügelhalter ins Rampenlicht zu rücken“, sagte Heinz Schlögl, Obmann der Geflügelwirtschaft Burgenland, und plädierte dafür, Putenfleisch stärker als Festtagsgericht zu etablieren.

Genug Fleisch für alle

Fleisch dafür gebe es jedenfalls genug, der Selbstversorgungsgrad mit Putenfleisch liegt im Burgenland bei über 200 Prozent. Laut Statistik Austria erzielte die Geflügelhaltung im Burgenland 2024 einen Produktionswert von 36,5 Millionen Euro. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch lag 2024 bei 23,2 Kilogramm, ein Plus von 0,8 Kilogramm gegenüber dem Vorjahr. Davon entfielen 18,2 Kilogramm auf Hühner- und 4,4 Kilogramm auf Putenfleisch, der Rest auf Enten- und Gänsefleisch.

Eine goldbraun gebratene Gans liegt in einem Bräter, im Hintergrund stehen Beilagen und Öl.

Die Geflügelwirtschaft kämpft mit Auflagen, aber auch um Chancen für Putenfleisch als Festtagsgericht.

Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, betonte: „Geflügelfleisch ist bei den Österreicherinnen und Österreichern gefragt. Umso wichtiger ist es, beim Einkauf auf die Herkunft zu achten und heimische Produkte zu wählen.“

Standards und Preise

Auch Elisabeth Rothenender, Obmann-Stellvertreterin der Geflügelwirtschaft Burgenland und Putenmästerin, hob die hohen Tierwohlstandards hervor: „Unsere Betriebe sorgen für ausreichend frische Eier und Geflügelfleisch aus der Region. Wir produzieren höchste Qualität, doch beim Preis können wir mit niedrigeren Standards aus dem Ausland nicht mithalten.“

Im Burgenland gibt es derzeit 18 Putenmastbetriebe und sechs Hühnermastbetriebe. Deren Entwicklung ist laut Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Werner Falb-Meixner „besonders erfreulich, weil sich bestehende Betriebe weiterentwickeln und es auch Neueinsteiger gibt“. Eine Sache plage die Branche aber trotzdem. „Zurzeit dauert es viel zu lange, wenn Betriebe in ihre Ställe investieren wollen. Deshalb fordern wir vom Land Burgenland dringend eine Beschleunigung bei Flächenwidmungen und Stallbauverfahren, um den Betrieben Investitionen zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu sichern“, fordert Falb-Meixner.

Laut Grünem Bericht 2023 beträgt der Produktionswert der Geflügelmast im Burgenland fast 12 Millionen Euro, was rund 16 Prozent der tierischen Erzeugung ausmacht. Der jährliche Getreidebedarf für die Putenmast liegt bei rund 14.000 Tonnen – das entspricht etwa 2.344 Hektar Ackerfläche und einem Wert von 6,89 Millionen Euro.

Kommentare