Warum Burgenländer die reichsten Erben Österreichs sind
Symbolbild Erbschaft
Österreichs Armenhaus darf man zum Burgenland schon lange nicht mehr sagen. Einen weiteren Beweis dafür liefert eine aktuelle Studie im Auftrag der Helvetia Versicherung. Laut dieser liegt der Wert der Erbschaften im Burgenland weit über dem österreichischen Durchschnitt.
Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Erben bekam Vermögenswerte zwischen 100.000 und 250.000 Euro vermacht, österreichweit schaffen das nur 18 Prozent.
Spitzenreiter ist das Burgenland in einer weiteren Kategorie: Nirgendwo sonst beschäftigen sich so viele Menschen mit der Frage, was mit ihrem Besitz nach dem Tod geschehen soll – im Burgenland sind das 46 Prozent der Befragten, österreichweit nur 26 Prozent.
Geerbt werden vor allem Immobilien
Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Befragten hat bereits geerbt – und zwar vor allem Immobilien. 73 Prozent der Erben erhielten Häuser oder Grundstücke (österreichweit: 51 Prozent) vermacht.
Erben – und dann?
Beim Umgang mit einem möglichen Erbe zeigen sich die Burgenländer besonders anlagefreudig. 78 Prozent würden ein Erbe investieren oder für den Vermögensaufbau nutzen – fast doppelt so viele wie im Österreichschnitt. Gleichzeitig sagen 23 Prozent, sie würden sich mit einem Teil des Geldes „etwas gönnen“.
Bemerkenswert ist auch der hohe emotionale Stellenwert: 44 Prozent würden für den Familienfrieden freiwillig auf einen Teil des Erbes verzichten, während 55 Prozent glauben, dass ein Erbe die Familie nicht spalten könne. Dennoch haben nur 15 Prozent der Burgenländer bereits ein Testament verfasst (österreichweit: 20 Prozent). Bei mehr als einem Drittel der befragten Österreicher hat das Thema Erben bereits zu Familienstreitigkeiten geführt.
„Wer seine Erbsituation zu Lebzeiten klar regelt, kann Streitpunkte vermeiden und die Verlassenschaft beschleunigen“, betont Thomas Neusiedler, CEO von Helvetia. Studienautor Alexander Zeh vom Ipsos-Institut ergänzt: „Das Thema wird gerne verdrängt, obwohl rechtzeitige Vorsorge entscheidend ist.“
Erben die Kinder oder die Partner?
Die Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der Österreicher (61 Prozent) besitzt Vermögenswerte, die sie weitergeben möchten – meist Immobilien (67 Prozent), Bargeld (38 Prozent) oder Schmuck und Münzen (31 Prozent). 70 Prozent planen, ihren Besitz an die Kinder zu vererben, 31 Prozent an Partner.
„Vorsorge ist entscheidend“, rät Thomas Neusiedler.
Das Burgenland erbt anders – warum?
Warum sind die Erbschaften im Burgenland höher als im Rest von Österreich? Ein zentraler Grund liegt im hohen Eigentumsanteil: Laut der Wohnbaustudie 2023 leben 77 Prozent der Burgenländer im Eigentum – der höchste Wert Österreichs. Im Durchschnitt verfügen sie über 143 Quadratmeter Wohnfläche, während der Bundesdurchschnitt bei 113 Quadratmetern liegt. Viele wohnen im eigenen Haus mit Garten, und die Mehrheit bleibt langfristig an ihrem Wohnort.
Diese stabile Besitzstruktur bildet die Grundlage für höhere Vermögenswerte, die später weitergegeben werden. Auch beim Einkommen liegt das Burgenland vorne. Laut dem Einkommensbericht 2024 des Rechnungshofs erzielten unselbstständig Beschäftigte im Jahr 2023 ein mittleres Bruttojahreseinkommen von 39.286 Euro – rund 2.900 Euro über dem österreichischen Durchschnitt.
Ein weiterer Faktor ist die demografische Struktur. Mit einem Durchschnittsalter von 46,6 Jahren und einem Seniorenanteil von 24,6 Prozent hat das Burgenland die älteste Bevölkerung Österreichs.
Die Kombination aus Eigentum, stabilem Einkommen und einer älteren Bevölkerung führt dazu, dass im Burgenland überdurchschnittlich hohe Vermögenswerte weitergegeben werden.
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