Vererben für den guten Zweck: Bereitschaft im Burgenland steigt

Mit einem Testament kann man auch von der gesetzlichen Erbfolge abweichen.
Jede vierte Person im Burgenland ist mittlerweile dafür offen, ein gemeinnütziges Testament zu errichten. Die Initiative "Vergissmeinnicht" bietet dazu Beratung an.

Über das eigene Leben hinaus wirken – das wünschen sich viele Menschen. Dennoch werden die Themen Erbschaft und letzter Wille gerne auf die lange Bank geschoben.

Laut einer aktuellen Umfrage mit 2.000 Befragten in ganz Österreich nehmen 54 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer erst das Erreichen eines bestimmten Alters zum Anlass, ihren Nachlass zu regeln. 38 Prozent denken im Krankheitsfall an die Testamentserrichtung, 29 Prozent, wenn eine ihnen nahestehende Person stirbt.

Dabei wäre es für jede und jeden ratsam, ein Testament zu verfassen - durchaus auch in jungen Jahren und bei guter Gesundheit.

Das ist zumindest die professionelle Meinung der Notarin Sabine Preschitz aus Neusiedl am See.

Bei einem Pressegespräch mit der Initiative "Vergissmeinnicht" erinnerte sie daran, dass die Testierfähigkeit in Österreich mit dem vollendeten 14. Lebensjahr beginnt.

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Gabor Wichmann, Sabine Preschitz und Markus Aichelburg (v.li.) in Neusiedl am See.

"Wir merken in unserer täglichen Arbeit im Notariat, dass die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Ableben und der Nachlassregelung auseinanderzusetzen nicht zu den Stärken der Bevölkerung zählt", sagt die Notarin.

Das bestätigt auch die neue Umfrage zum Thema: Demnach weiß nur jede vierte Person im Burgenland, dass besondere Formvorschriften für fremdhändig verfasste Testamente gelten. Hier besteht offensichtlich Aufholbedarf.

Sollte ein Testament als ungültig eingestuft werden und keine gesetzlichen Erben ausfindig gemacht werden, dann wird ein Erblasser schnell zum unfreiwilligen Großspender an die Republik Österreich: So gingen beispielsweise alleine im Zeitraum von 2017 bis 2019 mehr als 22 Millionen Euro aus 900 erblosen Nachlässen an den Staat.

Erbspende liegt im Trend

Dabei könnten sich immer mehr Menschen vorstellen, einen Teil ihrer Hinterlassenschaft, oder sogar die gesamte Erbschaft, einer gemeinnützigen Organisation zu vermachen. Hier kommt "Vergissmeinnicht", die "Initiative für das gute Testament" ins Spiel.

"Vergissmeinnicht" klärt seit 2012 gemeinsam mit der Notariatskammer bei Veranstaltungen in ganz Österreich über das Erbrecht auf und informiert überdies darüber, welche Organisationen mit einer Testamentsspende bedacht werden können und was es dabei zu beachten gilt.

Laut der neuen Studie liegt diese Form des Spendens im Trend: Im Burgenland hat die Bereitschaft zu einem gemeinnützigen Testament innerhalb der vergangenen drei Jahre um 40 Prozent zugenommen: 

  • 18 Prozent der Bevölkerung über 40 sind dafür offen, ihre gesamte Erbschaft einem gemeinnützigen Zweck zu vermachen,
  • 24 Prozent würden Vereinen zumindest eine Teilsumme vererben.

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