Burgenländer im Einsatz im Kosovo
Die Soldaten stehen Schild an Schild den Randalierern gegenüber. Mit Pfosten wird auf die Truppe eingeschlagen. Steine fliegen durch die Luft. Ein Molotow-Cocktail zerbirst in Flammen vor den Männern. Eine Granate, ein dumpfer Knall – Soldaten gehen zu Boden. Bilanz dieses 28. Novembers 2011: 30 verletzte KFOR-Soldaten, darunter elf Österreicher.
Für Brigadier Johann Luif, Deputy Commander der KFOR, zweithöchster Offizier der NATO Truppe, waren die Ereignisse im nordkosovarischen Dorf Jagnjenica seine erste Feuerprobe. „Es kam eine Meldung herein, dass KFOR Soldaten verletzt worden sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Österreicher handelt, war hoch“, sagt Luif. Man könne aber als Kommandant der Nato Truppen nicht nur an die eigenen Kameraden denken, „man ist für alle zuständig“.
„Die Österreicher werden gerne bei kritischen Situationen eingesetzt, aufgrund ihrer guten Ausbildung und Ausrüstung“, sagt Luif.
Trotzdem sei er von den Vorfällen sehr betroffen gewesen. Aber natürlich seien alle „Profi“ genug, um ihren Job zu erledigen. „Würde es nicht gefährlich sein, bräuchten wir hier nicht 6500 Soldaten“, erklärt der Deputy Commander. Seit September 2011 hat der burgenländische Militärkommandant aus Eisenstadt den Posten im Kosovo inne.
Er arbeitet in einem Stab, der aus 30 Nationen besteht. In einem Land, in dem sich die ethnischen Spannungen immer wieder entladen. Seit 1999 ist die KFOR im Land. In diesem Jahr war Luif bereits auf Erkundungsmission hier, im Jahr darauf war er sechs Monate im Kosovo im Einsatz.
„Wir sind in einem Post Warfare Szenario, wir bemühen uns seit den ersten Tagen friedensbildend tätig zu sein.“ Wenngleich die KFOR in kleinen Bereichen gegen Gruppierungen von Serben und auch Albanern offensiv vorgehen musste.
„Gewaltbereitschaft ist extrem"
Laut Luifs Einschätzung werde der Konflikt in den nächsten zwei, drei Jahren nicht zu Ende gehen. Im Norden müsse ein Kompromiss her. Das zeige sich vor allem in der Stadt Mitrovica, hier sind die Gebiete der Serben und Albaner durch den Fluss Ibar geteilt. Die Serben wollen die Abspaltung des Kosovo nicht akzeptieren. Auch die Grenzübergänge im Norden werden blockiert, damit keine albanischen Zöllner eingesetzt werden können.
„Die Gewaltbereitschaft ist einfach extrem.“ Es werde noch lange notwendig sein, entsprechende Aufsicht vor Ort zu haben, mit Kräften die reagieren können. „Mit einer Drohung, dass jede Partei weiß, wie weit sie gehen kann.“ Die Probleme sind weitreichend und gehen von der Politik zur organisierten Kriminalität bis zu den Interessen der Bürger.
Das Land habe jedoch in den letzten zehn Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. „Langfristig ist es auf einem guten Weg “, glaubt Luif.
Er wird seinen Einsatz im Kosovo Mitte nächsten Jahres beenden.
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