Bieler geht und kehrt als Macher der 100-Jahr-Feiern wieder

Helmut Bieler (2.von links) mit seinen Abteilungsleitern Claudia Priber (Kultur), Monika Stieglitz (Finanzen) und Baudirektor Wolfgang Heckenast
Nach fast 19 Jahren macht der Landesrat für Doskozil Platz, wäre aber noch gern geblieben.

Als früherer Landesmeister im Tischtennis weiß Helmut Bieler, wie man den Ball möglichst lange im Spiel hält – in der Landesregierung hat es der Lehrer aus dem Südburgenland mit dieser Beharrlichkeit zum längstdienenden Landesrat gebracht. Am 18. März 1999 trat Bieler die Nachfolge des ebenfalls aus dem Bezirk Oberwart kommenden Josef Tauber an – ein gewisser Hans Niessl war damals noch einfacher Abgeordneter. Am Donnerstag macht der 65-jährige Bieler selbst Platz für einen Parteikollegen aus dem Bezirk. Hans Peter Doskozil (47) wird in einer Sondersitzung des Landtags zum neuen Landesrat für Finanzen, Straßenbau und Kultur gewählt. Der Wahlvorschlag wurde von den Koalitionsparteien SPÖ und FPÖ eingebracht, zusätzlich kann der Ex-Verteidigungsminister mit den Stimmen der beiden LBL-Abgeordneten rechnen, was 22 der 36 Stimmen ergäbe. Ex-SPÖ-Mandatar Gerhard Steier wollte sein Votum im Vorfeld nicht verraten – "das ist eine Weihnachtsüberraschung" –, ÖVP und Grüne verweigern Doskozil die Stimmen.

Auf KURIER-Nachfrage räumte Bieler ein, dass er erst in einem Jahr abtreten wollte, aber die vorzeitige Rückkehr Doskozils führe nun auch zu seinem vorzeitigen Abgang. Für einen anderen hätte er jetzt wohl kaum Platz gemacht, ließ der Langzeit-Landesrat durchblicken. Es sei "politisches Ziel", dass Doskozil Landeshauptmann werde, er wäre in diesem Fall übrigens der erste rote Landeschef aus dem Südburgenland.

Aufhorchen ließ Bieler mit einer klaren Antwort auf die Frage, ob er nun – wie von der ÖVP vermutet – die Feierlichkeiten zu 100 Jahre Burgenland im Jahre 2021 koordinieren werde? Doskozil habe ihn gefragt und er habe angenommen, so Bieler. Macht er den Job ehrenamtlich? "Wer würde das schon ehrenamtlich machen? Die ÖVP sicher nicht", antwortete Bieler. Überhaupt verstehe er nicht ganz, warum ihn der frühere langjährige Regierungspartner zum Feindbild erklärt habe. Die ÖVP habe zu ihm ein schlechtes Verhältnis, nicht umgekehrt. "Sie versteht Opposition offenbar anders als ich". Prompt reagierte ÖVP-Klubchef Christian Sagartz: "Doskozil bessert Bieler auf diese Art die Pension auf", ortet er einen "Versorgungsposten für einen Politpensionisten".

"Stabile Finanzen"

Er gehe zwar mit "Wehmut", aber auch mit "gutem Gewissen", sagte Bieler an seinem "letzten Arbeitstag" am Mittwoch. Flankiert wurde der Landesrat dabei von den Abteilungsleitern seiner drei Ressorts, im Büro drängten sich aber auch frühere Weggefährten, die Stimmung bei den Büro-Mitarbeitern war elegisch.

Auch wenn nicht alles gelungen sei, sei "die Bilanz unterm Strich mehr als positiv" und er könne Doskozil ein wohlbestelltes Haus übergeben, ist Bieler überzeugt. Wohl die schwierigste Aufgabe war die Bewältigung des Bank-Burgenland-Erbes. "Wir hatten insgesamt Belastungen von rund 500 Millionen Euro, bei denen uns niemand geholfen hat". 2006 wurde die Bank um 100,3 Millionen Euro an die Grawe verkauft, 2014 gab es nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs noch einmal 50 Millionen Euro drauf. Ende 2017 laufen die letzten Haftungen des Landes für die Bank aus.

Die Verlängerung der S31 bis Oberpullendorf fällt ebenso in seine Amtszeit wie der Bau des Lisztzentrums in Raiding. Die von Rechnungshof und Opposition kritisierten Zins-Swaps sparte der scheidende Ressortchef hingegen ebenso aus wie das seit Jahren zerrüttete und gerichtsanhängige Verhältnis zu den Esterházy-Betrieben.

Wollte er im Jahr 2000 nach dem Rückzug von Karl Stix nicht selbst Landeshauptmann werden, wollte der KURIER noch wissen? Man habe damals zwar diskutiert, aber es sei gut, dass Niessl auf den Schild gehoben worden sei. Bieler: "Das bereue ich keine Sekunde".

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