Wie ein niedliches Nagetier eine ganze Gemeinde auf Trab hält

Kärnten erlaubt mehr "Entnahmen" von Bibern (Symbolbild)
So ein pelziger Biber ist ja eine putzige Kreatur. Mit seinen scharfen Zähnen fällt er Bäume und schnappt sich die so gewonnenen Stämme und Äste für seinen Damm. Der stille Baumeister der Natur lebt in der Nähe von Gewässern und hat es am liebsten ruhig.
Doch nicht alle sind von seinen Bauwerken begeistert, den Gemeinden sind diese oft ein Dorn im Auge.
Zum Beispiel in Eltendorf (Bezirk Jennersdorf). Knapp über 900 Einwohner zählt die Ortschaft von Bürgermeister Christian Schaberl (Bürgerliste), aktuell gehören auch mindestens zwei Biber dazu.
Und davon sind der Bürgermeister und auch andere ganz und gar nicht begeistert.
In diesem Artikel lesen Sie:
- Welchen Schaden der Biber in Eltendorf anrichtet
- Was sich die Gemeinde vom Land erhofft
- Wer für Biber im Burgenland zuständig ist
- Wo es aktuell noch Probleme gibt
Entlang des Hoppachbaches, der von der Ortsmitte in Richtung Lafnitz fließt, hat ein besonders eifriger Nager einen Haupt- und mehrere Nahrungsdämme errichtet. Obwohl es laut Schaberl fast fünf Wochen nicht geregnet habe, sei der Wasserspiegel hoch.
"Die Brücke steht mit ihren Auflagern ständig und komplett im Wasser. Der gleiche Biber hat auch den Zufahrtsweg zur Brücke unterminiert", erklärt Schaberl beim Lokalaugenschein.

Ortschef Christian Schaberl (Bürgerliste) beim Lokalaugenschein entlang des Hoppachbaches.
Keine fünf Meter von der Brücke entfernt findet sich ein tiefes Loch in der Straße. "Wenn mir das einer sagt und ich sehe es nicht, dann hätte ich es ja selber nicht geglaubt", so Schaberl, der von Landwirten immer wieder auf Unebenheiten und Löcher aufmerksam gemacht wird.
Sisyphusarbeit für Gemeindearbeiter
Weil die Stellen auf einer Gemeindestraße liegen, müssen die Gemeindearbeiter regelmäßig mit Schotter ausrücken. Mit einem Bagger wird zusätzlich der Hauptdamm des Bibers immer wieder auf die erlaubten 100 Zentimeter zurück gebaut. Doch der Biber baut vor allem im Herbst alles rasch wieder auf.

Weil der Untergrund durch die Arbeiten des Bibers gerutscht ist, tauchte plötzlich ein tiefes Loch auf. Wenn man durch die Erde bohren würde, käme man übrigens in der Nähe von Neuseeland raus.
"Wir folgten dem Vorschlag des Bibermanagements", erklärt der Ortschef, der sich jetzt aber im Stich gelassen fühlt. "Wir hatten schon mehrmals Kontakt. Wenn es jetzt regnet, dann schwimmen die Äcker. Außerdem gab es immer wieder Beschwerden von Anrainern, dass das angestaute Wasser stinke", führt Schaberl aus.
Seit 2015 gibt es das vom Land beauftragte Bibermanagement. Über das „Biber-Telefon“ ( 0677/ 62 707 409) werden Konfliktfälle bearbeitet. Dabei wird nach niederösterreichischem Vorbild mit einem dreistufigen Modell gearbeitet:
- Prävention: Durch Information, Aufklärung und Einzelmaßnahmen (Baumschutz, E-Zäune) sollen Schäden vermieden werden.
- Eingriff in Lebensraum: Absenkung oder Entfernung von Biberdämmen bzw. Einbau von Drainagerohren. Für die Entfernung braucht man allerdings eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung.
- Eingriff in Population: Das Aufstellen von Fallen oder die gezielte Tötung der Tiere.
Falls Auto, Motorrad, Traktor oder Mähdrescher bei der betreffenden Stelle verunfallen, dann haftet der Ortschef privat. "Ich sehe nicht ein, warum ich für etwas haften soll, das ich nicht ändern kann. Wir können ja nicht jede Woche die Gemeindearbeiter reinschicken. Wir fordern, dass dieser Damm weg muss", verschafft sich Schaberl seinem Ärger Luft.
Anhängiges Verfahren
Auch das Wasserbauamt habe bereits zwei Stellungnahmen an das Land abgegeben. Wenn etwas passieren sollte, wolle er "Strafanzeige gegen Unbekannt" stellen. "Wie soll ich mich sonst wehren?", ist Schaberl verzweifelt.
Von der zuständigen Abteilung 4 des Landes hieß es auf KURIER-Anfrage: "Es gibt noch keine Entscheidung zur Entfernung des Biberdamms, das Verfahren ist anhängig." Ein solches Verfahren wurde in Bruck an der Leitha (Bezirk Neusiedl am See) wohl bereits beendet.
Damm entfernt
Laut einem Bericht der NÖN/BVZ wurde der Damm neben Schloss Königshof von Gemeindearbeitern entfernt. "Wir haben eine schriftliche Genehmigung des Biberbeauftragten dafür. Dort war ein Auslass zugebaut und verstopft. Der musste freigemacht werden", wird Bürgermeister Gerhard Weil zitiert.
Auch im südlichsten Bezirksvorort Jennersdorf gibt es seit Jahren immer wieder Probleme mit dem Biber. Dort ist das Rückhaltebecken des Hochwasserschutzes betroffen.
Der Biber und das Burgenland
Das größte heimische Nagetier ist ein flinker Schwimmer. Während Biber sehr gut hören und riechen können, sehen sie nicht besonders gut. Der reine Vegetarier liebt Gräser, Kräuter und Wasserpflanzen, verschmäht – zum Leidwesen der Landwirte – aber auch Ackerpflanzen nicht.
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Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Biberpopulation in Europa fast komplett ausgerottet. Durch europaweite Projekte konnte er wieder angesiedelt werden. Knapp über 180 Biber-Reviere gibt es an den burgenländischen Gewässern.
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