Bevölkerungsentwicklung im Burgenland: Rekordmarke im Visier
In rund 5 Jahren werden im Burgenland erstmals mehr als 300.000 Menschen leben. Der bisherige Höchststand von 299.447 datiert aus dem Jahr 1934. Laut der kürzlich veröffentlichen Ergebnisse der Bevölkerungsstatistik lebten Anfang des Jahres 294.436 Menschen im Burgenland. Das Plus von 0,34 Prozent im Jahresvergleich liegt etwas unter dem gesamtösterreichischen Niveau (plus 0,48 Prozent). In absoluten Zahlen ausgedrückt: Die burgenländische Bevölkerung wächst jährlich um rund 1.000 Menschen.
Wobei Schätzungen mit Vorsicht zu genießen sind, wie ein Blick auf die demografischen Prognosen bis 2031 vom Zentrum für Verwaltungsforschung (KDZ) zeigt: So gingen die Autoren 2006 davon aus, dass 2021 im Burgenland 278.817 Menschen leben würden. Tatsächlich sind es um rund 16.000 mehr.
Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist das Nordburgenland mit den Bezirken Neusiedl am See und Eisenstadt-Umgebung sowie den beiden Städten Eisenstadt und Rust. Im 10-Jahres-Vergleich (siehe Grafik) zeigt sich das überproportionale Wachstum: Die Boomregion rund um den Neusiedler See ist um 10,3 Prozent gewachsen, der Bezirk Eisenstadt Umgebung um 6,5 Prozent, die Landeshauptstadt selbst sogar um 15,6 Prozent. Unangefochtener Spitzenreiter mit plus 65,5 Prozent ist allerdings die Gemeinde Kittsee, die vor allem von der Nähe zu Bratislava profitiert. Oder auch Bruckneudorf (plus 11,5 Prozent), wo laufend neue Wohnprojekte entstehen.
Die Gründe für die Entwicklung im Nordburgenland sind vielfältig: Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben Arbeitsplätze geschaffen. Die Nähe zu Wien hat die Region quasi zum Speckgürtel der Hauptstadt gemacht, der sich Richtung Süden ausdehnt.
Baustopp in Jois
Manchen Gemeinden geht das zu weit. So hat etwa Jois einen zweijährigen Baustopp erlassen, um den Anfragen von Investoren für laut Bürgermeister Hannes Steurer (ÖVP) „überdimensionale Wohnprojekte“ einen Riegel vorzuschieben (der KURIER hat berichtet). Ähnliche Tendenzen sind bereits auch im Bezirk Mattersburg erkennbar, dessen Bevölkerung in den vergangenen 10 Jahren immerhin um knapp 3 Prozent gestiegen ist. Kaum Bewegung gibt es hingegen (noch) im Bezirk Oberpullendorf (minus 0,38 Prozent). Wobei auch hier erkennbar ist, dass vor allem die nördlichen Gemeinden mit guter Verkehrsanbindung zu den Gewinnern zählen, etwa Lackenbach mit plus 5 Prozent.
Rückgang im Süden
Ganz anders hingegen die Lage im Südburgenland: Vor allem in der Region Güssing, Österreichs einzigem Bezirk ohne Bahnanschluss, geht die Bevölkerung seit Jahren zurück. Minus 3,3 Prozent weist die Statistik im 10-Jahres-Vergleich aus, in peripher liegenden Gemeinden sind es sogar mehr als 13 Prozent. Zwar verliert auch der Bezirk Jennersdorf (minus 2,2 Prozent), aufgrund der Nähe zu Graz aber nicht so stark wie sein nördlicher Nachbar.
Der Bezirk Oberwart darf sich nach wie vor über ein leichtes Wachstum freuen, aber: Je abgeschiedener eine Gemeinde liegt, desto größer der Rückgang. Das Wachstum konzentriert sich auf die Zentren wie Oberwart, Pinkafeld, Bad Tatzmannsdorf oder Neustift an der Lafnitz, das vor allem von seiner Nähe zur Steiermark und der vergleichsweise besseren burgenländischen Wohnbauförderung profitiert.
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